Große Herausforderungen warten
Heute wurde in Bregenz die Vollversammlung der Landwirtschaftskammer Vorarlberg abgehalten. In seinem Bericht ging LK-Präsident Josef Moosbrugger auf das vergangene Jahr, aber auch auf aktuelle und kommende Herausforderungen für die Land- und Forstwirtschaft ein. Besondere Schwerpunkte seiner Ausführungen waren:
Herausfordernde Marktlage
Das Versorgungssicherheitspaket, der Strompreiszuschuss, die Rückvergütung der CO2-Besteuerung für Agrardiesel und die verschiedenen Maßnahmen in steuerlich-sozialen Bereichen trugen wesentlich dazu bei, den Betrieben bei der Überbrückung der Krisen zu helfen, um weiterhin eine funktionierende, produzierende Land- und Forstwirtschaft zu haben. Die Kostensituation mit stark steigenden Preisen für Betriebsmittel führte aber zu starken Marktverwerfungen. Im Premiumsegment und am Biomarkt zeigen die AMA-Daten für das Quartal drei und vier deutliche Umsatzeinbrüche. In diesen Bereichen ist es derzeit schwer, die gestiegenen Kosten der Verarbeiter und der Milchlieferanten unterzubringen. Das trifft uns auch in den Sennereien, die derzeit Mühe haben, mit dem Frischmilchbereich preislich mitzuhalten. Als Landwirtschaftskammer fordern wir beispielsweise in vielen Gesprächen den Handel auf, zu seinen bisherigen Forderungen, gerade auch im Tierwohlbereich, zu stehen und für entsprechende Transparenz bei Angebot und Absatz zu sorgen. Es kann schließlich nicht sein, dass höhere Standards und Kosten einzig und allein der Landwirtschaft umgehängt werden, während der Handel im besten Sinne des Wortes anders handelt. Wir sehen es auch als unsere Aufgabe an, öffentlich zu kommunizieren, dass unsere Betriebe, die mit höheren nationalen Standards arbeiten, zunehmend unter Druck geraten und auf Kosten von Eigenmarken und Billigimporten ausgelistet werden. Die Preise für Lebensmittel waren lange Zeit Inflationsbremser, ihre Preise steigen nun auch moderat, allerdings in vielen, gerade tierischen Sparten nicht in jenem Umfang, der angesichts der Kostenexplosionen bei Energie, Treibstoffen, Dünger und anderen Bereichen von Nöten wäre. Insbesondere unsere kleinstrukturierten bäuerlichen Familienbetriebe können diesem Kostendruck nicht standhalten, gerade sie sind es aber, die für die Gesellschaft das erwartete Bild der Landwirtschaft darstellen.
Versorgungssicherheit wahren
Scharfe Kritik üben wir als Landwirtschaftskammer hingegen an verschiedenen EU-Strategien, die der Versorgungssicherheit massiv entgegenwirken und auch dem Umwelt-, Klima- und Biodiversitätsschutz – trotz anderer Behauptungen – keinen nennenswerten Vorteil bringen, im Gegenteil. Dazu zählen der Green Deal mit Außer-Nutzung-Stellungen, das Nature Restoration Law, die das unrealistische und widersinnige Ziel verfolgt, Lebensräume in den Zustand längst vergangener Zeiten zurückzuversetzen und massive Verletzungen von Eigentumsrechten mit sich brächte. Diese Ansätze gehen in eine völlig falsche Richtung und würden die nachhaltige Produktion von Lebensmitteln und Rohstoffen massiv gefährden bzw. in wichtigen Anbaugebieten sogar verunmöglichen. Es gilt, gemeinsam unsere wertvolle Selbstversorgung durch unsere bäuerlichen Familienbetriebe abzusichern und weitere, klimaschädliche Importe zu verhindern. Dazu gehört der Schutz unserer ertragreichen Flächen zur Zukunftssicherung und Krisenvorsorge. Eine Gesamtstrategie, um den hohen Flächenverbrauch einzuschränken, ist erforderlich, denn nach wie vor werden bundesweit rund zehn Hektar Wiesen und Äcker verbaut.
Aktiver Klimaschutz ist Programm
Die Land- und Forstwirtschaft ist die einzige Branche, die mit ihrer Arbeit CO2 binden kann. Wald und Humus speichern riesige Mengen an CO2 und entziehen dieses langfristig den Kreisläufen. Ja, die Landwirtschaft emittiert auch CO2, aber dass der Sektor in Summe mehr CO2 wieder bindet, wie er ausstößt, das wird bewusst verschwiegen. Das Programm „Energieautarker Bauernhof“ verfolgt das Ziel die Energieeffizienz, die Eigenversorgung und den Beitrag zur Erzeugung erneuerbarer Energie aus der Landwirtschaft zu stärken. Damit dies gelingen kann, ist die Abwicklung einfach zu gestalten, um den Erfolg nicht durch bürokratische Hürden zu gefährden. Die Errichtung von Photovoltaikanlagen und die Nachrüstung von Stromspeichern sollen als zusätzliche Elemente in dieses Förderprogramm aufgenommen werden. In der Wohnbauförderung erwarte ich mir dazu weitere Schritte in diese Richtung. Die Verwendung von Holz am Bau muss aktiv unterstützt werden – beispielsweise mit einem Euro je Kilogramm gespeichertem CO2 im verwendeten Holz. Voraussetzung für die Wohnbauförderung muss ein Mindestanteil an Holz am Bau – auch im mehrstöckigen Hochbau – sein, der Wände und Decken miteinschließt. Die derzeit praktizierte Betonverschönerungsstrategie mit „Holzlättele“ ist pure Kosmetik, da geht wesentlich mehr im Holzbauland Vorarlberg, wenn das Land Vorarlberg das wirklich will.