Willkommen im „Tierwohl-Hotel“ Blank!
Nicht, dass jemand glaubt, mir sei das passiert, aber so könnte man die besondere Lage des Milchviehbetriebs der Familie Marlies und Kilian Blank einfach beschreiben. In einer kleinen Mulde wunderschön direkt am Grenzbach Weißach zwischen Sulzberg und Riefensberg gelegen, befindet sich das Elternhaus mit Zubau für die junge Familie und seit Juli 2024 das neue Stallgebäude. Vor etwa 20 Jahren war der Betrieb von Vater Gebhard und Irmtraud noch in Brunnenau angesiedelt, als sich die Gelegenheit ergab, den jetzigen Hof zu erwerben. Der Vorteil lag klar auf der Hand, weil der Großteil der gut 40 Hektar Grünland im Nahbereich des Hofes liegen, was eine enorme Arbeitserleichterung mit sich brachte. Für Sohn Kilian war aber nicht von vornherein klar, dass er den Hof übernehmen würde, da er eine Ausbildung zum Techniker absolvierte und eine gute Stelle bei der Firma Blum hatte. Als Vater Gebhard aber ins Pensionsalter kam, stellte sich die Frage, ob und wie es mit dem Betrieb überhaupt weitergehen soll.
Lebensentscheidung
Marlies und Kilian haben sich dann relativ rasch entschieden, den Hof zu übernehmen und das im Vollerwerb. „Das war kein leichter Schritt, weil man doch von einem klar strukturierten Berufsalltag mit fixem Einkommen in den Vollerwerb mit unregelmäßigen Arbeitszeiten und dem unternehmerischen Risiko wechseln musste. Das muss man sich schon genau überlegen, aber das Herz hat auch ja gesagt, und ich bereue den Schritt überhaupt nicht“, so Kilian. Es war auch die Entscheidung, in die Zukunft zu investieren, sprich in einen neuen Stall, weil der alte Stall schon sehr in die Jahre gekommen war. 2019, mit der Betriebsübernahme, war es dann soweit, und das Neubauprojekt wurde konkret. Jetzt ist das so eine Sache mit dem planen, weil Wunsch und Wirklichkeit nicht immer so gut harmonieren wie man sich das vorstellt. „Das habe ich nach dem ersten Gespräch mit unserem Planer Michael Schuler von der Landwirtschaftskammer gemerkt. Was wir geplant hatten und das, was Michael sich für uns vorgestellt hat, waren schon zwei Paar Schuhe. Nach einem intensiven Austausch war uns klar, dass Michael auf dem richtigen Weg war“, schmunzelt Kilian und weiter: „Das ist auch der Grund, warum wir uns für die Planung durch die Landwirtschaftskammer entschieden haben, weil es einfach einen Profi braucht, der die planerischen Anforderungen für einen modernen Laufstall kennt und am besten weiß, wie das technisch, architektonisch und baulich umzusetzen ist.“ „Die Planung durch Michael und die Bauleitung durch Daniel Muxel, Leiter des Fachbereichs Bau & Planung in der Landwirtschaftskammer, waren für uns echt ein Glücksgriff. Da hat wirklich alles, von der Planung bis zur Fertigstellung, super funktioniert“, ergänzt Marlies.
Harte Zeiten
Doch kam dann alles ganz anders. Als die Pläne fertig waren, stellte man bei den Bodenuntersuchungen fest, dass der geplante Standort nicht wie vermutet einen Kiesuntergrund hatte, sondern sehr lehmig war. Mit Hilfe eines Geologen und der Baustatik konnte zumindest die teuerste Variante, nämlich ein dickes Betonfundament zu gießen, vermieden werden. Trotzdem musste man auf den rund 1.800 Quadratmetern Baufläche eine 60 Zentimeter dicke Kiesschicht aufschütten, was die Kosten in die Höhe trieb. Und dann der Super-Gau. Kurz vor Baubeginn rollte die Corona-Pandemie übers Land und eröhte die Baukosten weiter, womit der Neubau unfinanzierbar wurde. „Also zu dem Zeitpunkt war ich echt frustriert und wir haben uns wirklich Sorgen gemacht, wie es weitergehen soll. Das war keine einfache Zeit. Das einzig Positive daran war, dass wir viel Zeit hatten, die Pläne unter die Lupe zu nehmen, das eine oder andere Sparpotenzial zu erkennen und den Plan insgesamt noch weiter zu optimieren. Auch da waren Michael und Daniel eine wirklich große Unterstützung,“ erklärt Kilian.
Zweiter Anlauf klappt
Im Februar 2023 war es dann doch soweit. Corona hatte man im Griff, die Betriebe brauchten Arbeit, die Preise gaben endlich wieder nach und der Bau konnte Mitte August starten. Jetzt lief wirklich alles nach Plan und seit Juli 2024 ist der Stall in Betrieb. Dass sich nicht nur die Familie bei der Arbeit, sondern vor allem die 58 Milchkühe sehr wohl fühlen, erklärt sich von selbst, wenn man den Stall betritt. Einfach gesagt steht man in einem 14 Meter hohen, 52 Meter langen und 34 Meter breiten Gebäude. Der somit gut 1.800 Quadratmeter große Freilaufstall, der von oben und von drei Seiten auf zwei Ebenen mit enorm viel Licht durchflutet wird, profitiert von der optimalen Nutzung des Tageslichts und nicht von den sauber geputzten Glasflächen, weil es die nämlich gar nicht gibt.
