Der Wolf ist keine gefährdete Tierart
Zur Einleitung erläuterte Landesjägermeister Dr. Christoph Breier, dass es derzeit rund 250 Wolfsrudel im Alpenbogen gäbe, Tendenz stark steigend. „Wir können hier also nicht von einer Gefährdung des Wolfes sprechen, sondern sehr wohl von einer Gefährdung der Nutztiere, was die Zahl der gerissenen Tiere auch beweist. Es muss deshalb mit der Verniedlichung des Wolfes Schluss sein und ich fordere eine realistische Betrachtung der Situation ein“, so Breier. Dann übergab er das Wort an den Referenten, der aus Wien online zugeschaltet war. „Das Wachstum der Wolfspopulation hat sich von Ost nach West ausgeweitet. Allein in Deutschland gibt es laut Monitoring rund 2.000 Wölfe. Das Bundesland Brandenburg hat z. B. inzwischen sogar die höchste Wolfsdichte weltweit. Grundsätzlich gehen wir derzeit von einer Verdoppelung der Wolfspopulation alle zwei Jahre aus, weil die Jungtiere die Rudel verlassen müssen und sich neue Reviere suchen. Im alpinen Raum wachsen die Populationen langsamer als im Tal, aber immer noch mit rund 20 Prozent pro Jahr. Dadurch ist auch Österreich zu einem Einwanderungsland für Wölfe geworden. Diese Einwanderung erfolgt zeitgleich von der Schweiz, Deutschland und Slowenien. Ich möchte hier feststellen, dass diese Zunahme im alpinen Raum eine große Gefahr für die Alpwirtschaft darstellt. Wir haben jetzt schon viele Betriebe, die mit ihren Tieren nicht mehr auf die Alpe gehen, was in Konsequenz, laut unserer Daten, auch zu einem verstärkten Höfesterben führt“, so Biologe Hackländer und weiter: „Gehen die bewirtschafteten Alpflächen zurück, hat dies auch Auswirkungen auf die Biodiversität, weil die Flächen sich schnell verbuschen und zuwachsen. Das hat dann wieder Auswirkungen auf den Artenschutz in Fauna und Flora, den Tourismus und Naherholung.“
Rechtslage anpassen!
Derzeit werden hauptsächlich Schafe und Ziegen durch den Wolf gerissen, aber auch die Risse von Rindern nehmen laut dem Biologen zu. „In meinen Augen ist die Nutztierhaltung inkompatibel mit dem Wolf. Es gibt natürlich verschiedenste und erprobte Schutz- und Vergrämungsmaßnahmen, aber die wirken nur zum Teil und sind mit enormen Kosten verbunden. Diese müssen künftig auf die Verbraucherpreise aufgerechnet werden. Zudem kann es nicht sein, dass die Bauern auf den Alpen zunehmend „Wolfsfutter“ produzieren. Die Elektrozäune und Herdenschutzhunde gefährden zudem die alpine Tierwelt. Wolfsangriffe auf Menschen gibt es kaum, aber wenn die Tiere sich nicht ängstigen, suchen sie die Nähe zu den Siedlungen und es wird zu Übergriffen kommen. Dem muss im Vorfeld Einhalt geboten werden“, erklärt Hackländer. Wenn die Artenschützer, NGOs und andere Wolfsfreunde wirklich ehrlich sind, müssen sie sich eigentlich für den kontrollierten Abschuss einsetzen. Dazu braucht es realistische Wolfsmanagementpläne, die es in Bayern und der Schweiz bereits gibt und nicht neu erfunden werden müssen. Als dringend notwendiger Schritt muss daher die Rechtslage rasch an die Realität angepasst werden, so Hackländer zum Abschluss seiner Ausführungen.
Kompromiss finden
Als weiterer Referent gab der Schweizer Wildbiologe Hannes Jenny einen Einblick in die gelebte Praxis mit dem Wolf in Graubünden. Derzeit zählen wir bei uns zwölf Rudel mit 91 Tieren und die Bestände wachsen in Mitteleuropa schneller als erwartet. Vor allem aus dem Trentino nimmt die Zuwanderung stark zu. Wir müssen uns klar sein, dass der Wolf nun einmal da ist und mittels Wolfsmanagement einen für beide Seiten vertretbaren Kompromiss finden. Dazu brauchen wir zum Beispiel genug Schallenwild, um Druck von der Landwirtschaft zu nehmen, aber auch entsprechende Maßnahmen, damit die Rudel nicht zu groß werden.