Fehlgeburten beim Rind und ihre vielseitigen Ursachen
Aborte (Fehlgeburten) können selbst in bestgeführten Betrieben vorkommen. Neben nicht-infektiösen Ursachen (Stürze, Schläge in den Bauch von anderen Tieren, Futtermittelvergiftungen, angeborene Missbildungen etc.) gibt es auch zahlreiche infektiöse Ursachen, die unbedingt abgeklärt werden sollten, wenn mehrere Aborte in einem kurzen Zeitraum vorkommen.
Zwei Arten von Aborterregern
Man kann diese in amtliche (anzeigepflichtig) und nicht-amtliche Aborterreger einteilen. Zu den amtlichen Aborterregern zählen:
Im Folgenden werden die nicht-amtlichen Aborterreger zusammengefasst:
- BVD/MD (Bovine Virusdiarrhoe/Mucosal disease; Erreger: Pestivirus)
- Brucellose (Erreger: Brucella abortus, melitensis, suis)
- IBR/IPV (Infektiöse Bovine Rhinotracheitis/Infektiöse Pustulöse Vulvovaginitis; Erreger: Bovines Herpes-Virus 1)
- Campylobacter fetus
- Tritrichomonas fetus
Im Folgenden werden die nicht-amtlichen Aborterreger zusammengefasst:
1. Neospora caninum:
Neospora caninum ist ein einzelliger Parasit, der im Laufe seiner Entwicklung verschiedene Tierarten befällt, die ihm als Wirt dienen. Endwirt ist vor allem der Hund, Zwischenwirte können auch Rinder und andere Wiederkäuer sein. Der Mensch ist kein Zwischenwirt, somit ist die Krankheit für den Menschen nicht gefährlich. Der häufigste Übertragungsweg ist über die Gebärmutter auf die Nachkommen. Welpen/Kälber/Lämmer/Kitze die so infiziert wurden müssen nicht immer Erkrankungssymptome bekommen und können – in manchen Fällen sogar lebenslang – symptomlose Träger sein.
Zu Neuansteckungen kann es auch durch die Aufnahme von erregerhaltiger Nachgeburt, Fleisch oder Kot kommen. Somit ist vor allem darauf zu achten, dass Hunde (v. a. der eigene Hofhund) sich gar nicht erst mit dem Erreger infizieren, das heißt, keinen Zugang zu einer Rindernachgeburt haben, da diese das höchste Infektionsrisiko birgt.
Es existiert kein Impfstoff, der die Übertragung im Mutterleib und somit die Aborte verhindern kann. Es ist anzuraten, infizierte Rinder aus dem Bestand zu entfernen, da sie den Parasiten auf ihre Kälber weiterübertragen, die dann meist – wenn sie entsprechend alt sind – auch abortieren und den Erreger weiterverbreiten können.
Zu Neuansteckungen kann es auch durch die Aufnahme von erregerhaltiger Nachgeburt, Fleisch oder Kot kommen. Somit ist vor allem darauf zu achten, dass Hunde (v. a. der eigene Hofhund) sich gar nicht erst mit dem Erreger infizieren, das heißt, keinen Zugang zu einer Rindernachgeburt haben, da diese das höchste Infektionsrisiko birgt.
Es existiert kein Impfstoff, der die Übertragung im Mutterleib und somit die Aborte verhindern kann. Es ist anzuraten, infizierte Rinder aus dem Bestand zu entfernen, da sie den Parasiten auf ihre Kälber weiterübertragen, die dann meist – wenn sie entsprechend alt sind – auch abortieren und den Erreger weiterverbreiten können.
2. Salmonella Dublin:
Salmonellen sind Bakterien und in Österreich die zweithäufigsten Durchfallerreger (Platz 1: Campylobacter), die hauptsächlich durch Lebensmittel übertragen werden – sie sind somit eine Zoonose und eine Ansteckung vom Tier auf den Menschen ist möglich. Beim Rind kommen unterschiedlichste Krankheitsverläufe von stark wässrigem Durchfall, Fieber und Aborten bis hin zu symptomlosen Ausscheidern vor. Hauptübertragungsweg sind Kot und sämtliche damit verschmutzte Tränkebecken und Wasserstellen, Futtermittel, Kälberboxen etc. Ist ein Rinderbestand „durchseucht“ (die Mehrzahl der Tiere am Betrieb hat die Infektion bereits durchgemacht), treten meist nur noch vereinzelte
Aborte auf, vor allem bei Erstkalbinnen, die sich frisch infizieren.