Der Stall ist in diesem Bereich großteils offen, kann aber bei extremer Kälte oder Durchzug mit Windnetzen, die wie Rollos funktionieren, auf Knopfdruck geschlossen werden. Zudem befinden sich im Oberlichtbereich Lüftungsklappen, um bei starker Hitze die Temperatur im Stall zu regulieren. „Das war aber trotz der vielen heißen Sommertage nie notwendig, weil das Gebäude so gut durchlüftet ist“, erklärt Kilian.
Tierwohl an erster Stelle
Der 4,5 Meter breite Futtertisch zieht sich durch das ganze Gebäude, trennt den Tierbereich vom Heulager und ist voll befahrbar. Dort oben ist in der Mitte des Heulagers ein Balkon, von dem man einen perfekten Überblick hat. Ob die Freilaufzone, der Bereich für die Trockensteher, die Stier- und Abkalbebox, die eigene Box mit der Vorrichtung fürs Klauenschneiden, die „Krankenstation“ (sprich Extrabox für kranke Tiere), der Zwölfer-Melk- stand, die Milchkammer oder der teilüberdachte Auslauf, alle Bereiche sind von oben gut einsehbar und so angeordnet, dass sich ein optimaler Zugang und somit ein perfekter Arbeitsablauf ergibt. Das Heulager ist einer der Arbeitsbereiche von „Kranchefin“ Marlies, die mit dem Heukran die gesamte Stalllänge und somit auch den ganzen Futtertisch punktgenau bedienen kann.
Große Arbeitserleichterung
„Die Arbeitserleichterung ist wirklich enorm und es macht auch Freude zu sehen, wie wohl sich die Kühe der Rassen Holstein-Friesian, Rotbunt und Brown Swiss hier fühlen. Sie sind einfach viel entspannter und ruhiger, es gibt keine Rangeleien, und wenn man das tagtäglich sieht, weiß man, was Tierwohl ist. Der Stall wurde so ausgelegt, dass noch ein paar Kühe mehr Platz hätten und die Anforderungen für eine Bioumstellung relativ leicht umzusetzen wären. Das ist aber derzeit kein Thema für uns. Wir sind mit unserem Bestand arbeitstechnisch gut ausgelastet und machen einen Schritt nach dem anderen. Zudem haben wir das Glück, dass uns meine Eltern noch jeden Tag tatkräftig unterstützen. Was die Zukunft bringt, wird man sehen“, so Kilian. „Ja, die Arbeit geht auch in der Pension nicht aus, nur mit dem Unterschied, dass man mir im Gegensatz zu früher jetzt sagt, was ich zu tun habe“, lacht Vater Gebhard, der wie auch Irmtraud vom neuen Stall begeistert ist. Die Milch wird täglich abgeholt und in die Sennerei Riefensberg geliefert.
Rundum gelungen
Da darf man am Blank-Hof zu Recht auch ein wenig stolz sein, dass die eigene Milch auch einen kleinen Anteil am Erfolg von Meistersenner Daniel Fink hat, der im September in Schwarzenberg zum Senner des Jahres gekürt wurde. Von der technischen Seite sind noch die Dachabsaugung und die Wärmerückgewinnung über den Milchkühler zu nennen. „Photovoltaik ist sicher auch einmal ein Thema, aber wir wollen und können auch im technischen Bereich nicht alles auf einmal machen“, so Kilian. Der alte Stall ist auch noch in Betrieb und bietet nun sehr viel Platz für derzeit 20 Stück Jungvieh. Nicht vergessen darf man natürlich die dritte Generation am Hof, Eva (6) und Jakob (8), die ebenfalls schon kräftig mitanpacken und mit Spaß und Elan, vor allem bei den Kälbern, dabei sind.
Wenn man das neue Stallgebäude einfach nur von außen betrachtet, weiß man, dass auch in Sachen Ästhetik und Architektur ein wirklich schönes Gebäude gelungen ist, das eher nach einem Wellnesstempel als nach einem Wirtschaftsgebäude aussieht. Somit darf man der ganzen Familie Blank zum gelungenen Neubau gratulieren und der Familie das Beste für Haus und Hof sowie viel Freude mit dem neuen Stall wünschen.
Zum Betrieb
- Milchbetrieb im Vollerwerb
- 33 Hektar Eigengrund, 10 Hektar Pachtflächen, 8 Hektar Wald
- Derzeit 58 Milchkühe und 20 Stück Jungvieh
- Milchlieferung an die Sennerei Riefensberg
- Gebäudemaße Neubau: 52 x 34 x 14 Meter
Planung LK: Michael Schuler und Elias Lau
Detailplanung und Ausschreibungen LK: Zmstr. Ing. Daniel Muxel
Baumeister: Haller Bau, Sulzberg
Zimmermeister: Sohm Holzbau, Alberschwende
Aufstallung: Felder Stall, Absam
Elektrik: Österle, Doren
Installateur: Bereuter, Sibratsgfäll
LK-Service: Bau & Planung
Wir bieten Ihnen eine betriebsindividuelle, firmenunabhängige und verkaufsneutrale Bauberatung und gehen entsprechend auf Ihre Fragen und Wünsche ein.
Markus Hartmann, T 05574/400-243, E markus.hartmann@lk-vbg.at
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