Künftig unter einem Dach

Ziel ist es die interne Zusammenarbeit zu vertiefen und gemeinsam die Aufgaben und Leistungen, besonders auch für die Allgemeinheit, stärker zu kommunizieren und somit sichtbarer zu machen. Die Vorarlberger Agrargemeinschaften übernehmen zentrale Aufgaben in der Bewirtschaftung und Pflege der Wälder und Alpen des Landes. Sie erhalten Schutzwälder, sichern eine nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen und kümmern sich um die Erschließung der Wälder bzw. Instandhaltung von Wegen und Erholungsgebieten. Die Vorarlberger Agrargemeinschaften bewirtschaften und pflegen einen bedeutenden Teil der heimischen Wälder und Alpen. Neben der Holznutzung und Waldpflege sichern sie Lebensräume für Wildtiere, schützen Trinkwasserressourcen und beugen Naturgefahren wie Lawinen oder Muren vor. Auch die Instandhaltung und Verbesserung der Walderschließung als Grundlage für die Nutzung des Waldes als Naherholungsgebiet zählt zu ihren Aufgaben. Viele der rund 6.800 Mitglieder sind dabei im Einsatz – das entspricht etwa der Größenordnung der freiwilligen Feuerwehr in Vorarlberg.
Langfristiger Ansatz
„Unsere Mitglieder haben großes Interesse am Erhalt und der Pflege der Vorarlberger Natur. Entscheidungen werden dabei mit Weitblick getroffen. Denn die Bewirtschaftung verfolgt immer einen nachhaltigen, langfristigen Ansatz. Aus diesem Grund sind die Früchte unserer Arbeit zumeist erst für die kommenden Generationen sichtbar“, erläutert Birgitte Ehe, Obfrau der Agrargemeinschaft Röns. Ein Beispiel dafür sind Aufforstungsprojekte, die sich von reinen Fichten- und Tannenwäldern abwenden und stattdessen auf eine größere Biodiversität setzen – mit besonderem Augenmerk auf die Widerstandsfähigkeit gegenüber veränderten Umweltbedingungen. In anderen Regionen Vorarlbergs ist dies beispielsweise die Schutzwaldpflege: Wälder, die heute Lawinen oder Steinschläge abhalten, werden bereits seit Generationen gezielt bewirtschaftet oder wurden extra für die Schutzfunktion angelegt. Ohne kontinuierliche Betreuung würden diese natürlichen Barrieren an Stabilität verlieren, was langfristig hohe Kosten für den Schutz von Infrastrukturen nach sich ziehen würde.

Unterstützung der regionalen Wirtschaft
Neben der Pflege von Wäldern und Alpen unterstützen die Agrargemeinschaften aber auch die regionale Wirtschaft. „Unsere nachhaltige Forstwirtschaft und der verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen steigern die regionale Wertschöpfung und fördern unter anderem eine umweltfreundliche Energieversorgung“, erklärt Johannes Maier, Obmann der Agrargemeinschaft Nenzing. Ein Beispiel dafür ist die Bereitstellung von Hackschnitzeln durch die Agrargemeinschaften, die als klimafreundlicher, regionaler Brennstoff zur nachhaltigen Wärmeversorgung in Vorarlberg zum Einsatz kommen. Auch der Tourismus und die Bevölkerung profitieren unmittelbar von der Arbeit der Agrargemeinschaften: Gepflegte Landschaften, gut erhaltene Wanderwege und Naherholungsgebiete steigern die Attraktivität der Region. „Eine intakte Landschaft entsteht nicht von selbst – sie erfordert kontinuierliche Pflege und nachhaltige Bewirtschaftung. Durch unsere Arbeit tragen wir auch maßgeblich zur hohen Lebensqualität in Vorarlberg bei“, führt Maier weiter aus.
Große Verantwortung
Zwischen Naturschutz und wirtschaftlicher Verantwortung gilt es, ökologische, politische und wirtschaftliche Vorgaben zu berücksichtigen und auch den gesellschaftlichen Erwartungen gerecht zu werden. „Die Rahmenbedingungen und die damit verbundene Komplexität machen unsere Arbeit spannend, aber nicht immer einfach. Gerade auch weil in der Öffentlichkeit noch wenig Bewusstsein darüber herrscht, was Agrargemeinschaften überhaupt sind und was sie und ihre Mitglieder leisten. Mit der neuen Dachorganisation ‚Vorarlberger Agrargemeinschaften‘ machen wir unsere Aufgaben und die Strukturen, in denen wir uns bewegen, sichtbarer“, erklärt Mathias Wirbel, Obmann der Agrargemeinschaft Innerbraz und ergänzt: „Mit mehr Information und Aufklärung schaffen wir eine bessere Basis und ein besseres Verständnis für unsere Arbeit. Damit nicht nur wir, sondern auch unsere Kinder und Enkelkinder von der großartigen Kultur- und Naturlandschaft in Vorarlberg profitieren können. Zunehmend herausgefordert wird die Finanzierung der Agrargemeinschaften, die nicht gewinnorientiert arbeiten, und ihre Budgets großteils selbst erwirtschaften müssen“, so Maier abschließend.