100 Jahre Landwirtschaftkammer
Schon im Jahre 1917, also noch während des ersten Weltkrieges und im alten Österreich, gab es die ersten Bestrebungen, in Vorarlberg eine Bauernkammer nach dem Muster der Handels- und Gewerbekammer zu schaffen. Doch es blieb vorerst beim Wollen. Die Landwirtschaft und ihre Organisationen standen damals noch fest im Bann der Zwangswirtschaft des Krieges und seiner Nachwehen. Erst 1922 – befreit von den Fesseln dieser zwingenden Bereitstellung von Lebensmitteln zur Versorgung des Volkes – brachte der Landeskulturrat bei der Landesregierung einen Gesetzesentwurf zur Gründung einer Bauernkammer ein. Auch die beiden sich konkurrierenden bäuerlichen Lager, der Bauernbund und der Landbund, stellten sich hinter diesen Antrag. Die Landesregierung tendierte eher zu einer Fusion mit den Agrarbehörden.
Die Vorgängerorganisationen
Die zentrale Absicht der Gesetzesinitiative war eine zeitgemäße Weiterentwicklung der bisherigen landwirtschaftlichen Organisationen zu einer demokratisch gewählten, selbständigen Berufsvereinigung der Landwirtschaft. Die erste Vorgängerorganisation, der Landwirtschafts-Verein (1861 – 1911), war ein privater Zusammenschluss auf vereinsrechtlicher Basis zur Förderung der landwirtschaftlichen Erzeugung. Ihm folgte der Landeskulturrat (1911 – 1925), der mit der gleichen Aufgabenstellung, allerdings angegliedert an die Landesverwaltung, halbamtlich tätig war. Das Land entsandte die Mehrheit der Funktionäre und stellte das Personal zur Verfügung. Auch die Finanzen lagen in der Verantwortung des Landes.
Eigenständige Berufsvertretung
Mit der angestrebten dritten Stufe der Organisationsentwicklung, einer demokratisch gewählten Vertretung für den gesamten Berufsstand (alle Bauern und bäuerlichen Angestellten), war auch eine erweiterte Aufgabenstellung verbunden:
• Die Vertretung der Interessen des gesamten Bauernstandes
• Die Förderung aller landwirtschaftlichen Produktionssparten
Am 10. März 1925 hat der Vorarlberger Landtag nach längeren Verhandlungen, Beratungen und Vorbereitungen die Errichtung der Vorarlberger Bauernkammer beschlossen. Damit bekam Vorarlberg nach Niederösterreich die zweite Bauernkammer in Österreich, bei der auch die land- und forstwirtschaftliche Dienstnehmerschaft eingegliedert war.
• Die Vertretung der Interessen des gesamten Bauernstandes
• Die Förderung aller landwirtschaftlichen Produktionssparten
Am 10. März 1925 hat der Vorarlberger Landtag nach längeren Verhandlungen, Beratungen und Vorbereitungen die Errichtung der Vorarlberger Bauernkammer beschlossen. Damit bekam Vorarlberg nach Niederösterreich die zweite Bauernkammer in Österreich, bei der auch die land- und forstwirtschaftliche Dienstnehmerschaft eingegliedert war.
Die Konstituierung
Dann ging alles sehr schnell. Die Wahlen in die Vollversammlung ersparte man sich, weil bei der Landesregierung nur ein Wahlvorschlag eingebracht wurde, auf den sich die beiden wahlwerbenden Gruppen, Bauernbund und Landbund, geeinigt hatten. Die erste Kammer-Vollversammlung setzte sich aus sechs Vertretern des Bauernbundes, vier des Landbundes, je drei des Braunviehzuchtverbandes und der landwirtschaftlichen Arbeiter sowie einem Delegierten der Landesregierung zusammen.
Am 29. Mai 1925 wurde bei der ersten Vollversammlung der Innerbrazer Josef Anton Hillbrand, Oberlehrer in Ruhe und Präsident des bisherigen Landeskulturrates, zum ersten Präsidenten der Vorarlberger Bauernkammer gewählt, zum Vizepräsidenten Ing. Ernst Winsauer aus Bregenz. Wie groß der Aufholbedarf und mit wieviel Energie die neue Bauernvertretung ans Werk ging, zeigt allein schon der Umstand, dass die neugewählten Kammerräte im ersten Halbjahr zu sieben Vollversammlungen einberufen wurden.
