Mehr Tierwohl, weniger Arbeit
Saunieren mit Blick in den Stall: ein Erlebnis, das wohl nur die Familie Hagspiel in Hittisau bietet. Von der Gästesauna aus gibt ein Fenster den Ausblick in den neuen Laufstall frei – umgekehrt bleibt die Sicht allerdings ungestört. Beim Besuch von „Unser Ländle“ streckt gerade eine Jerseykuh ihren Kopf in Richtung Sauna. Hinter ihr tummeln sich einige Artgenossinnen. Auch aus dem oberen Stockwerk lässt sich durch ein Fenster vom Wohntrakt aus das Geschehen im Stall verfolgen. Außerdem wird dort gerade eine Galerie fertiggestellt, von der aus die Gäste die Kühe beobachten können. „So haben die Tiere ihre Ruhe und die Gäste bleiben sauber“, erklärt Anna Hagspiel. Beim Stallumbau war es ihr und ihrem Mann Hubert Hagspiel wichtig, einen offenen Stall zu schaffen, der den Gästen einen guten Einblick bietet. Die beiden wichtigsten Gründe für den Neubau aber waren: mehr Tierwohl und eine Arbeitserleichterung. Beide Punkte wurden erfüllt.
Der Hof der Hagspiels steht an einem Hittisauer Sonnenhang und wird mindestens in der fünften Generation betrieben. Mit Anna und Huberts Kindern Elisa (11), Klara (8) und Manuel (4) wächst die nächste Generation heran. 2011 hat das Ehepaar den Betrieb von Huberts Eltern Renate und Paul Hagspiel gepachtet, drei Jahre später erfolgte die Übergabe. Hagspiels haben zusätzlich zur Landwirtschaft weitere Standbeine. Sie vermieten vier Ferienwohnungen, stellen Joghurt her und betreiben einen Hofladen, in dem neben regionalen Produkten vor allem Hofeigenes verkauft wird: Fleisch, Wurst, Milch, Joghurt und Eier. Die Bauernfamilie hält zurzeit 28 Kühe, von denen fast alle Jerseyrinder sind. Dazu kommen Jungvieh, 150 Hühner, Hasen, Katzen und zwei Ponys.
Der Hof der Hagspiels steht an einem Hittisauer Sonnenhang und wird mindestens in der fünften Generation betrieben. Mit Anna und Huberts Kindern Elisa (11), Klara (8) und Manuel (4) wächst die nächste Generation heran. 2011 hat das Ehepaar den Betrieb von Huberts Eltern Renate und Paul Hagspiel gepachtet, drei Jahre später erfolgte die Übergabe. Hagspiels haben zusätzlich zur Landwirtschaft weitere Standbeine. Sie vermieten vier Ferienwohnungen, stellen Joghurt her und betreiben einen Hofladen, in dem neben regionalen Produkten vor allem Hofeigenes verkauft wird: Fleisch, Wurst, Milch, Joghurt und Eier. Die Bauernfamilie hält zurzeit 28 Kühe, von denen fast alle Jerseyrinder sind. Dazu kommen Jungvieh, 150 Hühner, Hasen, Katzen und zwei Ponys.
Im alten Stall ist der Futtertisch
Seit etwas mehr als einem Jahr stehen die Kühe und das Jungvieh im neuen beziehungsweise umgebauten Stall. Im ehemaligen Anbindestall befindet sich in der Mitte der Futtertisch. Auf der nördlichen Seite sind die Kälber und das Galtvieh in mehreren Boxen gruppenweise auf Tiefstreu untergebracht. Auf der südlichen Seite beginnt das Reich der Kühe: Hier können sie Heu fressen und anschließend durch einen Durchgang in die neue Liegehalle gehen, an die sich der Auslauf anschließt. Die Liegehalle besteht aus dem Melkstand und 32 Liegeboxen – sechs Liegeboxen sind im alten Stall untergebracht. Die Abkalbebox, die auch als Krankenstation dient, befindet sich auch im alten Stallteil, ebenso die Box für den Stier.
Am Tag, an dem „Unser Ländle“ den Stall besichtigt, lässt die Sonne den frisch gefallenen Schnee glitzern. Einige Kühe stehen oder streifen im verschneiten Auslauf umher, der nur von einer Seite aus zugänglich ist. Die anderen drei Seiten sind abschüssig. „Terrasse“ nennt Anna den Auslauf, und wer ihn aus der Vogelperspektive sieht (siehe Foto linke Seite), kann ihr nur zustimmen. An dem Hang, auf dem der Hof steht, scheint die Sonne auch im Winter lange. „Deshalb haben wir hier die Terrasse gebaut. In den Wintermonaten tut die nicht nur Menschen, sondern auch Tieren gut“, ist die junge Bäuerin überzeugt.
