Ein Überblick aus dem Futtermittellabor Rosenau zeigt, wie unterschiedlich hier die Entwicklungen der Grassilagequalitäten über mehrere Jahre je nach Produktionsgebiet in Österreich sind. Neben den auffallenden Werten bei Rohprotein und Gerüstsubstanzen im Vorjahr, wird in diesem Artikel auch auf die Eisen- und Schwefelgehalte näher eingegangen, welche im aktuellen LK-Silageprojekt einen Schwerpunkt darstellen.
Besonderheiten 1. Schnitt 2024
Nährstoffreiche Grassilagen sind die Basis für eine gute Tiergesundheit und Leistung. Neben dem Energiegehalt ist vor allem ein guter Rohproteingehalt (XP-Gehalt) von zentraler Bedeutung. Dieser lag 2024 in allen drei oberösterreichischen Gebieten im Durchschnitt über 150 g pro kg Trockenmasse (TM), in der Region nordöstliches Flach- und Hügelland (NÖ) sogar bei unglaublichen 165 g pro kg TM. Derart hohe XP-Gehalte beim 1. Schnitt gab es in diesen Regionen seit 2018 nicht mehr, wodurch dort viele Betriebe heuer deutlich mehr vom meist zugekauften Eiweißkraftfutter einsparen können als in den Vorjahren. Neben dem frühen Schnittzeitpunkt im April ist vor allem auch die deutlich bessere Mineralisierung der Gülle durch die überdurchschnittlich warmen Temperaturen im Februar und März einer der Hauptgründe für diese hohen XP-Gehalte.
Folgeschnitte 2024 meist unter den Erwartungen
Deutlich anders sieht es hingegen bei den Folgeschnitten aus, hier ist es nur in der Region Nord- und Südöstliches Flach- und Hügelland zu einem Anstieg des XP-Gehaltes gegenüber 2023 gekommen, mit der Ausnahme des gleichbleibenden Alpenostrandes waren diese sonst im restlichen Österreich doch spürbar unter den Vorjahresgehalten. Vor allem in der Region Voralpen waren die Folgeschnitte aus Sicht des XP-Gehaltes eine echte Enttäuschung, hier erreichten diese im Durchschnitt nicht einmal den Soll-Gehalt des 1. Schnittes, welcher bei 145 g pro kg TM liegt.
Trend zu höheren Verdaulichkeiten
Eine hohe Verdaulichkeit von Silagen wird erreicht, wenn die Faseranteile nicht zu hoch ansteigen. Jede Woche späteres Mähen erhöht den Faseranteil und senkt somit die Verdaulichkeit und den Energiegehalt. 2024 war in fast ganz Österreich der Schnittzeitpunkt des 1. Schnittes um mindestens zwei Wochen früher als üblich, dies bestätigen auch die gegenüber 2023 jeweils um mindestens 20% geringeren Anteile an schwer verdaulicher Säure-Detergenzien-Faser (ADF) und an unverdaulichem Lignin (ADL). Der Trend der letzten Jahre geht hier ganz klar in die Richtung höhere Verdaulichkeit. Vergleicht man den ADL-Gehalt des 1. Schnittes 2018 mit jenem aus dem Vorjahr, so lag dieser damals mit knapp 44 g pro kg TM nahezu doppelt so hoch als im vergangenen Jahr.
Ähnlicher Jahresverlauf bei Eisen- und Schwefelgehalten
Neben dem bekannten Rohaschegehalt ist vor allem der Eisengehalt ein noch genauerer Parameter zur Bestimmung des Verschmutzungsgrades von Grassilagen. Als Zielbereich sind hier Gehalte unter 600 mg je kg TM anzustreben. Dies bildet auch die Basis für einen erwünschten Gärverlauf mit über 75% Milchsäure und möglichst keiner Buttersäure. 2024 schaffte es leider österreichweit im Durchschnitt kein einziger Aufwuchs in diesen Zielbereich. Der Jahresverlauf zeigt wie in den vergangenen Jahren einen deutlichen Anstieg des Eisengehaltes bei den weiteren Aufwüchsen bis zum 5. Schnitt. Interessanterweise gab es ausgerechnet beim letzten Aufwuchs noch eine Trendumkehr. Vermutlich war die schöne Wetterlage in der 2. Oktoberhälfte 2024 doch einer der Hauptgründe dafür.
Einen exakt gleichen Jahresverlauf verdeutlichten hier auch die Schwefelgehalte. Diese lagen 2024 beim 1. Aufwuchs je nach Futternutzung zwischen 1,5 - 1,8 g pro kg TM und zeigten ebenfalls einen konstanten Anstieg bis zum 4. Aufwuchs auf annähernd 3 g je kg TM bei den Grassilagen. Generell lagen die Schwefelgehalte der Grassilagen bei fast allen Aufwüchsen immer höher, als bei Boden- oder Belüftungsheu. Akzeptabel sind Schwefelgehalte im Bereich zwischen 1,5 - 2,5 g je kg TM, wobei hier auch die Nutzungsintensität mitberücksichtigt werden sollte. Eine Schwefeldüngung im Grünland, womit oft die Erwartung eines höheren Rohproteingehaltes einhergeht, ist angesichts der ohnehin höheren Schwefelgehalte bei den Folgeaufwüchsen, je nach Versorgungslage meist nur vor dem 1. Schnitt sinnvoll. Ob eine Schwefeldüngung auch tatsächlich einen signifikanten Einfluss auf den XP-Gehalt hat, wird gemeinsam mit vielen weiteren Fragestellungen aus dem LK-Silageprojekt im Rahmen der 52. Viehwirtschaftlichen Fachtagung von 09. - 10. April 2025 an der HBLFA Raumberg-Gumpenstein von Ing. Reinhard Resch präsentiert.