Der Zwischenfruchtbau stellt eine wichtige Basis für den erfolgreichen Ackerbau dar. Eine sorgfältige Planung und Umsetzung ist daher von großer Bedeutung!
Mit Hilfe des Zwischenfruchtbaus kann die Bodenfruchtbarkeit und damit die Ertragsfähigkeit von Ackerschlägen dauerhaft erhalten und sogar verbessert werden. Es wird die Nähstoffverfügbarkeit im Boden erhöht, Humus aufgebaut und die Bodenstruktur verbessert, um nur einige positive Wirkungen zu nennen. Besonders vorteilhaft wirken sich Begrünungen auf die oberflächennahe Bodengare aus, wodurch Verschlämmungen und Erosion bis in das Frühjahr hinein wirksam vermieden werden können.
Bei der Planung des Zwischenfruchtanbaus geht es darum, den Anbautermin, das Anbauverfahren und die Begrünungsmischungen - unter Berücksichtigung der Vorgaben der gewählten ÖPUL-Begrünungsmaßnahme und der eigenen pflanzenbaulichen Ziele - bereits jetzt im Frühsommer konkret festzulegen und die erforderlichen Vorbereitungen dazu zu treffen.
Anbautermin: Je früher, desto besser!
Begrünungen können ihre positiven Wirkungen nur dann voll ausspielen, wenn sie sich ausreichend entwickeln können. Dabei gilt es zu bedenken, dass für den Biomassezuwachs ein einzelner Tag im Juli wertvoller ist als eine Woche im August bzw. als der ganze Monat September. Ein früher Anbautermin - möglichst unmittelbar nach der Hauptfruchternte - bringt daher in aller Regel das bessere Ergebnis. Auch das Ziel eines hohen Mulchdeckungsgrades und Erosionsschutzes im darauffolgenden Frühjahr kann nur durch einen entsprechend frühen Begrünungsanbautermin erreicht werden.
Für den Boden selbst ist eine rasche Wiederbegrünung ebenfalls von großem Vorteil. Umgekehrt sind wochenlang brachliegende Böden den Witterungsbedingungen wie Wind, Austrocknung, Sonneneinstrahlung und Starkniederschlägen ungeschützt ausgesetzt. Verschärft wird diese Situation, wenn in diesem Zeitraum der Boden zusätzlich (mehrmals) bearbeitet wird: Degradation der Bodenstruktur, Erosion, Abnahme des Bodenlebens und der Bodenfruchtbarkeit im Allgemeinen können die negativen Folgen sein.
Die Befürchtung, dass durch einen frühzeitigen Begrünungsanbau auflaufendes Ausfallgetreide bzw. Unkräuter nicht ausreichend bekämpft werden könnten, hat sich in den langjährigen Versuchen der Boden.Wasser.Schutz.Beratung, LK OÖ nicht bestätigt. Im Gegenteil: Begrünungsbestände, die unmittelbar nach der Hauptfruchternte angelegt wurden, wiesen im Frühjahr meist keinen Besatz von Ausfallgetreide bzw. Unkräutern auf. Außerdem konnte dadurch bei allen Begrünungsarten ein sicheres Abfrosten über die Wintermonate erreicht werden.
Mit Hilfe neuer Anbauverfahren, wie z.B. Drohnensaat oder Mähdruschsaat, können noch frühere Anbautermine - einige Tage vor bzw. während der Getreideernte - realisiert werden. Dies bringt erneut einen merkbaren Entwicklungsvorsprung für die Begrünung mit sich. Da bei diesen Verfahren auf eine Bodenbearbeitung gänzlich verzichtet wird, sind sie allerdings nur auf Standorten mit folgenden Voraussetzungen zu empfehlen:
kein Einsatz von bodenwirksamen Getreideherbiziden im Frühjahr,
keine Probleme mit Wurzelunkräutern (Ampfer, Distel, Quecke) und tierischen Schaderregern (Mäuse),
keine starke Bodenverdichtung.
Die Mischung macht’s!
Vielfältige Mischungen sind eine goldene Regel im Begrünungsanbau. Sie können die vorhandenen Ressourcen besser nutzen als Reinsaaten und entwickeln sich selbst unter ungünstigen Verhältnissen sicherer, rascher und üppiger. Mischungen erreichten daher in den Versuchen sowohl bei der Biomasseproduktion, der Nährstoffspeicherung, der Durchwurzelung als auch bei der Unkrautunterdrückung eindeutig die besseren Resultate. Zudem bereichern sie das Landschaftsbild.