Am Tag, an dem „Unser Ländle“ den Stall besichtigt, lässt die Sonne den frisch gefallenen Schnee glitzern. Einige Kühe stehen oder streifen im verschneiten Auslauf umher, der nur von einer Seite aus zugänglich ist. Die anderen drei Seiten sind abschüssig. „Terrasse“ nennt Anna den Auslauf, und wer ihn aus der Vogelperspektive sieht (siehe Foto linke Seite), kann ihr nur zustimmen. An dem Hang, auf dem der Hof steht, scheint die Sonne auch im Winter lange. „Deshalb haben wir hier die Terrasse gebaut. In den Wintermonaten tut die nicht nur Menschen, sondern auch Tieren gut“, ist die junge Bäuerin überzeugt.
Curtains haben vielfältige Funktionen
Die Stallseite, die direkt an den Auslauf grenzt, ist mit Curtains davon getrennt, und entlang dieser Wand reihen sich zahlreiche Liegeboxen für die Kühe. Im Winter, wenn die Sonne tief steht, werden die Curtains geöffnet, und die Tiere in der Reihe kommen in den Genuss der Sonnenstrahlen. Ist das Wetter hingegen schlecht, dienen die Curtains in der Winterzeit als Kälteschutz. Im Sommer sind sie fast immer offen, damit die Luft im Stall zirkulieren kann und kein Hitzestau entsteht.
Doch zurück zur kalten Jahreszeit: „Wenn die Sonne scheint, sind die Kühe oft im Auslauf. Das genießen sie“, erzählt Hubert. Früher, als es noch den Anbindestall gab, wurden die Tiere im Winter öfters ins Freie gelassen. Dafür brauchte man drei Personen und es dauerte schnell mal eine Stunde. Heute können die Tiere raus und rein, wann sie wollen.
Auch im Frühling und im Sommer wird für den Auslauf weder ein Treiber noch eine Treiberin benötigt. Da die Weiden rund um den Hof Hagspiels gehören, können die Tiere über die „Terrasse“ selbständig ein und aus gehen. „Wenn es heiß ist oder die Bremsen den Kühen zu schaffen machen, kehren sie in den Stall zurück“, berichtet Hubert. Nur im Herbst werden die Tiere manchmal auf eine Weide getrieben, die ein Stück vom Stall entfernt ist und zu der sie nicht selbständig hinkönnen.
Doch zurück zur kalten Jahreszeit: „Wenn die Sonne scheint, sind die Kühe oft im Auslauf. Das genießen sie“, erzählt Hubert. Früher, als es noch den Anbindestall gab, wurden die Tiere im Winter öfters ins Freie gelassen. Dafür brauchte man drei Personen und es dauerte schnell mal eine Stunde. Heute können die Tiere raus und rein, wann sie wollen.
Auch im Frühling und im Sommer wird für den Auslauf weder ein Treiber noch eine Treiberin benötigt. Da die Weiden rund um den Hof Hagspiels gehören, können die Tiere über die „Terrasse“ selbständig ein und aus gehen. „Wenn es heiß ist oder die Bremsen den Kühen zu schaffen machen, kehren sie in den Stall zurück“, berichtet Hubert. Nur im Herbst werden die Tiere manchmal auf eine Weide getrieben, die ein Stück vom Stall entfernt ist und zu der sie nicht selbständig hinkönnen.
Halb so viel Zeit
Früher wurde auf dem „Ferienhof Dürlinde“, wie der Hof wegen seiner Adresse heißt, mit einer Rohrmelkanlage gemolken. Seit dem Umbau haben Hagspiels einen Melkstand. Acht Kühe gehen auf einmal rein, werden gemolken und verlassen danach gemeinsam den Melkstand. Dann kommen die nächsten acht Kühe. „Nach vier Durchgängen sind wir fertig“, erzählt Anna. Konkret bedeutet das: Das Melken dauert nur noch halb so lange wie im alten Stall.
Die Sauberhaltung des Stalles ist nun ebenfalls einfacher. „Früher mussten wir streuen und mindestens zweimal am Tag misten. Jetzt richten wir morgens und abends die Liegeboxen, die mit Dinkelspelzenpellets eingestreut sind: Wir gehen mit dem Steinrechen durch und entfernen den Mist“, sagt Hubert. Den Gang des Laufstalles säubert ein Mistroboter.
Die Tiere haben beim Futtertisch rund um die Uhr Zugang zu Heu. Kraftfutter erhalten sie individuell auf ihre Leistung abgestimmt in einer eigenen Station – möglich macht das ein computergestütztes Herdenmanagement, bei dem jede Kuh ein Halsband trägt, das verschiedene Daten sammelt.