Salmonellen sind Zoonose-Erreger und somit auch für den Menschen eine Gefahr. Übertragungswege sind vor allem Rohmilch wie Rohmilchkäse, Frischkäse etc. und Fleisch bzw. im Falle vom Geflügel auch Eier. Als Lebensmittelunternehmer unterliegt jeder Landwirt auch dem Lebensmittelsicherheits- und Verbraucherschutzgesetz. Somit ist vom Unternehmer sicherzustellen, dass für den Menschen gesundheitsgefährdende Lebensmittel nicht in den Verkehr gebracht werden.
Es besteht die Möglichkeit, den Bestand mittels bestandsspezifischer Vakzine (Impfstoff genau auf den Erreger im eigenen Stall abgestimmt) zu impfen.
Salmonellen sind Zoonose-Erreger und somit auch für den Menschen eine Gefahr. Übertragungswege sind vor allem Rohmilch wie Rohmilchkäse, Frischkäse etc. und Fleisch bzw. im Falle vom Geflügel auch Eier. Als Lebensmittelunternehmer unterliegt jeder Landwirt auch dem Lebensmittelsicherheits- und Verbraucherschutzgesetz. Somit ist vom Unternehmer sicherzustellen, dass für den Menschen gesundheitsgefährdende Lebensmittel nicht in den Verkehr gebracht werden.
Es besteht die Möglichkeit, den Bestand mittels bestandsspezifischer Vakzine (Impfstoff genau auf den Erreger im eigenen Stall abgestimmt) zu impfen.
3. Coxiella burnetii = Q-Fieber:
Coxiellen sind sehr widerstandsfähige Bakterien. Sie besitzen die Fähigkeit, sich zu versporen, was ihnen die Möglichkeit gibt, sehr lange (bis zu zwei Jahre bei –20 °C) in der Umwelt zu überleben. Q-Fieber kommt weltweit vor, außer in Neuseeland und der Antarktis. Erregerreservoir sind Pferde, Esel, Hunde, Katzen, Nager, Geflügel und Zecken (lebenslang infektiös). Symptome einer Infektion bei unseren Rindern, Schafen und Ziegen beschränken sich meist auf
Aborte. Q-Fieber ist eine Zoonose!
Beim Menschen kommt es meist zu hohen Fieberschüben und grippeähnlicher Symptomatik. Der Erreger wird über Fruchtwasser, Nachgeburt, Eihäute, Milch, Kot, Harn und Speichel ausgeschieden, woraus sich viele Infektionswege ergeben. Aber auch durch Staub (Zeckenkot, eingetrocknetes Fruchtwasser) kann eine Infektion stattfinden. Die Übertragung von Mensch zu Mensch ist nur in Ausnahmefällen möglich, von Tier zu Tier jedoch schon. Vor allem Zecken spielen eine immer größere Rolle in der Verbreitung.
Bei Neuinfektion liegt die Abortrate bei bis zu 60 %. Ist die Herde einmal durchseucht, kommt es meist nur noch bei Erstgebärenden zu Aborten (Abortrate meist unter 3 %). Antibiotika können als „Schnellhilfe“ eingesetzt werden, um in der Akutphase eventuell weitere Aborte zu verhindern. Sie sind aber keine Dauerlösung! Langfristig sollte der Bestand geimpft werden. Es gibt einen kommerziellen Impfstoff. Wichtig zu wissen ist: Es kann immer nur die Erregerausscheidung reduziert, aber keine Erregerfreiheit erreicht werden. Besondere Vorsicht ist bei schwangeren Frauen im Stall geboten.
Beim Menschen kommt es meist zu hohen Fieberschüben und grippeähnlicher Symptomatik. Der Erreger wird über Fruchtwasser, Nachgeburt, Eihäute, Milch, Kot, Harn und Speichel ausgeschieden, woraus sich viele Infektionswege ergeben. Aber auch durch Staub (Zeckenkot, eingetrocknetes Fruchtwasser) kann eine Infektion stattfinden. Die Übertragung von Mensch zu Mensch ist nur in Ausnahmefällen möglich, von Tier zu Tier jedoch schon. Vor allem Zecken spielen eine immer größere Rolle in der Verbreitung.
Bei Neuinfektion liegt die Abortrate bei bis zu 60 %. Ist die Herde einmal durchseucht, kommt es meist nur noch bei Erstgebärenden zu Aborten (Abortrate meist unter 3 %). Antibiotika können als „Schnellhilfe“ eingesetzt werden, um in der Akutphase eventuell weitere Aborte zu verhindern. Sie sind aber keine Dauerlösung! Langfristig sollte der Bestand geimpft werden. Es gibt einen kommerziellen Impfstoff. Wichtig zu wissen ist: Es kann immer nur die Erregerausscheidung reduziert, aber keine Erregerfreiheit erreicht werden. Besondere Vorsicht ist bei schwangeren Frauen im Stall geboten.