Am 29. Mai 1925 wurde bei der ersten Vollversammlung der Innerbrazer Josef Anton Hillbrand, Oberlehrer in Ruhe und Präsident des bisherigen Landeskulturrates, zum ersten Präsidenten der Vorarlberger Bauernkammer gewählt, zum Vizepräsidenten Ing. Ernst Winsauer aus Bregenz. Wie groß der Aufholbedarf und mit wieviel Energie die neue Bauernvertretung ans Werk ging, zeigt allein schon der Umstand, dass die neugewählten Kammerräte im ersten Halbjahr zu sieben Vollversammlungen einberufen wurden.
Das Kammeramt
Am 1. Juni 1925 nahm das neue Kammeramt unter der Leitung von Dr. August Fischer in den Räumlichkeiten des bisherigen Landeskulturrates in der Seestraße in Bregenz seine Tätigkeit auf. Sowohl Aufgaben als auch Personal wurden vom Landeskulturrat übernommen. Für das neu hinzugekommene Arbeitsfeld der Interessenvertretung wurde das Sekretariat personell ausgebaut. Die weiteren Abteilungen waren: Pflanzenbau, Tierzucht, Milchwirtschaft, Landwirtschaftliches Bauwesen und die Landwirtschaftliche Buch- und Betriebsberatungsstelle.
Im November übersiedelte das Kammeramt in das vom Land neu erbaute „Grüne Haus“ in Bregenz, Montfortstraße 4. So wurde die im Bauernkammer-Gesetz verbindlich festgelegte, kostenlose Bereitstellung der Büroräumlichkeiten vom Land eingelöst.
Im November übersiedelte das Kammeramt in das vom Land neu erbaute „Grüne Haus“ in Bregenz, Montfortstraße 4. So wurde die im Bauernkammer-Gesetz verbindlich festgelegte, kostenlose Bereitstellung der Büroräumlichkeiten vom Land eingelöst.
Neue Serie "Wie’s damals war..."
Der ehemalige Kammerdirektor Dr. Gebhard Bechter gewährt im Jubiläumsjahr mit Auszügen aus alten Schriften Einblicke in die damalige bäuerliche Welt.
Bedingungen früher und heute
Gerne schmökere ich in alten Berichten, um nachzuspüren, was die bäuerliche Bevölkerung in den Anfängen ihrer Berufsvertretung und in der Zeit danach bewegt hat. Speziell die Frage, unter welchen Bedingungen die Menschen in der Landwirtschaft gelebt und gearbeitet und wonach sie gestrebt haben, dürfte auch für die heutige Generation von Interesse sein. Es ist auch spannend, womit sich die Bauernvertretung über die Jahrzehnte zu beschäftigen hatte und wie sie agiert hat. Bedeutendes und Auffälliges dazu werde ich euch, liebe Leserinnen und Leser, in dieser Serie möglichst originalgetreu vorstellen.
Ich möchte euch einladen, damit den Bezug zum heutigen Leben und Wirtschaften herzustellen. Das macht das Ganze erst interessant. Starten will ich mit der Vorstellung der damaligen Landwirtschaft in Vorarlberg, entnommen aus den Mitteilungen der Vorarlberger Bauernkammer 9/1928.
Ich möchte euch einladen, damit den Bezug zum heutigen Leben und Wirtschaften herzustellen. Das macht das Ganze erst interessant. Starten will ich mit der Vorstellung der damaligen Landwirtschaft in Vorarlberg, entnommen aus den Mitteilungen der Vorarlberger Bauernkammer 9/1928.
Vorarlbergs Landwirtschaft
„Vorarlberg, der westliche Eckpfeiler im Bau der Republik, erhebt sich hoch über den Spiegel des Bodensees und das breite Tal des jungen Rheins. Auf dem bescheidenen Raum von 2.600 Quadratkilometern vereinigt es alle Stufenlagen landschaftlicher Pracht, von tiefen Tälern bis zu hohen Gipfeln: Ebene, freie grüne Berge, stille Gründe, sonnige Weiden, aber auch eisgepanzerte, dunkelernste Gipfelformen. Als ausgesprochenes Alpengebiet nimmt das Land an dem infolge der günstigen Einflußnahme auf die Vegetation vielgepriesenen Alpenklima reichen Anteil.