Die Sauberhaltung des Stalles ist nun ebenfalls einfacher. „Früher mussten wir streuen und mindestens zweimal am Tag misten. Jetzt richten wir morgens und abends die Liegeboxen, die mit Dinkelspelzenpellets eingestreut sind: Wir gehen mit dem Steinrechen durch und entfernen den Mist“, sagt Hubert. Den Gang des Laufstalles säubert ein Mistroboter.
Die Tiere haben beim Futtertisch rund um die Uhr Zugang zu Heu. Kraftfutter erhalten sie individuell auf ihre Leistung abgestimmt in einer eigenen Station – möglich macht das ein computergestütztes Herdenmanagement, bei dem jede Kuh ein Halsband trägt, das verschiedene Daten sammelt.
Neues Herdenmanagement
Sobald eine Kuh zur Futterstation kommt, erkennt das System über das Band, welches und wie viel Futter sie braucht, und sie erhält es. Auffälligkeiten bei Bewegung oder Fressverhalten registriert das Band auch und meldet es sofort. „So können wir frühzeitig reagieren, bevor es einer Kuh wirklich schlecht geht“, erklärt der Hittisauer Bauer. Schon im alten Stall hatte er ein Herdenmanagement, aber kein so genaues wie jetzt.
„Der neue Stall hat eine deutliche Arbeitserleichterung gebracht“, fasst Hubert zusammen. „Jetzt kann man ihn alleine machen.“ Es sei auch angenehmer, in diesem Stall zu arbeiten. Dass es im Winter im Laufstall kühler ist als im alten Stall, stört ihn nicht: „Ich ziehe einfach eine Jacke mehr an.“
Als „Unser Ländle“ nach dem Gespräch mit Anna und Hubert noch einmal in den Stall schaut, lassen es sich die meisten Kühe am Futtertisch gut gehen. Einige machen ein paar Schritte im Laufstall oder stehen da und recken ihre Hälse. Der Mistroboter, der langsam durch die Gänge fährt, beeindruckt sie überhaupt nicht. Es wirkt ruhig und harmonisch im Stall. „Wir haben den Eindruck, dass sich die Tiere im neuen Stall sehr wohl fühlen“, sagt Anna. Ihr Mann fügt hinzu: „Manche sagen, dass Kühe aus einem Laufstall weniger zutraulich sind, aber das ist mir bisher nicht aufgefallen.“
„Der neue Stall hat eine deutliche Arbeitserleichterung gebracht“, fasst Hubert zusammen. „Jetzt kann man ihn alleine machen.“ Es sei auch angenehmer, in diesem Stall zu arbeiten. Dass es im Winter im Laufstall kühler ist als im alten Stall, stört ihn nicht: „Ich ziehe einfach eine Jacke mehr an.“
Als „Unser Ländle“ nach dem Gespräch mit Anna und Hubert noch einmal in den Stall schaut, lassen es sich die meisten Kühe am Futtertisch gut gehen. Einige machen ein paar Schritte im Laufstall oder stehen da und recken ihre Hälse. Der Mistroboter, der langsam durch die Gänge fährt, beeindruckt sie überhaupt nicht. Es wirkt ruhig und harmonisch im Stall. „Wir haben den Eindruck, dass sich die Tiere im neuen Stall sehr wohl fühlen“, sagt Anna. Ihr Mann fügt hinzu: „Manche sagen, dass Kühe aus einem Laufstall weniger zutraulich sind, aber das ist mir bisher nicht aufgefallen.“
Unterstützung durch LK
Der Stall ist genau das, was sich Anna und Hubert von Anfang an gewünscht haben: modern und tiergerecht. Denn dass der neue Stall ein Laufstall werden sollte, stand für die beiden von Beginn an fest. Außerdem wollten sie den alten Stall nicht abreißen, sondern umbauen und direkt daran den Laufstall errichten. Mit diesen Vorstellungen, und nachdem sie sich bereits einige Ställe zur Inspiration angeschaut hatten, wandten sie sich im Jahr 2021 an den Planungsservice der Landwirtschaftskammer Vorarlberg. Nach rund einem Jahr Planungsphase stand im Herbst 2022 schließlich der Plan. Planer Daniel Von der Thannen sagt dazu: „Ein Umbau ist kein Neubau, da muss man Kompromisse eingehen. Es war ein geologisch schwieriges Konzept, vor allem durch die Hanglage und den Gefahrenzonenplan.“
Im April 2023 fuhr der Bagger auf – wegen des vielen Regens später als geplant. Dadurch verschob sich der Zeitplan etwas, aber Hubert sagt: „Im Großen und Ganzen war der Ablauf trotzdem okay.“
Während der neue Stallteil mit Liegeboxen, Auslauf und Melkstand gebaut wurde, waren die Kühe im alten Stall oder tagsüber auf der Weide. Das Galtvieh befand sich im Sommer auf der Alpe. Am 23. Oktober zogen die Tiere schließlich in den neuen Laufstall ein. In den folgenden 14 Tagen wurde der alte Stall umgebaut.
