Garten und Natur – OGV bewegt Vorarlberg
Was vor 100 Jahren in Dornbirn begonnen hat wurde mit einer würdigen und herzlichen Jahreshauptversammlung in Hohenems gefeiert. Der vollbesetzte Emser Löwensaal bildete die perfekte Kulisse für die festliche Jahreshauptversammlung. Die 66 OGV-Ortsvereine durften in den vergangenen zwei Jahren die bunte Vielfalt nur auf Sparflamme leben. Viele Aktivitäten fielen der Pandemiebekämpfung zum Opfer. Das Interesse an OGV Themen war jedoch ungebrochen wie 1,2 Millionen Zugriffe auf die Vereinshomepage im letzten Jahr eindrücklich zeigen. 16.000 OGV-Mitglieder erbrachten im Ehrenamt wiederum enorme Leistungen für die Natur und die Umwelt. Regionalität, gemeinsame Unterhaltung und im Einklang mit der Natur tätig sein, gehen bei den Vereinen Hand in Hand.
Naturbelassen, regional
Es passt zur naturnahen Bewegung. Sie entdeckt die eigenen Wurzeln wieder und sieht die Wichtigkeit der Eigenproduktion von Lebensmitteln im eigenen Garten. Es soll schmecken. Und man will wieder wissen, was auf den Tisch oder ins Glas kommt. Frisches Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten braucht keine langen Transportwege, ist naturbelassen und schmeckt ausgezeichnet.
Passend zur positiven Stimmung setzt der Landesverband in der Führung auf Kontinuität. Obmann Markus Amann wurde in seinem Amt bestätigt. Nach zehn Jahren im Vorstand wird Renate Moosbrugger in die zweite OGV Reihe zurücktreten und sich im Team „Garta tuat guat“ für die Jugend einsetzen. Standing Ovations und ihre Ernennung zum Ehrenmitglied waren die logische Konsequenz für ihr riesiges Arbeitspensum. Mit dem Goldenen Ehrenzeichen des OGV Vorarlberg wurde auch Franz Bilgeri für seine 51-Jährige Vorstandstätigkeit in Lingenau ausgezeichnet. Ein großes Dankeschön gilt der Götznerin Caroline Büsel, die ab sofort neue Obmann-Stellvertreterin im OGV sein wird. Dem Führungsduo steht das 18-köpfige Vorstandsteam zur Seite. Gemeinsam setzt dieses Kernteam die verschiedensten Projekte und Aktivitäten wie z.B. die Pädagogenausbildung, das Kistagärtle-Projekt, Natur im Garten oder den Tag der offenen Gartentür im Juni um. Chronist Karl-Heinz Fritsche fasst mit nebenstehendem Rückblick die Entwicklung des OGV trefflich zusammen. Der OGV, ein Verband mit Vergangenheit und großer Zukunft!
Passend zur positiven Stimmung setzt der Landesverband in der Führung auf Kontinuität. Obmann Markus Amann wurde in seinem Amt bestätigt. Nach zehn Jahren im Vorstand wird Renate Moosbrugger in die zweite OGV Reihe zurücktreten und sich im Team „Garta tuat guat“ für die Jugend einsetzen. Standing Ovations und ihre Ernennung zum Ehrenmitglied waren die logische Konsequenz für ihr riesiges Arbeitspensum. Mit dem Goldenen Ehrenzeichen des OGV Vorarlberg wurde auch Franz Bilgeri für seine 51-Jährige Vorstandstätigkeit in Lingenau ausgezeichnet. Ein großes Dankeschön gilt der Götznerin Caroline Büsel, die ab sofort neue Obmann-Stellvertreterin im OGV sein wird. Dem Führungsduo steht das 18-köpfige Vorstandsteam zur Seite. Gemeinsam setzt dieses Kernteam die verschiedensten Projekte und Aktivitäten wie z.B. die Pädagogenausbildung, das Kistagärtle-Projekt, Natur im Garten oder den Tag der offenen Gartentür im Juni um. Chronist Karl-Heinz Fritsche fasst mit nebenstehendem Rückblick die Entwicklung des OGV trefflich zusammen. Der OGV, ein Verband mit Vergangenheit und großer Zukunft!
Chronik 100 Jahre OGV
Für das Jubiläum hat Karl-Hein Fritsche aus Rankweil eine kurze Geschichte des Vereines zusammengestellt.
