Biodiversität und Forststraßen sind kein Gegensatz
Aber vor allem mit der damit möglichen naturnahen kleinflächigen Waldbewirtschaftung wird die Artenvielfalt an Tieren und Pflanzen in unseren Wäldern erhöht. „Das ergibt eine Win-Win-Win-Situation für Biodiversität, nachhaltige, regionale, klimafreundliche Rohstoffnutzung und stabile, klimafitte Schutzwaldstrukturen“, so LKÖ-Präsident Josef Moosbrugger zur Woche des Waldes.
Wie geht das?
Mit einer naturnahen und kleinflächigen Waldbewirtschaftung wird die Biodiversität mit Pflanzen- und Tierarten in unseren Wäldern erhöht. Im Vergleich zu unbewirtschafteten Wäldern, die in langen dunklen Phasen eher artenarm sind, ergibt sich damit sogar eine höhere Biodiversität. Verschiedene wissenschaftliche Studien bestätigen dies und es lässt sich gut einfach erklären: Mit den Nutzungen wird die Struktur im Wald erhöht, Licht kommt hinein und es werden unzählige verschiedene Kleinstlebensräume für eine große Anzahl von Tieren und Pflanzen geschaffen. Für die naturnahe kleinflächige Waldbewirtschaftung braucht es die Erschließung mit Forststraßen. Es braucht sogar eine höhere Erschließungsdichte als bei einer Waldbewirtschaftung mit großen Nutzungshieben. Das heißt, je höher die Erschließungsdichte desto naturnaher kann die Waldbewirtschaftung ausgerichtet werden. Dabei kann die Öffnung der Forststraße selber schon positive Auswirkungen auf die Artenvielfalt bringen. In einer Studie der österreichischen Bundesforste wurde zum Beispiel erhoben, dass eine Reihe von „Rote Liste“-Arten und gefährdete Biotope entlang von Böschungen von Forststraßen vorzufinden sind (Download Broschüre ÖBF, März 2020). Ein anderes Beispiel ist die Eignung von „Auerwildbiotopen“. Auch wenn es negative Aspekte von Forststraßen, vor allem durch Beunruhigungseffekte gibt, werden mit Forststraßen einerseits Flugschneisen geschaffen und eine Bewirtschaftung ermöglicht, mit der lichte Strukturen im wechselnden Waldmosaik als Voraussetzung für ein Auerwildbiotop erreicht (Ergebnisse Präsentation Vorarlberger Auerwildstudie 2023).
Win-Win-Win Situation
Wenn wir keine lichten Waldstrukturen haben, müssen wir nicht über mögliche Beunruhigungseffekte für das Auerwild durch Forststraßenerschließungen diskutieren. Dann gibt es ganz einfach kein Auerwild! „Eine aktive Waldbewirtschaftung bringt auch bessere Stabilitäten, die Waldverjüngung wird gefördert, ein klimafitter Baumartenwechsel wird gefördert, die Widerstands- und Erneuerungskräfte bei Ereignissen kann erhalten und verbessert werden. Der mit einer Nichtnutzung verbundene Vorratsaufbau wäre in einem Gebirgsland wie Vorarlberg, in dem die Schutzwaldwirkungen für alle sehr wichtig sind, keine gute Strategie. Darunter würden die Schutzerfüllungsleistungen unserer Wälder stark leiden“, betont der Präsident.
Kimaschutz-Maßnahme
Positive Win-Effekte ergeben auch die CO2-Wirkungen von Wald und Holz. „Ohne die Holzvorräte groß zu verringern (hoher CO2-Speicher wird gehalten), kann mit der Nutzung des jährlich nachwachsenden Zuwachses eine hohe Klimaschutzleistung erzielt werden. Das im Holz gebundene CO2 bleibt bei Verwendung in verschiedenen Produkten wie in einem zweiten Wald über längere Zeiträume gespeichert und gelangt nicht in die Atmosphäre. Klimaschädliche Materialien wie Stahl, Beton, Ziegel oder Kunststoffe können ersetzt werden. Die stoffliche und energetische Substitution mit Holz bringt hier ein riesiges CO2-Minderungspotential. Holzverwendung wird damit zu einer sehr effizienten „Klimaretter“-Maßnahme, die noch weitaus mehr genutzt werden könnte“, erläutert LK-Forstexperte DI Thomas Ölz.