4. Chlamydien:
Chlamydien sind Bakterien, die in der Umwelt nur bedingt lebensfähig sind. Sie sind empfindlich gegen Austrocknung (bei Raumtemperatur in 48 bis 72 h inaktiviert) sowie UV-Strahlung und somit in der Einstreu bei normalen Umgebungstemperaturen ca. zehn bis 15 Tage infektiös. Chlamydien sind eine Zoonose! Symptome beim Menschen sind meist grippeähnlich, bei schwangeren Frauen kann es zur Fehlgeburt kommen.
Bei Rindern, Schafen und Ziegen treten Aborte, Totgeburten oder Mumifizierungen auf. Wenn es doch zur Geburt lebender Neugeborener kommt, sind diese meist sehr lebensschwach und versterben in kurzer Zeit. Der Erreger wird besonders bei der Geburt über alle dazugehörigen Flüssigkeiten ausgeschieden (Fruchtwasser, Nachgeburt, Eihäute etc.), aber auch über Milch und Vaginalsekret/Sperma. Deswegen werden Chlamydien auch immer zu den beim Deckakt übertragbaren Krankheiten gezählt.
Findet eine Infektion statt, wenn das Tier nicht trächtig ist, bleibt die Infektion „versteckt“, bis das Tier trächtig wird. Erst dann besiedeln Chlamydien die Gebärmutter und verursachen einen Abort. Trächtigkeiten ab der zweiten Hälfte sind nicht mehr gefährdet für einen Abort. Diese oft lange Zeitspanne von der Infektion bis zum Auftreten von Aborten macht es meist schwierig, eine Ansteckungsquelle im Betrieb zu finden. Am häufigsten passiert die Ansteckung aber durch Zukauf eines infizierten Tieres oder beim Decken („Leihbock/Leihwidder“).
Gleich wie bei den Coxiellen können auch gegen Chlamydien Antibiotika eingesetzt werden. Diese sind aber auch nur als Notfalltherapie anzusehen. Auf lange Sicht sollte eine Impfung bevorzugt werden. Es ist ein kommerzieller Impfstoff vorhanden.
Bei Rindern, Schafen und Ziegen treten Aborte, Totgeburten oder Mumifizierungen auf. Wenn es doch zur Geburt lebender Neugeborener kommt, sind diese meist sehr lebensschwach und versterben in kurzer Zeit. Der Erreger wird besonders bei der Geburt über alle dazugehörigen Flüssigkeiten ausgeschieden (Fruchtwasser, Nachgeburt, Eihäute etc.), aber auch über Milch und Vaginalsekret/Sperma. Deswegen werden Chlamydien auch immer zu den beim Deckakt übertragbaren Krankheiten gezählt.
Findet eine Infektion statt, wenn das Tier nicht trächtig ist, bleibt die Infektion „versteckt“, bis das Tier trächtig wird. Erst dann besiedeln Chlamydien die Gebärmutter und verursachen einen Abort. Trächtigkeiten ab der zweiten Hälfte sind nicht mehr gefährdet für einen Abort. Diese oft lange Zeitspanne von der Infektion bis zum Auftreten von Aborten macht es meist schwierig, eine Ansteckungsquelle im Betrieb zu finden. Am häufigsten passiert die Ansteckung aber durch Zukauf eines infizierten Tieres oder beim Decken („Leihbock/Leihwidder“).
Gleich wie bei den Coxiellen können auch gegen Chlamydien Antibiotika eingesetzt werden. Diese sind aber auch nur als Notfalltherapie anzusehen. Auf lange Sicht sollte eine Impfung bevorzugt werden. Es ist ein kommerzieller Impfstoff vorhanden.
5. Leptospiren:
Leptospiren sind Bakterien, sie kommen grundsätzlich weltweit vor, wobei sie nur in bestimmten vereinzelten Gebieten von Bedeutung sind. Leptospiren können bei Feuchtigkeit und Wärme auch in der Umwelt überleben, daher sind Infektionen in warmen Gebieten/Jahreszeiten häufiger. Auch bei Leptospiren handelt es sich grundsätzlich um eine Zoonose. Erregerreservoir sind vor allem Nagetiere wie Mäuse und Ratten, die meist lebenslang Leptospiren mit dem Harn ausscheiden und so die Umwelt, vor allem Wasser, kontaminieren.
Die klinischen Symptome einer Erkrankung variieren stark von perakuten Todesfällen (meist Kälber) bis zu chronischen Infektionen mit eventuell Fieber, schlechtem Allgemeinbefinden und Euterentzündungen. Eine Leptospiren-Infektion während der Trächtigkeit führt so gut wie immer zum Fruchttod und Abort.