Alpenlage und Alpenklima bilden zusammen den natürlichen Reichtum des Landes; sie sind auch seit jeher von durchschlaggebender Bedeutung für die Richtung, in der sich das Wirtschaftsleben des Vorarlberger Volkes bewegt. Soweit die Geschichte über menschliche Ansiedlungen im Lande Aufschluss erteilt, gibt sie immer wieder Zeugnis davon, dass das Volk vor dem Arlberg in Erkenntnis seiner natürlichen Aufgabe und dem Kampf mit den in der Alpenwelt stets gegenwärtigen Katastrophen, einen Großteil seiner Kraft auf die Landwirtschaft konzentrierte, um auf diese Weise den von der Natur gebotenen Reichtum des Landes zu kapitalisieren und der menschlichen Gesellschaft dienstbar zu machen.“
Alpenlage und Alpenklima bilden zusammen den natürlichen Reichtum des Landes; sie sind auch seit jeher von durchschlaggebender Bedeutung für die Richtung, in der sich das Wirtschaftsleben des Vorarlberger Volkes bewegt. Soweit die Geschichte über menschliche Ansiedlungen im Lande Aufschluss erteilt, gibt sie immer wieder Zeugnis davon, dass das Volk vor dem Arlberg in Erkenntnis seiner natürlichen Aufgabe und dem Kampf mit den in der Alpenwelt stets gegenwärtigen Katastrophen, einen Großteil seiner Kraft auf die Landwirtschaft konzentrierte, um auf diese Weise den von der Natur gebotenen Reichtum des Landes zu kapitalisieren und der menschlichen Gesellschaft dienstbar zu machen.“
Zentrale Rolle der Landwirtschaft
Schon damals, als nach dem Ersten Weltkrieg die Republik aus der Taufe gehoben wurde, bildete Vorarlberg einen Eckpfeiler im Hause Österreich. Der einzige Bodenschatz des westlichsten Bundeslandes: die Naturlandschaft. Der Landwirtschaft kommt die zentrale Rolle zu, diesen natürlichen Reichtum zu erhalten und für die Versorgung des Volkes zu nutzen. Ein Auftrag, der bis heute nichts an Bedeutung verloren hat.
Permalink zum historischen Foto: pid.volare.vorarlberg.at/o:114154
Permalink zum historischen Foto: pid.volare.vorarlberg.at/o:114154
Ausblick auf das Jubiläumsjahr
Das Jubiläumsjahr 2025 steht unter dem Motto der Feier unserer Geschichte, gemeinsam Erreichtem und der Ausrichtung auf eine erfolgreiche und nachhaltige Zukunft. Mit Veranstaltungen und Aktionen möchten wir gemeinsam mit unseren Funktionär/-innen, Mitarbeiter/-innen und Mitgliedern das 100-jährige Bestehen der Landwirtschaftskammer Vorarlberg gebührend würdigen. Im Folgenden finden Sie einen Überblick über die geplanten Highlights und Ideen zu diesem Jubiläum.
Der Startschuss für das Jubiläumsjahr fiel am 14. Jänner durch unseren Präsidenten Josef Moosbrugger zur Eröffnung der Reihe „Kammer kommt“. In den nächsten Tagen geht die 100-Jahre-Website (www.100jahre-lkvorarlberg.at) online. Ab nächster Woche startet unser ehemaliger Kammerdirektor Dr. Gebhard Bechter in „Unser Ländle“ eine wöchentliche Serie „wie´s damals war“.
Im Rahmen der Gründung der Landwirtschaftskammer Vorarlberg am 10. März 1925 wird eine Ausstellung eröffnet, die einen Rückblick auf die letzten 100 Jahre behandelt. Die Eröffnung findet voraussichtlich Mitte März im Foyer des Landhauses statt, bevor sie zu einem späteren Zeitpunkt in den 6. Stock des LK-Gebäudes in Bregenz umzieht.
Gemeinsam möchten wir mit allen Mitarbeiter/-innen und Funktionär/-innen unseren Kammerwald aufforsten. Symbolisch trägt er den Namen „Zukunftswald” und soll mit unseren guten Wünschen für eine nachhaltige, gesunde und friedliche Zukunft wachsen.
