Der Spruch, der früher eher einen negativen Beigeschmack hatte, beschreibt in heutiger Zeit einen Ort, wo man von allgegenwärtigem Lärm und Trubel weitgehend verschont wird. Als ich nach der Wegbeschreibung zum Betrieb der Familie Petra und Dietmar Flatz nachgefragt habe, hieß es ganz einfach durch Bildstein zu fahren, sich links zu halten und dann so lange zu fahren, bis die Straße endet. Fast genau so war es und am Ende bin ich in einer der wohl schönsten „Sackgassen“ gelandet, welche unser Land zu bieten hat. Der Betrieb liegt in leichter Hanglage und außer Wiesen und dem Wald sieht man nur ein Nachbarhaus, das gute 500 Meter entfernt liegt. Dort endete früher auch die Straße und Dietmars Großvater musste damals den Weg bis zum Hof noch selber bauen. So eine ruhige Oase ist im zunehmend verbauten Vorarlberg ein echtes Juwel, auch wenn man das früher vielleicht anders sah. Landwirtschaft wird in der Familie Flatz schon seit vielen Generation betrieben, früher allerdings noch in der Gemeinde Buch. „Der Urgroßvater hatte dann die Möglichkeit, in Bildstein diesen kleinen Betrieb zu kaufen, was damals einige für etwas verrückt hielten. Heute schätzen wir uns glücklich, und genießen diesen Ort der Ruhe, wobei man mit dem Auto in wenigen Minuten im Tal ist“, schmunzelt Dietmar. Das muss er auch, weil er nicht nur im Stall, sondern auch noch als Leiter des Doppelmayer Zoos arbeitet. „Ich habe zwei Berufe, die mir viel Freude machen und in beiden arbeite ich mit Tieren. Was will man mehr?“, so Dietmar. Am Betrieb leben auch seine Eltern, die 1980 das heutige Wohnhaus bauten, weil das alte Gebäude einfach zu klein wurde. Dieses steht aber heute noch. Im neuen Stall leben 20 Milchkühe, zehn Stück Jungvieh und ein paar Kälber. Mit dem Neubau wurde auch der Bestand aufgestockt.
„Die Milch wird an die Vorarlberg Milch geliefert. Zwei Dinge stehen mir bei meiner Arbeit am Hof ganz oben. Erstens muss es den Tieren so gut wie möglich gehen und zweitens bin ich ein Freund von einfachen und praktischen Lösungen, die funktionieren und nicht aus dem Budgetrahmen fallen“, so der Landwirt. Und genau nach diesem Prinzip wurde auch der neue Stall gebaut. Der alte Stall war noch ein Anbindestall und in die Jahre gekommen. Obwohl die Tiere ganzjährig so lange wie möglich im Freien sind, erfüllte der alte Stall, in dem noch bis zum letzten Jahr händisch gemolken wurde, die eigenen Ansprüche nicht mehr. Dietmar hatte schon 2022 einen Wunschstall vor Augen und wollte mit der Umsetzung möglichst rasch beginnen, aber Corona hat das Ganze verzögert. „Dann musste ich noch warten, bis die Baupreise wieder gesunken sind, aber die Zeit habe ich genutzt, um in der Planungsbateilung der Landwirtschaftskammer mit meinen Ideen vorstellig zu werden. Das Planungsteam der Kammer möchte ich wirklich loben, denn sie sind auf meine Wünsche gut eingegangen und haben mir wirklich meinen Wunschstall umgesetzt. Allein schon die ganzen Bewilligungsverfahren und Bauverhandlungen kann man ja alleine kaum stemmen. Das haben die beiden Daniels wirklich bestens erledigt“, lobt Dietmar.
Klar war, dass der veraltete Anbindestall mit wenig Platz und Licht einen Neubau unausweichlich machte. Dieser steht nun neben dem alten Stall- und Wohngebäude, das nicht mehr genutzt wird. Dietmars Vorstellungen waren klar: Einfach, kostengünstig, effizient und keine Abstriche beim Tierwohl. Entstanden ist ein sogenannter Zwillingsbau (zwei parallele Baukörper) mit einem integrierten Auslauf, der harmonisch in die Hanglage eingebettet wurde. Der eine Baukörper beinhaltet den Freilaufstall, den Melkstand und das Strohlager, der andere den Futtertisch, das Heulager und den Kälberbereich mit eigenem Auslauf. Das Mistlager schließt an den ersten Baukörper an (siehe Plan am Artikelende). Mit dem Heukran kann der ganze Futtertisch bedient werden. Durch eine einfache Konstruktion, geringe Dachflächen und den Verzicht auf Wände und Windnetze konnten die Baukosten merklich reduziert werden. Hinsichtlich Tierwohl hat der Neubau alles, was einen modernen Stall ausmacht. Die offene Bauweie bietet gutes Licht und bestes Stallklima. Durch den überwiegenden Bau mit Holz wird der ökologische Stellenwert unterstrichen. „Sollte es im Winter doch noch einmal richtig kalt werden, dient das Strohlager, das sich über die ganze Stalllänge ziehen kann, wie ein Wind- und Kälteschutz“, erklärt Dietmar. Die Tiefstrohfläche bietet zwei Vorteile: Einerseits konnte dadurch die Güllegrube kleiner ausgelegt werden, andererseits kann die reichlich vorhandene Streue gut verwertet werden. Die Dachabsaugung sorgt für eine effiziente Heubelüftung. Der Neubau punktet vor allem durch seine Schlichtheit – es muss nicht immer alles kompliziert sein. Es bewahrheitet sich das Zitat: „In der Einfachheit liegt die höchste Stufe der Vollendung.“
„Für mich ist der neue Stall, jetzt mit Melkstand, natürlich nicht nur eine große Freude, sondern auch enorme Arbeitserleichterung. Vor allem merkt man es auch den Tieren an, dass sie sich hier richtig wohl fühlen. Trotzdem dürfen sie natürlich so oft auf die Weide wie es möglich ist, weil ich einfach ein ‚Weidefanatiker’ bin, lacht Dietmar und weiter: „Ich bin froh, dass sich der neue Stall bis jetzt in der Praxis so gut bewährt hat, aber einen Traum habe ich noch, nämlich das alte Stall- und Wohngebäude abzureißen und eine Maschinenhalle zu bauen. Das muss allerdings noch warten, denn zuerst muss einmal wieder Geld verdient und die Schulden abgebaut werden. Vorher wird nichts Neues angefangen.“ Eine Einstellung, die man nur unterstützen kann. Dass sich die Investitionen in die Zukunft auch rentieren, sieht Dietmar pragmatisch: „Wir haben vier Kinder: Sarah, Kilian, Selina und Clemens. Wenn eines der Kinder den Betrieb übernehmen will, macht uns das glücklich, aber sie sollen selber über ihr Berufsleben entscheiden und glücklich werden. Das ist das Wichtigste.“
Betriebsspiegel
Dietmar Flatz, Acker 51, Bildstein
Neubau Stall
Nebenerwerb
26 Hektar Grünland, davon sechs Hektar Streuwiese und etwas Wald. Eigenfläche 14 Hektar.
20 Stück Milchkühe verschiedene Rassen und Jungvieh
LK Ausschreibung: Zmstr. Ing. Daniel Muxel LK Planung: Daniel Von der Thannen Partnerfirmen: Baumeister: Winder Bau, Krumbach Holzbau: Sohm Holzbau, Alberschwende Aufstallung: Winder Elfried, Bildstein Elektro: Innovatic, Schwarzach