Bäuerinnen informierten sich über Möglichkeiten und Chancen digitaler Technologien
Die Digitalisierung ist bereits zum festen Bestandteil in der österreichischen Land- und Forstwirtschaft geworden. Die Frauen auf den Höfen stehen ihr noch ambivalent gegenüber. Während 35% der Teilnehmerinnen des jüngsten “Bäuerinnen im Talk“ KI aktiv nutzen, ist der Rest eher reserviert. Vielfach fehlt es an der Einbindung der weiblichen Sichtweise sowie an speziellen Programmen für Frauen aus der Land- und Forstwirtschaft. “Die KI ist gekommen, um zu bleiben. Als Bäuerinnen dürfen wir uns diesen Entwicklungen nicht verschließen, denn sie enthalten vielfältige Chancen, unser Leben zu erleichtern. Diese neuen Perspektiven und Ideen für ihre Rolle als Unternehmerinnen, Landwirtinnen und im Alltag wollen wir ihnen näherbringen und ihnen mithilfe ausgewiesener Expertinnen helfen, sich damit auseinanderzusetzen. Bei aller Euphorie darf aber nicht vergessen werden, dass es dafür immer den menschlichen Verstand brauchen wird“, erklärt Bundesbäuerin Irene Neumann-Hartberger. Am 11. März haben sich mehr als 170 Teilnehmerinnen über dieses Thema informiert.
Tanner: KI als Unterstützung begreifen
Das österreichische Bundesheer soll in den nächsten Jahren zu einer modernen Armee ausgebaut werden, das betrifft auch den digitalen Bereich, der mit Cyber-Defense und KI zu tun hat. Ziel ist es, sich die neuen Technologien zunutze zu machen, um effizienter und rascher zu werden, wie Ministerin Klaudia Tanner ausführte. “Es ist ein Mittel gegen Personalverknappung. Als Unterstützung des Menschen in seiner inhaltliche Verantwortung zu sehen, aber keineswegs als Ablöse.“ Tanner weiter: “Die Künstliche Intelligenz hat mittlerweile in so gut wie allen Lebensbereichen Einzug gefunden und begegnet uns dadurch überall in unserem Alltag. Das heißt für uns alle, dass wir uns damit beschäftigen müssen, uns der Risiken, die diese Technik mit sich bringt, bewusstwerden und gleichzeitig auch die Vorteile erkennen, die wir nutzen sollten. Das betrifft alle Bereiche des Lebens von der Landesverteidigung bis hin zur Landwirtschaft. Daher freut es mich, dass sich die Bäuerinnen so intensiv mit diesem Thema beschäftigen, um ihre Betriebe noch moderner und zukunftsfitter aufzustellen.“
Machner: Die “persönliche Assistentin“ ist 24/7 aktiv
Manuela Machner von kinet.ai, Mitglied von Women and AI und spezialisiert auf KI & Tourismus, kennt die Mehrfachbelastung der Frauen auf einem bäuerlichen Betrieb, mit Familie, Kindern, dem Hof und vielem mehr. Hier sieht die Expertin sehr viele Chancen, und zeigte den Frauen auf, wo sie sich mit digitalen Technologien die Arbeit erleichtern können: “Unterstützung bieten vor allem Programme, wo es um´s Schreiben geht - Mails verfassen, Dokumentationen -, aber auch Diktierfunktionen und grammatikalisch korrekte Mitschriften von Gesprächen, vereinfachte Bildbearbeitung, Social Media-Pläne usw.“ Die Handhabung ist dabei laut der Expertin leicht umsetzbar: “Wenn ihr euren Kindern erklären könnt, wie sie etwas machen sollen, könnt ihr es auch einer KI erklären.“ Das wichtigste sei, es sich einfach mit den Programmen auseinanderzusetzen. “Das ist eure große Stärke, ich kenne keine Bäuerin, die nicht einfach tut“, machte Machner den Teilnehmenden Mut, zeigte aber auch die Grenzen dieser Technologien auf. So mahnte sie, keine Daten, die einem selbst schaden könnten oder persönlicher bzw. medizinischer Natur sind, in ein Programm einzugeben. Schaden könne auch durch das Klonen sprachlicher Aufzeichnungen verursacht werden, so Machner.
Linecker-Grausberg: Zusammenarbeit von Mensch und Technik kann viele Probleme lösen
Einen Einblick in bestehende Anwendungen, die die Teilnehmerinnen testen können, und einen Blick in die Zukunft gab Susanne Linecker-Grausberg. Für sie ist KI ein Game-Changer. “Die Zusammenarbeit kann viele Probleme lösen.“ Von einem KI-Kongress in Osaka (Japan) brachte sie Informationen über Tools speziell für die Landwirtschaft mit und zeigte auf, was das präzisierte Arbeiten mit der KI für Bäuerinnen und Bauern künftig noch bringen wird, nicht nur an Zeitersparnis. Revolutionäre Neuerungen seien im Acker- und Grünlandbau zu erwarten sowie im Umweltbereich und durch die Entstehung neuer Jobs im Landwirtschaftssektor. Die Einführung von digitalen Assistenten, die z.B. wiederkehrende Formulare eigenständig ausfüllen, Rechnungen stellen oder Förderanträge optimieren, werde Erleichterungen bei der Bürokratie bringen. Der Bedarf an präzisen Daten sowie die Anpassung von KI-Lösungen an spezifische Hofbedürfnisse werde neue Jobmöglichkeiten eröffnen, so der Ausblick der Expertin. Einsatzgebiete der KI in der Landwirtschaft sind neben der Präzisionslandwirtschaft, der Datenanalyse und der Automatisierung vor allem auch in der Direktvermarktung, wobei die Lieferung von Waren mittels Drohne hierzulande noch Zukunftsmusik ist. “Das ist Teil einer Revolution. Da heißt es mitgehen und sich weiterbilden“, so der abschließende Ratschlag von Linecker-Grausberg an die Teilnehmerinnen.