Die Vorgeschichte
Die lange Friedenszeit und der technische Fortschritt bescherten relativen Wohlstand. Die Industrialisierung brachte neue Abhängigkeiten und soziale Spannungen. Das eigene Grundstück bzw. die Erträge davon bedeuteten für die ärmere Bevölkerungsschicht ein Stückchen Unabhängigkeit. Durch das ständig wachsende Bahnnetz wurden Entfernungen spürbar kleiner. Die wirtschaftlichen Folgen waren gewaltig. Erst dadurch konnten mächtige Produktionszentren entstehen. Der Vorarlberger Weinbau war z.B. nicht nur ein Opfer der Reblaus, sondern auch der günstigen Bahnverbindung nach Südtirol und der billigen Weinimporte von dort. 150 Hektar Weingärten wurden innerhalb weniger Jahrzehnte aufgegeben. Die bäuerliche Bevölkerung suchte und fand eine Alternative zum Wein. Um 1900 war die Blütezeit des Mostobstanbaues staatlich gefördert. Nach amtlicher Statistik vom Jahre 1880 waren in Vorarlberg 2.716 bäuerliche Brennereien und 88 gewerbliche Betriebe dieser Art vorhanden. Gebrannt wurden 32.668 Hektoliter Maische. Nationales und romantisches Denken setzten sich gegen die internationale Abhängigkeit und Verfremdung zur Wehr.
Im Schulgarten fing es an:
Im Jahre 1860 begann der Oberlehrer Thomas Knecht seine Lehrtätigkeit an der Volksschule in Rankweil. In einem eigenen Schulgarten lehrte er die Jugend Obstbäume zu hegen und zu pflegen. Er führte die Tradition ein, jedem Schulabgänger aus eigener Anzucht einen „Schulbaum“ zu schenken. In vielen Gemeinden gab es ähnliche Initiativen.
Initiativen zeigten Wirkung
Hilfe zur Selbsthilfe führte zur Gründung von Vereinen. Der erste Obstbauverein entstand 1889 in Dornbirn, gegründet von Maximilian Schmidinger, Schuldirektor in Dornbirn. Am 21. Februar 1892 wurde die Bodenseegärtnervereinigung in Rorschach gegründet. Diese feiert heuer das 130-jährige Jubiläum.
Eine weitere Gründung für Gärtner und Hobbygärtner fand am 11. August 1895 im Gasthof Bären in Feldkirch statt. Obmann war Josef Smetana aus Dornbirn, Stellvertreter Franz Dieterle aus Feldkirch. Ziel dieser Vereinigung war es ursprünglich Gärtner und Hobbygärtner zu unterstützen z.B. mit Saatgutspenden.
Im Jahre 1900 wurde Oberlehrer Max Schmidinger vom K.u.K. Ackerbauministerium Wien beauftragt zur Weltausstellung nach Paris zu fahren. Die Ausstellung wurde auch von Vorarlberg beschickt und zwar mit acht Kisten Obst, davon 25 Sorten Äpfel und 16 Sorten Birnen. Der Verein Dornbirn erhielt eine goldene Medaille und Max Schmidinger wurde die silberne Mitarbeitermedaille verliehen. Die großen Erfolge der schon bestehenden Obstbauvereine gaben Ansporn, um in den verschiedenen Gemeinden neue Vereine dieser Art zu gründen. Schon vor dem 1. Weltkrieg gab es in Vorarlberg 30 Vereine dieser Art. Während der Kriegsjahre wurden allerdings die Tätigkeiten vielerorts unterbrochen oder eingestellt. Nach dem 1. Weltkrieg wurden wieder viele Kurse und Vorträge abgehalten und die Zahl der Vereine nahm stark zu.
Die Gründung
Im Jahre 1922 wurden in Vorarlberg 82 Obstbauvereine gezählt. Aufgrund dieser Anzahl sah sich der damalige Landeskulturrat veranlasst, diese Vereine in einem Verband zusammenzuschließen.
Alle Vereine wurden am 20. August 1922 zu einer Versammlung in das alte Realschulgebäude nach Dornbirn eingeladen. 17 Vereinsobmänner waren anwesend. Zu dieser Hauptversammlung wurden vorbereitete Satzungen vorgelegt, die auch voll und ganz die Zustimmung erhielten. Zum Vereinsobmann wurde nun Schuldirektor Maximilian Schmidinger aus Dornbirn vorgeschlagen und auch gewählt. Er nahm das Amt aus Altersgründen nicht an, wurde aber zum Ehrenobmann ernannt. Nach neuerlichen Vorschlägen wurde Lehrer Rudolf Sperger aus Lustenau zum ersten Obmann des Landesverbandes gewählt.
Immer wieder Lehrer!
Warum? Wer mit der Jugend zu tun hat, spürt die Veränderungen zuerst. Lehrer, in der Vergangenheit aufgewachsen, arbeiten mit der Jugend von heute und sollen sie auf morgen vorbereiten. In den 100 Jahren bis heute gab es viele Herausforderungen.
Daraus resultierten Veränderungen.
Im Jahre 1931 wurde in Vorarlberg eine aus der Schweiz stammende Schnittmethode, der Öschbergschnitt, gelehrt und mit Erfolg verbreitet (Mitteltrieb entfernen, bessere Belichtung, schöneres Obst). Obstverkauf wurde ein Geschäft. Nur makelloses Obst lässt sich verkaufen. In diesen Jahren wurden viele Obstbäume umveredelt, um eine Sortenreduktion zu erreichen aus pflanzenschutztechnischen Überlegungen.
Wir machen einen großen Sprung in die Nachkriegszeit: 1955 bis 1957 wurde ebenfalls eine große Umveredelungsaktion durchgeführt, um eine weitere Sortenvereinfachung zu erreichen. Warum wohl? Man kam mit dem Pflanzenschutz nicht mehr nach. Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre begann ein Umdenken. Die Begeisterung für ökologischen bzw. naturnahen Obstbau wurde salonfähig. Pepi Gau beteiligte sich an den ersten Warndienstprogrammen der Landwirtschaftskammer. Edi Lex war ein aktiver Förderer. Ob es die Bekämpfung des Apfelwicklers, des Pflaumenwicklers oder des Schorfes betraf, in Rankweil standen stets die ersten Fallen oder Warndienstgeräte des Landes. Bald nach der Jahrtausendwende entwickelte sich der Landesverband wieder weiter unter Norbert Carotta und Gebhard Bechter. Neues Logo, neue Homepage, neuer Name „Obst- & Gartenkultur Vorarlberg“. Daraus resultierten viele Aktivitäten. Ich denke nur an die Seminare: Naschgarten, Gemüse, Kräuter, Schulgartenprojekte, Gemeinschaftsgärten, Kompost, Obstbörse, Natur im Garten, Messeauftritte, länderübergreifende Ausbildungen zum Projektgärtner und vieles mehr. Verantwortlich dafür ist das Team um Markus Ammann, Renate Moosbrugger und Harald Rammel.
Heute ist der Landesverband Obst- & Gartenkultur Vorarlberg Drehscheibe und Angelpunkt für alle Grünthemen.
Die Vorgeschichte
Die lange Friedenszeit und der technische Fortschritt bescherten relativen Wohlstand. Die Industrialisierung brachte neue Abhängigkeiten und soziale Spannungen. Das eigene Grundstück bzw. die Erträge davon bedeuteten für die ärmere Bevölkerungsschicht ein Stückchen Unabhängigkeit. Durch das ständig wachsende Bahnnetz wurden Entfernungen spürbar kleiner. Die wirtschaftlichen Folgen waren gewaltig. Erst dadurch konnten mächtige Produktionszentren entstehen. Der Vorarlberger Weinbau war z.B. nicht nur ein Opfer der Reblaus, sondern auch der günstigen Bahnverbindung nach Südtirol und der billigen Weinimporte von dort. 150 Hektar Weingärten wurden innerhalb weniger Jahrzehnte aufgegeben. Die bäuerliche Bevölkerung suchte und fand eine Alternative zum Wein. Um 1900 war die Blütezeit des Mostobstanbaues staatlich gefördert. Nach amtlicher Statistik vom Jahre 1880 waren in Vorarlberg 2.716 bäuerliche Brennereien und 88 gewerbliche Betriebe dieser Art vorhanden. Gebrannt wurden 32.668 Hektoliter Maische. Nationales und romantisches Denken setzten sich gegen die internationale Abhängigkeit und Verfremdung zur Wehr.
Im Schulgarten fing es an:
Im Jahre 1860 begann der Oberlehrer Thomas Knecht seine Lehrtätigkeit an der Volksschule in Rankweil. In einem eigenen Schulgarten lehrte er die Jugend Obstbäume zu hegen und zu pflegen. Er führte die Tradition ein, jedem Schulabgänger aus eigener Anzucht einen „Schulbaum“ zu schenken. In vielen Gemeinden gab es ähnliche Initiativen.
Initiativen zeigten Wirkung
Hilfe zur Selbsthilfe führte zur Gründung von Vereinen. Der erste Obstbauverein entstand 1889 in Dornbirn, gegründet von Maximilian Schmidinger, Schuldirektor in Dornbirn. Am 21. Februar 1892 wurde die Bodenseegärtnervereinigung in Rorschach gegründet. Diese feiert heuer das 130-jährige Jubiläum.
Eine weitere Gründung für Gärtner und Hobbygärtner fand am 11. August 1895 im Gasthof Bären in Feldkirch statt. Obmann war Josef Smetana aus Dornbirn, Stellvertreter Franz Dieterle aus Feldkirch. Ziel dieser Vereinigung war es ursprünglich Gärtner und Hobbygärtner zu unterstützen z.B. mit Saatgutspenden.
