Erfolge im Ludescher Schutzwald!

Auf ganz natürliche Weise sichert der Wald Gebäude, Wiesen und Straßen und zwar besser und günstiger als jede technische Verbauung. Wie die jüngsten Murgänge und Rutschungen zeigen, können wir alle in einem Gebirgsland wie Vorarlberg sehr schnell zu Betroffenen werden. Voraussetzung für einen klimafitten und resilienten Schutzwald ist eine stabile, gut strukturierte Mischwaldbestockung sowie eine rechtzeitige Verjüngung. Mit der Klimaänderung steigen die Herausforderungen nochmals kräftig an. Ein resilienter Wald kann Störungen besser verkraften und kann sich schnell regenerieren. Damit können Waldwirkungen nach Störungen aus der Klimaänderung, wie Windwürfe oder Borkenkäferkalamitäten, weitgehend erhalten werden bzw. schnell wieder erfüllt werden. Die jahrelange erfolgreiche und engagierte Arbeit sowohl forstlich als auch jagdlich, um eine stabile Waldentwicklung zu gewährleisten und den Wildschäden gegenzusteuern, wurde das Schutzwaldprojekt im Ludescher Frassenwald mit dem Schutzwaldpreis Helvetia 2023 der ARGE Alpenländische Forstvereine in der Kategorie Erfolgsprojekte honoriert. LR Christian Gantner, Bürgermeister Martin Schanung und Waldvereinsobmann Walter Amann gratulierten letzte Woche vor Ort zum Tag des Schutzwaldes den Projektverantwortlichen zu der hohen Auszeichnung. „Ein stabiler Schutzwald, der seine Funktion wirkungsvoll erfüllen kann, ist allerdings keine Selbstverständlichkeit“, betonte Landesrat Gantner. Strukturelle Überalterung und fehlende Verjüngung, veränderte gesellschaftliche Nutzungsansprüche, lokal erhöhter Wildeinfluss und die Auswirkungen des Klimawandels belasten das ökologische Gleichgewicht des Waldes und vermindern seine Funktionalität zum Objekt- und Standortschutz. Umso wichtiger ist eine gezielte und sorgfältige Schutzwaldbewirtschaftung. „Es braucht eine dauernde, natürliche Verjüngung aller möglicher Mischbaumarten. Der Schlüssel dazu sind dem Lebensraum angepasste Wildbestände, erläuterte Waldvereinsobmann Walter Amann.
Sanierungskonzept seit 1989 in Umsetzung
Die auf flachgründigen Standorten stockenden überalterten Fichten und Fichten-/Tannenbestände wurden in den 1980er Jahren mehrfach durch Windwürfe sowie anschließenden Borkenkäferbefall geschädigt. Wegen der einsetzenden Vergrasung, aber auch aufgrund viel zu hoher Wilddichten, stellte sich keine ausreichende Mischwaldverjüngung ein. Um die Erhaltung der Schutzwirkung des Waldes sicher zu stellen, ist seit 1989 ein Sanierungskonzept in Umsetzung. Neben Erschließungsmaßnahmen wurden Aufforstungsmaßnahmen und viele technische Maßnahmen gegen Lawinen und Hangrutschungen gesetzt. In dem schwierigen Gelände erfolgte die Ausführung der anspruchsvollen Arbeiten (Verjüngungseinleitung mit Seilkrannutzungen, Querfällungen, Schneegleitverbauungen mit temporären Holzwerken, Aufforstung und Pflege) durch eine Gruppe von sehr engagierten Nebenerwerbslandwirten, die über viele Jahre die wichtigsten Projektarbeiten ausgeführt haben. Das brachte Wertschöpfung bei den beteiligten Landwirten, ermöglichte aber auch eine kostensparende Umsetzung der Sanierungsmaßnahmen für Gemeinde, Land und Bund.
Schutzwald vor Jagdinteressen gestellt
Ein zentraler Schlüssel für den Erfolg sind dem Lebensraum angepasste Wildbestände. Ein Aufhegen aus jagdlichen Interessen darf auf keinen Fall passieren. Um das Aufkommen der Mischbaumarten zu ermöglichen, ist seit Beginn des Schutzwaldprojektes ein Schwerpunktbejagungsgebiet eingerichtet worden. Die Bejagung erfolgte in der praktischen Umsetzung allerdings über viele Jahre nicht mit der notwendigen Effizienz bzw. Kontinuität, die erforderlich gewesen wäre, um neben der Fichte auch das Aufkommen der Mischbaumarten zu gewährleisten. In den letzten ca. zehn Jahren konnte schließlich über einen längeren Zeitraum eine langsame, aber kontinuierliche Verbesserung der Situation erreicht werden. Die Agrargemeinschaft Ludesch hat die jagdliche Bewirtschaftung des Gebietes selbst übernommen (Eigenbewirtschaftung), um eine nachhaltige Stabilisierung des Wildeinflusses auf einem verträglichen Niveau sicher zu stellen. Sofern es Probleme gibt, kann von Seiten des Forstbetriebsorganes jeweils zusätzlich jagdlich eingegriffen werden. Die Bejagung konnte damit deutlich effizienter gestaltet werden, was an den Verjüngungserfolgen heute deutlich sichtbar ist. Damit wird gleichzeitig die Qualität des Biotopes für die Wildtiere sogar verbessert. Neben Ludesch gibt es in Vorarlberg auch weitere positive Beispiele, alle Jäger/-innen und Waldbesitzer/-innen sind eingeladen, den guten vorhandenen Praxisbeispielen zu folgen.