Schö, dass dau beoscht!
Sechs Jahre ist es her, dass der Bäuerinnentag der Bregenzerwälder und Kleinwalsertaler Bäuerinnen das letzte Mal stattgefunden hat. Umso mehr Zuspruch fand die Veranstaltung. Circa 250 Bäuerinnen und Ehrengäste fanden den Weg nach Mellau zum Bäuerinnentag, der ganz unter dem Motto „Herzenssache“ stand. Zum Ankommen und zur Ruhe kommen, eignete sich die heilige Messe mit Dekan Georg Willam bestens. Zur stimmigen Messgestaltung trug nicht zuletzt das Ensemble der Familie Fink bei, welches die Messe musikalisch umrahmte. Sympathisch und humorvoll betonte der Dekan unter anderem, dass es wichtig ist, aus dem Alltag herauszutreten und sich bewusst Zeit für sich zu nehmen.
Bäuerinnentag startet
Die Gebietsbäuerinnen Erika Beer und Marlene Steurer führten gekonnt durch das Programm. Sie betonten, dass die freudige Stimmung, welche beim Bäuerinnentag zu spüren war, speziell in unseren herausfordernden Zeiten gut tut. Neue Energie zu tanken und der Austausch untereinander sind von nicht zu unterschätzender Wichtigkeit. Anschließend begrüßten sie die Ehrengäste angefangen von Dekan Georg Willam über Mellaus Bürgermeister Tobias Bischofsberger, Landesbäuerin Andrea Schwarzmann mit Vertreterinnen, Landesrat Christian Gantner, Landesrätin Martina Rüscher, Kammerdirektor Stefan Simma, Nationalratsabgeordneter Norbert Sieber und Landtagsabgeordneter Bernhard Feuerstein. Zusätzlich durften die Bürgermeister vieler umliegender Gemeinden willkommen geheißen werden. Wie bereits in der Kirche sorgte Familie Fink auch beim weiteren Programm für musikalische Highlights. Dass die Bäuerinnen viele Talente haben, die über die Aufgaben in der Familie und am Hof hinausgehen, durfte man im Foyer bestaunen. Ob Juppenstickerei, warme Socken, Osterdekoration oder gleich eine ganze Kunstausstellung mit Bildern der „Mal Mädels“ aus Sibratsgfäll – es gab so einiges zu bewundern.
Es braucht starke Frauen
Tobias Bischofsberger, Bürgermeister von Mellau, überbrachte als Hausherr seine Grußworte. Darin betonte er: „Es braucht starke Frauen, die zu ihrer Werthaltung stehen. Es geht um Herzblut und Familie.“ Zudem stellte er fest, dass Bäuerinnen nicht nur ein wesentlicher, sondern sogar ein überlebenswichtiger Faktor für jede Gemeinde darstellen und bedankte sich bei allen Bäuerinnen für ihr Dasein. Landesrat Christian Gantner gratulierte dem Organisationsteam, aber auch jeder einzelnen anwesenden Bäuerin.Sich die Zeit für sich selber zu nehmen und eine solche Veranstaltung zu dem zu machen, was sie ist, sei nicht selbstverständlich. Bäuerin zu sein, ist eine Herzenssache. Für Landesrätin Martina Rüscher sind die Bäuerinnen echte Vorbilder. Sie appelliert: „Wenn man immer für andere da ist, ist es wichtig, sich auch Zeit für sich zu nehmen. Dabei steht die körperliche und die soziale, aber vor allem auch die mentale Gesundheit im Mittelpunkt. Im Trubel des Alltags gehen die Vorsorgeuntersuchungen oft unter. Diese sollte man im Sinne der eigenen Gesundheit wahrnehmen!“
Höhepunkt des Tages