Im Jahre 1900 wurde Oberlehrer Max Schmidinger vom K.u.K. Ackerbauministerium Wien beauftragt zur Weltausstellung nach Paris zu fahren. Die Ausstellung wurde auch von Vorarlberg beschickt und zwar mit acht Kisten Obst, davon 25 Sorten Äpfel und 16 Sorten Birnen. Der Verein Dornbirn erhielt eine goldene Medaille und Max Schmidinger wurde die silberne Mitarbeitermedaille verliehen. Die großen Erfolge der schon bestehenden Obstbauvereine gaben Ansporn, um in den verschiedenen Gemeinden neue Vereine dieser Art zu gründen. Schon vor dem 1. Weltkrieg gab es in Vorarlberg 30 Vereine dieser Art. Während der Kriegsjahre wurden allerdings die Tätigkeiten vielerorts unterbrochen oder eingestellt. Nach dem 1. Weltkrieg wurden wieder viele Kurse und Vorträge abgehalten und die Zahl der Vereine nahm stark zu.
Die Gründung
Im Jahre 1922 wurden in Vorarlberg 82 Obstbauvereine gezählt. Aufgrund dieser Anzahl sah sich der damalige Landeskulturrat veranlasst, diese Vereine in einem Verband zusammenzuschließen.
Alle Vereine wurden am 20. August 1922 zu einer Versammlung in das alte Realschulgebäude nach Dornbirn eingeladen. 17 Vereinsobmänner waren anwesend. Zu dieser Hauptversammlung wurden vorbereitete Satzungen vorgelegt, die auch voll und ganz die Zustimmung erhielten. Zum Vereinsobmann wurde nun Schuldirektor Maximilian Schmidinger aus Dornbirn vorgeschlagen und auch gewählt. Er nahm das Amt aus Altersgründen nicht an, wurde aber zum Ehrenobmann ernannt. Nach neuerlichen Vorschlägen wurde Lehrer Rudolf Sperger aus Lustenau zum ersten Obmann des Landesverbandes gewählt.
Immer wieder Lehrer!
Warum? Wer mit der Jugend zu tun hat, spürt die Veränderungen zuerst. Lehrer, in der Vergangenheit aufgewachsen, arbeiten mit der Jugend von heute und sollen sie auf morgen vorbereiten. In den 100 Jahren bis heute gab es viele Herausforderungen.
Daraus resultierten Veränderungen.
Im Jahre 1931 wurde in Vorarlberg eine aus der Schweiz stammende Schnittmethode, der Öschbergschnitt, gelehrt und mit Erfolg verbreitet (Mitteltrieb entfernen, bessere Belichtung, schöneres Obst). Obstverkauf wurde ein Geschäft. Nur makelloses Obst lässt sich verkaufen. In diesen Jahren wurden viele Obstbäume umveredelt, um eine Sortenreduktion zu erreichen aus pflanzenschutztechnischen Überlegungen.
Wir machen einen großen Sprung in die Nachkriegszeit: 1955 bis 1957 wurde ebenfalls eine große Umveredelungsaktion durchgeführt, um eine weitere Sortenvereinfachung zu erreichen. Warum wohl? Man kam mit dem Pflanzenschutz nicht mehr nach. Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre begann ein Umdenken. Die Begeisterung für ökologischen bzw. naturnahen Obstbau wurde salonfähig. Pepi Gau beteiligte sich an den ersten Warndienstprogrammen der Landwirtschaftskammer. Edi Lex war ein aktiver Förderer. Ob es die Bekämpfung des Apfelwicklers, des Pflaumenwicklers oder des Schorfes betraf, in Rankweil standen stets die ersten Fallen oder Warndienstgeräte des Landes. Bald nach der Jahrtausendwende entwickelte sich der Landesverband wieder weiter unter Norbert Carotta und Gebhard Bechter. Neues Logo, neue Homepage, neuer Name „Obst- & Gartenkultur Vorarlberg“. Daraus resultierten viele Aktivitäten. Ich denke nur an die Seminare: Naschgarten, Gemüse, Kräuter, Schulgartenprojekte, Gemeinschaftsgärten, Kompost, Obstbörse, Natur im Garten, Messeauftritte, länderübergreifende Ausbildungen zum Projektgärtner und vieles mehr. Verantwortlich dafür ist das Team um Markus Ammann, Renate Moosbrugger und Harald Rammel.
Heute ist der Landesverband Obst- & Gartenkultur Vorarlberg Drehscheibe und Angelpunkt für alle Grünthemen.