Die Tiere haben sich beim Wechsel vom alten in den neuen Stall relativ schnell eingelebt. „Da waren wir positiv überrascht“, erklärt Hubert. Die Kühe mussten sich vor allem an den Melkstand gewöhnen, aber auch die Liegeboxen waren ihnen anfangs ein wenig suspekt. Nach circa zwei Wochen hatten sie sich aber daran gewöhnt.
Das Dach des Laufstalles ist begrünt, was sich unter anderem positiv auf das Stallklima auswirkt. Der neue Stall misst 30 mal 9 Meter, der alte Stall 12,5 mal 30 Meter. Für den Laufstall wurde kaum neue Fläche benötigt, da an dem Standort vorher eine Jauchegrube und ein Misthaufen standen. Er ist für 38 Kühe ausgelegt.
Im April 2023 fuhr der Bagger auf – wegen des vielen Regens später als geplant. Dadurch verschob sich der Zeitplan etwas, aber Hubert sagt: „Im Großen und Ganzen war der Ablauf trotzdem okay.“
Während der neue Stallteil mit Liegeboxen, Auslauf und Melkstand gebaut wurde, waren die Kühe im alten Stall oder tagsüber auf der Weide. Das Galtvieh befand sich im Sommer auf der Alpe. Am 23. Oktober zogen die Tiere schließlich in den neuen Laufstall ein. In den folgenden 14 Tagen wurde der alte Stall umgebaut.
Die Tiere haben sich beim Wechsel vom alten in den neuen Stall relativ schnell eingelebt. „Da waren wir positiv überrascht“, erklärt Hubert. Die Kühe mussten sich vor allem an den Melkstand gewöhnen, aber auch die Liegeboxen waren ihnen anfangs ein wenig suspekt. Nach circa zwei Wochen hatten sie sich aber daran gewöhnt.
Das Dach des Laufstalles ist begrünt, was sich unter anderem positiv auf das Stallklima auswirkt. Der neue Stall misst 30 mal 9 Meter, der alte Stall 12,5 mal 30 Meter. Für den Laufstall wurde kaum neue Fläche benötigt, da an dem Standort vorher eine Jauchegrube und ein Misthaufen standen. Er ist für 38 Kühe ausgelegt.
Mehrere Bauten
In Sachen Bau sind Anna und Hubert keine Neulinge: 2018 bauten sie einen Hühnerstall samt Hoflädele im unteren, ein Spielzimmer im oberen Stock und installierten eine PV-Anlage. 2021 errichteten sie einen Verarbeitungsraum für Joghurt. Bereits beim Bau im Jahr 2018 nahmen sie den Planungsservice der LK in Anspruch. Auch beim Stallbau waren sie mit der Planung der LK sehr zufrieden. „Sie schwätzen dir nichts auf, sondern geben dir Vorschläge und beraten dich gut. Sie haben Erfahrung darin, weil sie schon viele Ställe geplant haben“, sagt Hubert.
Anderen Bäuerinnen und Bauern, die über einen Stall-um- oder -neubau nachdenken, raten die Hittisauer, sich viele Ställe anzuschauen. „Man muss auch herausfinden, was zu einem passt. Unser System mit den Liegeboxen wäre zum Beispiel für manche Betriebe gar nicht geeignet. Für schwere Tiere ist es nicht so gut, aber wir haben fast nur Jersey-Kühe“, erklärt Hubert. Auch er und seine Frau Anna öffnen die Stalltüre gerne für künftige Bauherren – mit ihrem Stall sind sie rundum zufrieden und teilen ihre Erfahrungen gern.
Anderen Bäuerinnen und Bauern, die über einen Stall-um- oder -neubau nachdenken, raten die Hittisauer, sich viele Ställe anzuschauen. „Man muss auch herausfinden, was zu einem passt. Unser System mit den Liegeboxen wäre zum Beispiel für manche Betriebe gar nicht geeignet. Für schwere Tiere ist es nicht so gut, aber wir haben fast nur Jersey-Kühe“, erklärt Hubert. Auch er und seine Frau Anna öffnen die Stalltüre gerne für künftige Bauherren – mit ihrem Stall sind sie rundum zufrieden und teilen ihre Erfahrungen gern.
Umbau Laufstall Familie Hagspiel
- Planung LK: Daniel Von der Thannen
- Detailplanung und Ausschreibungen LK: Zmstr. Ing. Daniel Muxel
- Baumeister: Thomas Schwärzler, Lingenau
- Zimmerei: Michael Bilgeri, Krumbach
- Aufstallung: Elfried Winder, Bildstein
- Spengler, Strom und Dach: Tobias Hagspiel, Hittisau
- Gülletechnik (Rührwerk): Toni Odermatt, CH