Das Ehepaar Dietrich aus Mellau hat vor fünf Jahren einen neuen Bauernhof mit Ferienwohnungen gebaut. Der Bau ist für unsere Region eher untypisch, er hat sich aber sehr bewährt.
Der Bauernhof von Maximilian und Daniela Dietrich in Mellau ist etwas ganz Besonderes: nicht nur, weil er an einem steilen Sonnenhang 200 Meter über dem Dorfzentrum steht, sondern vor allem wegen seiner markanten Bauweise. Wohnhaus und Stall werden durch einen niedrigen Verbindungsbau unterbrochen (siehe Bild oben). „Der Bau fügt sich harmonisch in die Landschaft ein, da die zwei Gebäude aufgelockerter wirken als ein langer Einhof“, sagt Daniela. In einem Einhof liegt jedoch der Ursprung der Geschichte: Fünf Fußminuten bergab steht das über 150-jährige Bauernhaus – das Elternhaus von Maximilians Vater – in dem seit 2005 schottische Hochlandrinder gehalten werden. Als Daniela und Maximilian ein Eigenheim schaffen wollten, war auch der alte Einhof denkbar, aber: „Es hätte zu viel umgebaut werden müssen und der alte Anbindestall entsprach nicht den heutigen Anforderungen“, erklärt der Bauer. Zudem bietet der jetzige Standort deutlich mehr ebene Fläche. Nach – wie Daniela und Maximilian sagen – vielen Überlegungen, Gesprächen, Beratungen, schlaflosen Nächten und Zufällen entstand der Plan für den Neubau mit Wohnhaus, zwei Ferienwohnungen und dem Stall. Mit Beginn der Pandemie im März 2020 starteten die Bauarbeiten unter erschwerten Bedingungen – im Mai 2021 war der Panoramahof Bergglück bezugsfertig und im Juni 2021 wurden die Ferienwohnungen erstmals vermietet.
Dass das neue Haus seine heutige, besondere Form aufweist, ist einer unerwarteten Planänderung zu verdanken: Der Stall sollte ursprünglich rund 100 Meter vom Wohnhaus entfernt stehen. Kurz vor Baubeginn wurde jedoch festgestellt, dass eine Bebauung an dieser Stelle nicht möglich war. „In weniger als drei Monaten mussten wir komplett umplanen“, erzählt Daniela. „Im Nachhinein sind wir aber sehr froh, dass alles so gekommen ist.“ Heute leben Daniela und Maximilian mit ihrem bald vierjährigen Sohn David und dem kleinen Lukas, der Ende Jänner 2025 geboren wurde, im Haus. Die Dietrichs bewirtschaften ca. fünf Hektar Land und halten Hochlandrinder, Schwarznasenschafe, Ziegen, Hühner, einen Hahn, Zwergkaninchen und Katzen. Alle Tiere bleiben das ganze Jahr am Hof.
Bei der Umsetzung des Bauprojekts setzten Dietrichs durchgehend auf Handwerksbetriebe aus der Region. Zudem legten sie großen Wert auf den Baustoff Holz: „Holz ist ein lebendiger Baustoff, der nachwächst und CO2-neutral ist. Das Wohlbefinden unterscheidet sich deutlich von gemauerten Häusern“, sind die Bauherren überzeugt. Fassade und Decken bestehen aus Fichte, die Fenster aus Weißtanne und die Böden aus geölter Eiche. Nur der Keller ist betoniert, wo übrigens auch die Familienschlafzimmer untergebracht sind. „Für die Hanglage ist das ideal: Ein Ausblick ist trotz Keller möglich, und die Zimmer bleiben im Sommer kühl“, berichtet die Bäuerin.
