Ländle Äpfel sind klimafreundlich
Die frühe Apfelblüte Anfang April und ein um mindestens eine Woche früherer Erntebeginn sind Belege für Änderungen im Klima. Bereits seit Jahren beobachten die Obstproduzent/-innen in Vorarlberg eine zeitliche Verschiebung im Obstjahr. „Auch heuer hat die Apfelblüte extrem früh begonnen und uns wegen der Frostgefahr einige schlaflose Nächte bereitet. Zum Glück blieben die Obstbäuerinnen und -bauern im Land vom Frost weitgehend verschont, mussten aber mit anderen Wetterherausforderungen kämpfen“, berichtet Jens Blum, Obmann der ARGE Erwerbsobstbauern. Herausfordernd war vor allem das nasse Wetter im Mai, welches zu höherer Pilzgefahr, vor allem durch den Schorfpilz führte, der Blätter und Früchte befallen kann. Mehrere heftige Gewitter mit Hagel haben die Obstanlagen überquert, aber wie beim Hagel üblich, nur regional sehr begrenzt zu Schäden geführt.
Gute Apfelernte
Ulrich Höfert, Obstbau-Referent der Landwirtschaftskammer Vorarlberg, ergänzt: „Das Ernteergebnis ist sehr zufriedenstellend und wichtig für die landwirtschaftlichen Betriebe, speziell nach dem schwachen Jahr 2023. Der Apfel liebt abwechslungsreiche Temperaturen, aber keine Hitze. Durch die einigermaßen normalen Temperaturen im Sommer und die gute Wasserversorgung sind die Früchte heuer von guter, fester Qualität und tendenziell größer als in manch anderen Jahren.“ Unter dem Strich können Vorarlbergs Obstbäuerinnen und -bauern heuer eine hochwertige und reichliche Ernte einfahren, mit etwa 450 Tonnen Tafeläpfeln, die drittbeste der letzten zehn Jahre. Das ist ein dickes Plus von 57 Prozent gegenüber dem Vorjahr und von 23 Prozent gegenüber dem zehnjährigen Mittelwert. 433 Tonnen wurden nach den Qualitätsrichtlinien des „Ländle Apfel“ angebaut, elfeinhalb Tonnen nach den „Bio-Richtlinien“ (davon 2,5 Tonnen als Ländle Bio Apfel). Hinzu kommen etwa 115 Tonnen in Mostobstqualität, z. B. mit Hagelschäden, die zu Saft, Most, Obstbrand oder Obstessig veredelt werden. Vorarlbergs Lieblingssorte, der „Elstar“, macht knapp 40 Prozent der Ernte aus (ca. 170 Tonnen). Platz zwei belegt „Topaz“ mit etwa 14 Prozent. Die Plätze drei und vier gehen an „Boskoop“ und „Jonagold“ mit jeweils ca. elf Prozent der Erntemenge. Neuheiten wie der Allergikerapfel „Santana“, der Bioapfel „Natyra“ und die besonders knackige Sorte „Wurtwinning/WUR029“ sind im Aufbau.
Klimaauswirkungen
Der Klimawandel macht der Landwirtschaft allgemein insbesondere aber den Obst- und Gemüseproduzent/-innen große Schwierigkeiten. Es lohnt sich auch der Blick, welche Auswirkungen der Apfelanbau in Vorarlberg auf das Klima hat. Marcel Strauß, Geschäftsführer der Ländle Qualitätsprodukte Marketing GmbH, gibt diesbezüglich Einblicke: „An sich hat der Apfel einen sehr geringen CO2-Fußabdruck, da die Bäume selbst auch CO2 binden. Größter Punkt neben Landnutzungsänderungen ist der Transport, wo der regionale Apfel deutlich bessere Werte aufweist: Ein Kilogramm Ländle Äpfel verursacht ca. 0,05 Kilogramm CO2-Emissionen, ein nationaler Apfel etwa das doppelte. Ein außerhalb Europas angebauter Apfel hat bei einem Schiffstransport mit 0,32 Kilogramm bereits mehr als den sechsfachen Ausstoß, per Flugzeug gar mehr als das 300-Fache.“ Auch die häufig erwähnte negative Auswirkung der Lagerung auf die CO2-Emissionen ist in Vorarlberg sehr gering. Ländle Äpfel werden längstens bis Mai gelagert und somit hauptsächlich in der kalten Jahreszeit. Dadurch ist der Fußabdruck immer noch niedriger, als bei Importware.
Vorteile vom Ländle Apfel
Die Ländle Apfel Produzent/-innen setzen auf die „Integrierte Produktion“ bzw. produzieren biologisch und senken durch die vorgeschriebenen begrünten Fahrgassen und daraus resultierendem Humusaufbau den bereits niedrigen CO2-Fußabdruck. Durch den Kauf regionaler Äpfel wird zudem die regionale Landwirtschaft gefördert, welche Lebensmittel nach hohen Standards produziert. Wie am Balottahof in Schlins, wo Simon Matt in vierter Generation den Betrieb als Vollerwerbsbauer führt. Neben Ländle Äpfeln findet man im Obstgarten auch Zwetschken- und Birnenbäume. Als Tafelobst sind die Früchte direkt ab Hof zu erwerben, ebenso wie daraus erzeugte Brände, Moste und Säfte. Mit seinen Apfelbränden ist Simon Matt außerdem beim neuen Programm „Ländle Obstveredelung“ dabei und darf die Produkte mit dem Ländle Gütesiegel auszeichnen. Familie Matt setzt jedoch nicht nur auf den Obstbau, der durch den Klimawandel vermehrt mit dem Risiko eines Ausfalls behaftet sein wird, sondern ist seit jeher ein Milchbetrieb. 70 Kühe und Jungvieh stehen im Laufstall, der gerade ausgebaut wird, und liefern Milch für die Sennerei Schlins, gut 200 Meter entfernt. Viele Emissionen fallen bei diesem Transportweg nicht an. Mit jedem regionalen Produkt, das gekauft wird, ist ein Import des gleichen Produkts nicht mehr notwendig. Unter welchen Bedingungen die Lebensmittel im Ausland produziert werden, ist häufig nicht nachvollziehbar oder bekannt.