Bei der Wahl der Mischung sind viele Parameter zu berücksichtigen, wie z.B. die Fruchtfolge, Anbautermin der Begrünung, Saatgutkosten, Anbauverfahren und etwaige Vorgaben der ÖPUL-Begrünungsmaßnahme. Zusätzlich können eigene pflanzenbauliche Zielsetzungen durch die Wahl der einzelnen Gemengepartner verfolgt werden, wie z.B.
für die Absicherung einer flächigen Bodenbedeckung im Spätherbst z.B. Kleearten, Wicken, Erbsen, Phacelia, Gräser,
für das Aufbrechen von Verdichtungshorizonten z.B. Meliorationsrettich, Ölrettich, Ackerbohne,
zur Stickstoffanreicherung im Boden - alle Leguminosen (Kleearten, Wicken, Ackerbohne, Erbsen),
für die Aufnahme hoher Stickstoffmengen z.B. Familie der Kreuzblütler (Senf, Rettich, …)
- nachwachsende Zwischenfrüchte z.B. Kleearten, Wicken, Gräser,
sicher und rasch abfrostend z.B. Ramtillkraut, Buchweizen,
für einen verstärkten Phosphor-Aufschluss im Boden z.B. Buchweizen, Phacelia.
Bei frühen Anbauterminen stehen grundsätzlich viele Zwischenfruchtarten zur Wahl. Wärmeliebende Kulturen wie Alexandrinerklee, Perserklee, Ackerbohne, Erbse, Sonnenblume, Ramtillkraut, Sommerwicke, Sareptasenf, Sandhafer oder Sudangras sollten jedenfalls noch vor dem 20. August gesät werden. Je später Begrünungen angebaut werden, desto wichtiger werden spätsaatverträgliche Kulturen (siehe Tabelle). Bei späten Anbauterminen ist ein rascher Aufgang besonders wichtig; eine sorgfältige Saatbettbereitung mit anschließender Drillsaat und Rückverfestigung kann hierzu beitragen. Generell ist zu beachten, dass bei spätem Anbau die Frostbeständigkeit vieler Zwischenfruchtarten deutlich zunimmt.
Auswahl von spätsaatverträglichen Begrünungskulturen
winterharte Kulturen wie Winterrübsen, Winterwicke, Grünschnittroggen, Roggen, Winterfutterraps, Wintererbse
Häckseln/Einkürzen im Herbst meist kontraproduktiv
Grundsätzlich sind die geltenden ÖPUL-Bestimmungen zu beachten. Von maschinellem Einkürzen bzw. Häckseln der Begrünung im Herbst wird generell abgeraten. Es gibt eine Vielzahl negativer Auswirkungen, die dabei in der Praxis regelmäßig festgestellt werden:
Förderung von Mäusepopulationen
Förderung von Ausfallgetreide und Unkräutern
Fäulnisprozesse (insbesondere nach dem Häckseln)
hohe Gefahr der Bodenverdichtung durch die zusätzliche Überfahrt unter häufig feuchten Bodenbedingungen
kein ausreichender Tierschutz möglich (Hasen, Fasane, Bienen, Insekten etc.)
weniger Boden- und Erosionsschutz im Frühjahr durch reduzierte Mulchmasse
zusätzlicher Aufwand (Zeit, Maschinenkosten)
Falls dennoch die Mulchmasse der Begrünung zerkleinert werden soll, dann empfiehlt sich ein Häckseln des abgefrosteten Bestandes oder die Verwendung einer Messerwalze im darauffolgenden Frühjahr.
Wichtig - ÖPUL-Auflagen beachten!
Erosionsschutz für die Folgekultur
Ein wichtiges Ziel des Begrünungsanbaus besteht darin, für die Folgekultur einen ausreichenden Erosionsschutz zu liefern. Einerseits ist dazu - wie oben beschrieben - ein ausreichend früher Begrünungsanbautermin notwendig, um ausreichend Biomasse aufzubauen. Andererseits muss bei der Saatbettbereitung im Frühjahr darauf geachtet werden, nicht allzu viel des vorhandenen Mulchmaterials im Boden tief zu vergraben. Ist der Boden nach der Aussaat der Sommerung noch zu 30% mit Mulchmaterial bedeckt, reduziert sich der Bodenabtrag um 50% (siehe Abbildung).
Fazit
Der Zwischenfruchtanbau sollte aufgrund seiner vielen Vorteile für den Ackerbau ein fixer und wohlüberlegter Bestandteil jeder Fruchtfolge sein. Durch einen möglichst frühen Anbau und vielfältige Mischungen kommen die vielen positiven Wirkungen von Zwischenfrüchten am besten zum Tragen. Für die Folgekultur im Frühjahr soll der zurückbleibende Begrünungsmulch einen optimalen Schutz vor Bodenerosion bieten.
Weitere Informationen zum Zwischenfruchtbau sowie ein Begrünungsrechner stehen auf der Homepage der Boden.Wasser.Schutz.Beratung, LK OÖ unter www.bwsb.at zur Verfügung. Ausführliche Versuchsberichte rund um den Zwischenfruchtbau können im Versuchsportal der Landwirtschaftskammern unter www.lko.at/Versuche abgerufen werden.