Am 1.Mai soll im Unterland die erste Veranstaltung „Hoffest“ stattfinden. Eine gute Gelegenheit, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und mehr über die Arbeit unserer Land- und Forstwirt/-innen und dem Engagement für die Vorarlberger Landwirtschaft und deren Vielfalt vor Ort zu erfahren. Weitere Termine: 17. August (Bregenzerwald) und 5. Oktober (Oberland).
Die Kammer lädt Mitarbeiter/-innen, Funktionär/-innen und Mitglieder zu einem Festakt anlässlich des 100-jährigen Jubiläums in die Schorenhalle nach Dornbirn ein. Der Termin ist der 26. September, ein Freitagabend.
Ein Jubiläum wie das unsere ist nicht nur ein Rückblick, sondern vor allem eine Gelegenheit, mit einem reichen Erfahrungsschatz in die Zukunft zu blicken. Die Verbindung von Tradition und Innovation bildet dabei die Grundlage für eine Zukunftstagung im November. Infos und Termin folgen. Die Vollversammlung im Dezember schließt das Jubiläumsjahr offiziell ab.
Weitere Aktionen sind geplant, die das Ereignis lebendig machen. Dazu gehören ein Malwettbewerb in Vorarlberger Kindergärten, der Aufruf an unsere Mitglieder, ihre „Bilder-Schätze“ zu teilen, sowie Interviews mit Mitarbeiter/-innen, Funktionär/-innen und Mitgliedern. Vielfalt und Engagement betonen die gemeinsamen Werte, die uns über die Jahre hinweg verbinden.
Der Startschuss für das Jubiläumsjahr fiel am 14. Jänner durch unseren Präsidenten Josef Moosbrugger zur Eröffnung der Reihe „Kammer kommt“. In den nächsten Tagen geht die 100-Jahre-Website (www.100jahre-lkvorarlberg.at) online. Ab nächster Woche startet unser ehemaliger Kammerdirektor Dr. Gebhard Bechter in „Unser Ländle“ eine wöchentliche Serie „wie´s damals war“.
Im Rahmen der Gründung der Landwirtschaftskammer Vorarlberg am 10. März 1925 wird eine Ausstellung eröffnet, die einen Rückblick auf die letzten 100 Jahre behandelt. Die Eröffnung findet voraussichtlich Mitte März im Foyer des Landhauses statt, bevor sie zu einem späteren Zeitpunkt in den 6. Stock des LK-Gebäudes in Bregenz umzieht.
Gemeinsam möchten wir mit allen Mitarbeiter/-innen und Funktionär/-innen unseren Kammerwald aufforsten. Symbolisch trägt er den Namen „Zukunftswald” und soll mit unseren guten Wünschen für eine nachhaltige, gesunde und friedliche Zukunft wachsen.
Am 1.Mai soll im Unterland die erste Veranstaltung „Hoffest“ stattfinden. Eine gute Gelegenheit, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und mehr über die Arbeit unserer Land- und Forstwirt/-innen und dem Engagement für die Vorarlberger Landwirtschaft und deren Vielfalt vor Ort zu erfahren. Weitere Termine: 17. August (Bregenzerwald) und 5. Oktober (Oberland).
Die Kammer lädt Mitarbeiter/-innen, Funktionär/-innen und Mitglieder zu einem Festakt anlässlich des 100-jährigen Jubiläums in die Schorenhalle nach Dornbirn ein. Der Termin ist der 26. September, ein Freitagabend.
Ein Jubiläum wie das unsere ist nicht nur ein Rückblick, sondern vor allem eine Gelegenheit, mit einem reichen Erfahrungsschatz in die Zukunft zu blicken. Die Verbindung von Tradition und Innovation bildet dabei die Grundlage für eine Zukunftstagung im November. Infos und Termin folgen. Die Vollversammlung im Dezember schließt das Jubiläumsjahr offiziell ab.
Weitere Aktionen sind geplant, die das Ereignis lebendig machen. Dazu gehören ein Malwettbewerb in Vorarlberger Kindergärten, der Aufruf an unsere Mitglieder, ihre „Bilder-Schätze“ zu teilen, sowie Interviews mit Mitarbeiter/-innen, Funktionär/-innen und Mitgliedern. Vielfalt und Engagement betonen die gemeinsamen Werte, die uns über die Jahre hinweg verbinden.