Die zwei Ferienwohnungen im ersten Stock liegen an den besten Aussichtsplätzen – das Haus befindet sich wie bereits erwähnt an einem sonnigen Südhang. „Die Gäste schätzen die herrliche Aussicht auf Berg und Tal“, sagt Daniela. Die Wohnungen liegen sich gegenüber, was sich sehr bewährt hat: Zum einen buchen manchmal zwei zusammengehörige Familien die Wohnungen, zum anderen erleichtert es die Reinigungsarbeiten. „Bei einem zeitgleichen Wechsel spart die Anordnung Zeit“, betont Daniela. Dass Dietrichs beim Bau der Wohnungen auf einen effektiven Schallschutz geachtet haben, ist für die Gäste und Bewohner ein wichtiger Komfort. Gäste- und Familienbereich sind getrennt, teilen jedoch einen gemeinsamen Eingang. „Es ist schön, sich an der Haustüre zu treffen. Zudem gibt es nur ein Treppenhaus, wodurch beim Bau Platz gespart wurde“, erklären die Gastgeber. Noch einmal zum Zwischentrakt: Er beherbergt eine Werkstatt, darüber befinden sich Parkplätze und ein Aussichtspunkt für die Gäste. Dank des Verbindungstrakts erreicht die Bauernfamilie den Stallbereich auch im Winter schnell und trocken. Die Gäste wiederum schätzen die unmittelbare Nähe der Tiere zum Wohnhaus – ohne von Lärm oder Gerüchen gestört zu werden.
Nicht nur bei der Gestaltung des Gebäudes haben die Dietrichs auf durchdachte, effiziente Lösungen gesetzt, sondern auch bei der Energieversorgung: Auf dem Dach des Stallgebäudes sorgt eine Photovoltaikanlage für Strom. Der Eigenbedarf wird damit gedeckt und die überschüssige Energie speist Boiler, Wärmepumpe oder das öffentliche Netz. So ist das Dach genutzt, während die Flächen für die Bewirtschaftung frei bleiben. Geheizt wird mit Ringgrabenkollektoren, die unter der großen Freifläche unterhalb des Hauses verlegt sind – eine kostengünstige, wartungsfreie und zuverlässige Lösung. Daniela und Maximilian sind mit ihrem Neubau sehr zufrieden. Ihr Projekt, das beim Innovationswettbewerb 2024 von „Urlaub am Bauernhof Österreich“ eingereicht wurde, spiegelt ihren zukunftsweisenden Ansatz wider. Anderen Hofbesitzer/-innen, die einen Um- oder Neubau planen, raten sie: vorher viele andere Projekte anschauen und vor allem die Grundrisse gut planen. „Für uns war auch die Unterstützung durch die Bauabteilung der Landwirtschaftskammer sehr wertvoll“, sagt Maximilian. „Von der Planung über die Ausschreibung bis zur Bauleitung hat die Kammer alles übernommen. Das Timing mit den Firmen lief so Hand in Hand und der Kostenrahmen wurde eingehalten.“
Zwei weitere Tipps sind: „Es hilft, die täglichen Abläufe vorher durchzuspielen und es ist schön, wenn man die Zeit und auch die Motivation bis zum Ende hat, viel Eigenleistung zu erbringen. Jedoch sollte man bedenken, dass die ‚Eigenleistungsmittel‘ letztlich doch begrenzt sind“, erklärt Daniela. Der Neubau war zwar eine große Investition, doch die Ferienwohnungen sind ein wichtiges Zusatzeinkommen der Familie. Die Marke „Urlaub am Bauernhof“ ist für sie dabei „unsagbar wertvoll“, wie Daniela betont: „Sie zieht genau die passenden Gäste an“. Auch privat ist die Vermietung für Dietrichs eine Bereicherung: Sie treffen auf eine bunte Mischung an Gästen – vom Baby bis zum Rentner, von Deutschen bis zu saudiarabischen Staatsangehörigen. Aus einigen Begegnungen sind Freundschaften bei Klein und Groß entstanden. Außerdem: „Es ist ideal, meinen Arbeitsplatz im Haus zu haben“, erklärt die zweifache Mama. „Vermietung und Hofarbeit lassen sich perfekt mit der Betreuung der Kinder vereinbaren.“