Petition unterstützen
Die Ende März ins Leben gerufene EU-weite Petition „Für eine selbstbestimmte Waldbewirtschaftung – gegen eine EU-Politik der Bevormundung“ des Waldverbands Österreich hat bereits fast 28.000 Unterstützerinnen und Unterstützer. Um das nötige Gehör für das Anliegen einer Abänderung der Verordnung zu bekommen, sind jedoch noch mehr Stimmen notwendig. Konkret werden Ausnahmen von einer überbordenden Bürokratie für heimische Waldbesitzer gefordert, da in Österreich keine Entwaldungsgefahr wie im Regenwald besteht und daher keine umfangreichen Nachweispflichten erforderlich sind. Der Waldverband fordert eine EU-Politik, die den Waldbesitzerinnen und Waldbesitzerinnen und -besitzer bei der aktiven und nachhaltigen Bewirtschaftung und Pflege ihrer Wälder unter die Arme greift und sie nicht durch überzogene Vorgaben gängelt sowie eine Revision der EU-Entwaldungsordnung. Die Waldbesitzerinnen und -besitzer sollen im Rahmen eines strukturierten Dialogs von der EU eingebunden werden und die EU soll ein klares Bekenntnis zur Optimierung der Entscheidungsprozesse abgeben. Um kurzfristig weitere Belastungen abzuwenden, braucht es laut Waldverband auch eine Revision der EU-Entwaldungsverordnung, damit diese nicht zu einer zusätzlichen Belastung für die Forstwirtschaft wird. Aktuelle Zahlen zeigen, warum das Anliegen auch aus wirtschaftlicher Sicht von Bedeutung ist: Unsere Wälder sichern in Europa entlang der Wertschöpfungskette Forst und Holz insgesamt 17,5 Millionen Arbeitsplätze bei einer Wertschöpfung von mehr als 1,1 Billionen Euro jährlich (EU 27 inkl. Norwegen, Schweiz und GB).
Regionen entscheiden
Waldverband-Obmann Rudolf Rosenstatter: „Das Prinzip der nationalen Eigenständigkeit der Waldbewirtschaftung ist eine der wichtigsten Säulen der Europäischen Union. Damit Europa auch in Zukunft weiterhin lebenswert und wertvoll bleibt, müssen die Entscheidungen über unsere Wälder aber auch dort getroffen werden, wo die Verantwortung dafür liegt – und das ist in den Regionen selbst. Die EU darf die Waldbesitzerinnen und -besitzer nicht weiter durch neue überzogene Vorgaben in ihren Entscheidungen einengen, sondern muss sie einbinden. Nur so kann unsere einzigartige Kulturlandschaft mit all den Wäldern, Äckern, Wiesen, Weiden, Almen, Flüssen, Bergen und Seen bewahrt werden. Ich freue mich sehr, dass wir in der kurzen Zeit bereits fast 28.000 Unterstützerinnen und Unterstützer gefunden haben. Damit unser wichtiges Anliegen in Brüssel aber wirklich Gehör findet, brauchen wir noch mehr Unterschriften. Ich bin optimistisch, dass wir das im Sinne einer nachhaltigen Zukunft für unsere Wälder auch schaffen werden.“ Unterstützung für den vom Waldverband Österreich geforderten Kurswechsel in der EU kommt von politischer Seite. Österreichs Forstminister Norbert Totschnig und die bayrische Forstministerin Michaela Kaniber haben mit der „Salzburger Erklärung“ eine gemeinsame Charta von Österreich und Bayern unterzeichnet, die sich gegen wachsende EU-Bürokratie, gegen überzogene Vorgaben und für mehr Einbindung der heimischen Waldbesitzer ausgesprochen haben.
Waldbewirtschaftung ist der Schlüssel
Der Wald ist ein Hauptbetroffener der Klimaveränderung, zugleich aber auch ein starker Player zur Lösung des Problems. Rund 37 Prozent der Landesfläche in Vorarlberg sind Wald. Wald hat neben der Holzproduktion für die gesamte Bevölkerung unverzichtbare Funktionen als Schutz von Siedlungsräumen, als Klimaregulator und als Erholungsraum. Es ist daher notwendig, die Bevölkerung bei der Klimaanpassung der Wälder einzubinden und für die notwendigen Maßnahmen zur Erhöhung der Widerstandsfähigkeit der Waldökosysteme zu begeistern. Genau hier schließt das Projekt „Üser Wald“ der Klimaanpassungsregion im Walgau an und setzt aktive Maßnahmen für den Erhalt und Schutz der Wälder sowie der Kulturlandschaft. So setzt man im Land auf gesunde Mischwälder und unterstützt eine nachhaltige Bewirtschaftung und Pflege des Waldes. Gleichzeitig beteiligt sich das Land an mehreren Forschungsprojekten, um die Auswirkungen der Klimaerwärmung auf die Wälder besser vorhersehen zu können und wirksame Gegenmaßnahmen zu entwickeln.
Hier gehts zur Petition: