Es gibt noch einiges zu tun!
Das zuständige Sozial- und Gesundheitsministerium müsse „hier endlich in Vorlage gehen“, erklärt Totschnig. Auf eine Einigung hofft er auch noch beim Erneuerbaren-Gas-Gesetz und bei den Schweine-Vollspaltenböden-Übergangsfristen. „Wir arbeiten bis zum letzten Tag“. Im Regierungsprogramm 2020-2024 hatten ÖVP und Grüne eine Herkunftskennzeichnung bei Milch, Eiern und Fleisch in der Gemeinschaftsverpflegung (u.a. Kantinen) und bei verpackten Lebensmitteln angekündigt. Seit September 2023 ist die Lebensmittel-Herkunftskennzeichnung in der Gemeinschaftsverpflegung verpflichtend umgesetzt, bei verarbeiteten Lebensmitteln gab es aber bisher keine Einigung. Unter anderem soll für Konsumenten erkennbar sein, aus welchem Land Wursthersteller ihr Fleisch beziehen.
Vollspaltböden
Das Verbot von unstrukturierten Schweine-Vollspaltenböden bewegt Bauern und Tierschützer. Der Verfassungsgerichtshof (VfGH) hatte Anfang Jänner die ursprünglich bis 2040 verankerte Übergangsfrist als zu lang und sachlich nicht gerechtfertigt gekippt. Dem Gesetzgeber wurde bis Juni 2025 Zeit gegeben, um die Regelung zu reparieren. Während der für Tierschutz zuständige Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) auf ein Ende der Frist bis 2030 pocht, hat die ÖVP Ende Mai ein zweistufiges Modell vorgeschlagen. Für Schweineställe, die vor 2013 errichtet wurden, will die ÖVP eine Frist bis 2036, für nach 2013 gebaute bis 2040. „Der Vorschlag der Grünen ist überschießend und für die Betriebe nicht möglich“, kritisierte Totschnig. Die Übergangsfrist müsse machbar für die Schweinebauern sein, ansonsten müsse man „künftig rund zwei Drittel des Schweinefleisches irgendwoher importieren“. Entweder gebe es „einen Kompromiss mit den Grünen“ oder die nächste Regierung müsse „eine Regelung finden“, so der Landwirtschaftsminister.
Erneuerbares Gesetz
In den kommenden Wochen steht auch noch der Beschluss des Erneuerbaren-Gas-Gesetzes auf der Agenda. „Wir sind den Forderungen der SPÖ vollumfänglich nachgekommen, damit sie bei der 2/3-Materie auch mitstimmt“, sagte Totschnig. „Es liege nun an der SPÖ. Sie müssen zeigen, ob sie es ernst mit dem Klimaschutz meinen.“
Faire Preise
Scharfe Kritik an den heimischen Lebensmittelhändlern – wie von seiner Vorgängerin Köstinger mehrfach geäußert – will Totschnig nicht anbringen. „Grundsätzlich pflegen wir eine Partnerschaft auf Augenhöhe mit dem Handel, denn es ist besser, Dinge anzusprechen, wenn Missstände vorherrschen. Bei der hohen Konzentration im Lebensmittelhandel muss man ganz genau hinschauen. Mir ist wichtig, dass sich betroffene Bäuerinnen und Bauern beim Fairness-Büro melden“, sagte Totschnig. Im Rahmen der EU-Richtlinie über unlautere Handelspraktiken ist im Frühjahr 2022 das „Fairness-Büro“ als weisungsfreie Ombudsstelle im Landwirtschaftsministerium eingerichtet worden. Kritik übte der Minister an den Rabattschlachten im Handel. „Minus 25-Prozent“-Aufkleber und Warengruppenrabatte seien „ein falsches Signal“.