Den Höhepunkt des Tages stellte der Vortrag von Sepp Gröfler dar. Der Leiter der Telefonseelsorge ist Sozialpädagoge, aber auch gelernter Resilienztrainer und Humorberater. So ging es bei seinem Vortrag mit viel Schwung und Humor zur Sache. Zwischen den Showeinlagen mit Federn, Luftballons und Seifenblasen transportierte Sepp Gröfler auch tiefsinnige Aussagen. Das Publikum wurde dabei immer wieder miteinbezogen. „Wir machen jetzt eine Körperübung – für die Männer. Für die Frauen ist es ein Tanz, das sagen wir aber nicht, sonst machen die Männer nicht mit“, meinte er mit einem Schmunzeln. Die Frage „Was hält unsere Herzen warm?“ beantwortete Sepp Gröfler mit „Wertschätzung“. Und gleich folgte eine Übung für das Publikum, in der jeder seinem Gegenüber ein Kompliment machen sollte. Dieser Anweisung wurde Folge geleistet, wovon auch die gute Stimmung im Saal profitierte. Für Sepp Gröfler ist Bäuerin zu sein kein Beruf, sondern eine Berufung: „Wir sind keine Faktoren im Profitstreben. Wir sind Menschen und Menschlichkeit ist Herzenssache.“ Für ihn bräuchte es eine Schule für Herzensbildung mit Fächern wie Fantasie, Pausenmachen, gepflegtem Nonsense, Magie, Philosophie, Versöhnung, berührt werden und Humor. „Es gilt sich die wirklich wichtigen Fragen des Lebens zu stellen wie etwa: Welche Farbe bekommen Schlümpfe, wenn man sie würgt? Wenn es heute Null Grad hat und morgen ist es doppelt so kalt, wie kalt ist es dann? Wenn eine Gesichtscreme 20 Jahre jünger macht, ist sie dann für eine 19-Jährige tödlich?“, mit dieser humoristischen Einlage war ihm das Gelächter des Saales sicher. Sepp Gröfler betonte aber auch: „Es ist wichtig seine Herzenssache zu finden, sie mit Wissen zu gießen und mit Praxis zu düngen. Und Pausen zu machen sowie sich selbst schlussendlich nicht zu ernst zu nehmen. Humor hilft, sich nicht in Fallstricken auf dem Weg zur Herzenssache zu verlieren.“ Zum Schluss appellierte Gröfler: „Genießen sie das Bäuerinnensein. Mein Wunsch ist, dass die Farbenpracht, die ich in diesem Saal sehe noch lange anhalten wird. Dazu braucht es Klarheit darüber, was man will und auch, was man nicht will. Es gilt auch Grenzen zu respektieren, sowohl die der Anderen als auch die Eigenen. Ich wünsche euch, dass ihr eure Herzenssache nie aus den Augen verliert!“
Sonst so Allerlei
Nach dem reichhaltigen Mittagessen vom wisawi Team aus Bezau, ging es direkt mit einem selbstgeschriebenen Theaterstück weiter. Unter dem Motto „Im Klinwalsertal – im Vorderwold – im Heanderwold: Gemeinsamkeiten, Humor & sonst so Allerlei“, nahmen uns die Bäuerinnen auf eine Hop-On/Hop-Off-Bustour durch den Bregenzerwald mit. Im Mittelpunkt stand die Überlegung: „Wenn wir arbeiten, wo andere Urlaub machen, können wir auch Urlaub machen, wo andere Urlaub machen.“
Vielseitigkeit
Kammerdirektor Stefan Simma hob in seiner Rede die Vielseitigkeit des Bäuerinnendaseins hervor. Nach wie vor sind es die Frauen, die die Familien zusammenhalten. Stefan Simma gratulierte zum gelungenen Festtag und freut sich, viele Gesichter bei den heurigen Bäuerinnenwahlen zu sehen. Die Schlussworte übernahm Landesbäuerin und Landtagsabgeordnete Andrea Schwarzmann. Sie unterstrich die starke Kraft der Gemeinschaft, die die Bäuerinnenorganisation ausmacht und die an diesem Tag eindrucksvoll gezeigt wurde. Auch Andrea Schwarzmann rät jeder Frau und Bäuerin heuer vom Wahlrecht Gebrauch zu machen und freut sich bereits auf die Bäuerinnenwahl im Herbst. Bäuerinnen bewahren Traditionen und schauen gleichzeitig nach vorne. Dies soll auch der neue Markenauftritt der Vorarlberger Bäuerinnen zeigen, der die