Eine Erkrankung kann mit Antibiotika therapiert werden. Der Erreger kann aber nur in der Erstphase eliminiert werden. Hat er sich in der Niere „versteckt“, kann er von Antibiotika nicht mehr erreicht werden. Er vermehrt sich dort aber weiterhin, wird mit dem Harn ausgeschieden und zerstört die Niere. Für Rinder, Schafe und Ziegen gibt es keinen Impfstoff.
Die klinischen Symptome einer Erkrankung variieren stark von perakuten Todesfällen (meist Kälber) bis zu chronischen Infektionen mit eventuell Fieber, schlechtem Allgemeinbefinden und Euterentzündungen. Eine Leptospiren-Infektion während der Trächtigkeit führt so gut wie immer zum Fruchttod und Abort.
Eine Erkrankung kann mit Antibiotika therapiert werden. Der Erreger kann aber nur in der Erstphase eliminiert werden. Hat er sich in der Niere „versteckt“, kann er von Antibiotika nicht mehr erreicht werden. Er vermehrt sich dort aber weiterhin, wird mit dem Harn ausgeschieden und zerstört die Niere. Für Rinder, Schafe und Ziegen gibt es keinen Impfstoff.
6. Toxoplasmen
Toxoplasmen sind einzellige Parasiten, die weltweit vorkommen. Toxoplasmose betrifft als Endwirt ausschließlich Katzen. Als Zwischenwirte kommen aber Schafe, Ziegen, Hunde, Pferde und auch der Mensch in Frage. Deshalb gilt auch diese Erkrankung als Zoonose. Bei den meisten Tieren verläuft die Infektion symptomlos.
Schafe und Ziegen können sich durch mit Katzenkot verunreinigtes Futter oder Wasser infizieren. Erfolgt die Erstinfektion während der Trächtigkeit, kommt es zum Abort oder zu einer Schädigung des Fetus (in erster Linie Hirn- und Augenschäden des Ungeborenen).
Auch für den Menschen ist die Infektion dann gefährlich, wenn sich eine Frau zum ersten Mal während der Schwangerschaft infiziert. Daher wird standardmäßig vom Frauenarzt das Blut auf Antikörper gegen Toxoplasmen getestet. Sollte man keinen Antikörper-Titer haben, ist während der Schwangerschaft besondere Vorsicht geboten im Umgang mit Katzen, bei Verzehr von rohem Fleisch (besonders Schweine-, Schaf- und Ziegenfleisch), ungewaschenem Obst/Gemüse, Gartenarbeit und Sandspielplätzen (Katzenkot). Hat der Körper einmal Antikörper gegen den Erreger produziert, ist man für den Rest des Lebens gegen eine Infektion geschützt.
Schafe und Ziegen können sich durch mit Katzenkot verunreinigtes Futter oder Wasser infizieren. Erfolgt die Erstinfektion während der Trächtigkeit, kommt es zum Abort oder zu einer Schädigung des Fetus (in erster Linie Hirn- und Augenschäden des Ungeborenen).
Auch für den Menschen ist die Infektion dann gefährlich, wenn sich eine Frau zum ersten Mal während der Schwangerschaft infiziert. Daher wird standardmäßig vom Frauenarzt das Blut auf Antikörper gegen Toxoplasmen getestet. Sollte man keinen Antikörper-Titer haben, ist während der Schwangerschaft besondere Vorsicht geboten im Umgang mit Katzen, bei Verzehr von rohem Fleisch (besonders Schweine-, Schaf- und Ziegenfleisch), ungewaschenem Obst/Gemüse, Gartenarbeit und Sandspielplätzen (Katzenkot). Hat der Körper einmal Antikörper gegen den Erreger produziert, ist man für den Rest des Lebens gegen eine Infektion geschützt.
Untersuchung des Aborts
Für Informationen zur Abortuntersuchung wendet man sich an besten an den betreuenden Tierarzt. Für TGD-Betriebe variiert die Übernahme der Laborkosten durch den TGD je nach Bundesland. Details dazu findet man auf der Homepage des jeweiligen TGDs. Betriebe, welche nicht Teilnehmer am TGD sind, müssen allfällige Laborkosten für die Untersuchung von nicht-amtlichen Aborterregern selbst bezahlen (je nach gewünschten Untersuchungen bis zu ca. 150 oder 200 Euro).
Allgemeine Empfehlungen
Folgende Maßnahmen sind generell zu empfehlen und vor allem zu beachten, wenn plötzlich gehäuft Aborte auftreten und ein genaues Ergebnis der Untersuchung noch ausständig ist:
- Geburtshygiene! Handschuhe anziehen zum Eigenschutz
- Absonderung von Tieren, die verwerfen bzw. verworfen haben
- Sachgerechte Entsorgung der Nachgeburt! (Gemeinde TKV-Tonne)
- Reinigung und Desinfektion der Geburtsorte (Abkalbebox, Ablammbereich)
- Vermeidung von Kontakt mit fremden Herden