Pilzkrankheiten: Peronospora
Peronospora-Prognose
VitiMeteo bildet eine Daten-Plattform von über 100 Kleinklima-Messstationen (KMS) welche sich in den verschiedenen österreichischen Weinbaugebieten befinden. Diese Stationen liefern neben den Witterungsinformationen auch Informationen zum herrschenden Peronosporarisiko sowie zum Rebwachstum.
Integriert ist eine 5-Tages Prognose, welche einerseits eine Vorschau auf die voraussichtliche Witterung und andererseits auf die Peronosporaentwicklung liefert. Mit Unterstützung der regionalen Weinbauberater ist es möglich Behandlungsmaßnahmen dadurch sehr zielgerichtet zu planen. Die Informationen sind in mehreren Stufen abrufbar:
1. www.vitimeteo.at "VM Rebenperonospora“
Es erscheint eine Übersicht der im System angelegten Standorte mit herrschenden Peronoporarisikobalken inkl. einer 5-Tages-Vorschau auf einer Zeitleiste. (grün = geringes Infektionsrisiko, rot = hohes Infektionsrisiko)
2. www.vitimeteo.at "VM Rebenperonospora“
- Auswahl eines Weinbaugebietes bzw. Region
- Auswahl eines Beobachtungsstandortes z.B. "Rohrendorf- Eben“. Es erscheinen zwei Grafiken (siehe Grafik 1 und 2). In der Wettergrafik (Grafik 3) werden die Witterungsbedingungen sowie der Peronospora-Infektionsrisikobalken dargestellt. In der Expertengrafik (Grafik 2) werden die Infektionsereignisse, Inkubationsverläufe sowie Sporulationsbedingungen dargestellt. Beide Grafiken beinhalten eine 5-Tages-Vorschau.
- Auswahl eines Weinbaugebietes bzw Region
- Auswahl eines Beobachtungsstandortes z.B. "Rohrendorf-Eben“ Prognose im pdf-Format Auswahl "Monat“ oder "Jahr“. Es erscheint eine Tabelle des betreffenden Standortes mit den Witterungsdaten, den Wachstumsdaten sowie dem Peronosporarisiko.
Bekämpfung
In niederschlagsreichen Gebieten können Erstinfektionen schon frühzeitig auftreten und die Krankheitsentwicklung entscheidend beeinflussen (Warndiensthinweise beachten). Fallen kurz vor bzw. ab Austrieb (ca. Mitte April bis Mitte Juni) innerhalb von vier Wochen über 100 mm Niederschlag, muss mit günstigen Primärinfektionsereignissen gerechnet werden. Deshalb sind in diesen Gebieten frühe chemische Behandlungen zu empfehlen. Bei starkem Triebwachstum sollten systemische Fungizide eingesetzt werden, damit der Neuzuwachs ausreichend geschützt ist. Es ist Sorge zu tragen, dass vor allem zum Zeitpunkt der Blüte die Gescheine mit entsprechender Menge an Spritzbelag geschützt sind. Das kann durch einen zusätzlichen Spritzdurchgang bzw. verkürzten Spritzintervallen erreicht werden.
Mai bis Anfang Juni
- Auf Hinweise des Warndienstes achten. In manchen Jahren kann es auch im Trockengebiet in niederschlagsreichen Frühjahren bzw. Sommern zu einer starken Entwicklung von Peronospora kommen.
- Die Erstinfektion findet nur in geringer Anzahl auf bodennahen Trieben statt. Daher sollten diese Triebe frühzeitig entfernt werden. Achtung: in frostgeschädigten Weingärten darf das Ausbrechen der Triebe nicht zu früh durchgeführt werden (erhöhte Peronosporagefahr in diesen Anlagen beachten).
- Zur chemischen Bekämpfung der Primärinfektion können z.B. Belagsmittel eingesetzt werden. Auf eine entsprechende Wirkung gegen Roter Brenner, Phomopsis und Schwarzfäule ist zu achten.
- Eine bedarfsgerechte Stickstoffdüngung vermindert die Peronosporagefahr.
Juni bis August
Mitte bis Ende August
- Abschlussbehandlung
- Bei aromatischen Rebsorten wie z.B Sauvignon Blanc wird empfohlen, von einer Abschlussspritzung mit Kupfer abzusehen, da der Geschmack beeinflusst werden könnte.
- Um die Reintönigkeit der Weine zu fördern, wird der Einsatz eines kupferhältigen Mittels empfohlen.
- Bei starkem Auftreten von Spätperonospora kann die Wirkung von Kontaktfungiziden unzureichend sein. In diesem Fall sollte ein systemisches oder tiefenwirksames Fungizid eingesetzt werden (Wartezeiten einhalten).
- Eine Bekämpfung der Spätperonospora mit einer zusätzlichen Behandlung nach der Abschlussspritzung im September wird nicht empfohlen.
- Von Peronospora befallenes Laub der Geiztriebe muss nicht mechanisch entfernt werden.
Rebenperonospora - Plasmopara viticola
Infektion – mit freiem Auge nicht sichtbar. |
„Als Infektion bezeichnet man das Eindringen des Krankheitserregers in den Wirt. Keimende Sporen dringen mit Hilfe eines Infektionsschlauches über die Spaltöffnungen in das Blatt ein. Zeit einen Wasserfilm (Blattnässe) aufweisen. Man unterscheidet zwischen Primär- und Sekundärinfektionen:Dazu muss das Blatt eine gewisse Zeit einen Wasserfilm (Blattnässe) aufweisen. 1. Primärinfektion – sie nimmt ihren Ausgang vom Boden und verursacht die Erstinfektion 2. Sekundärinfektionen – sie nehmen ihren Ausgang von befallenen Rebteilen |
Inkubationszeit – Rebe ist zwar bereits befallen, zeigt aber noch keine Symptome |
Periode zwischen Infektion und dem Sichtbarwerden der Symptome. Die Dauer der Inkubationszeit ist abhängig von der Temperatur. Am Ende der Inkubationszeit erscheinen die Ölflecken. Diese Phase wird in der Grafik anhand der grünen Linie sichtbar gemacht. Der Entwicklungsfortschritt wird in Prozenten ausgedrückt. Bei 100 % werden die Krankheitssymptome – Ölflecken sichtbar |
Krankheitsausbruch |
Sichtbarwerden der Symptome: Die auffälligsten Symptome an Blättern sind gelbliche Ölflecken. Befallene Gescheine sind nach unten verdreht. Das befallene Stielgerüst verfärbt sich bräunlich.Befallene Trauben verfärben sich rötlich-braun bis bläulich und bekommen eine ledrige, verschrumpelte Oberfläche. Sie werden deshalb als Lederbeeren bezeichnet. |
Verbreitung durch Sporen |
Die Sporenbildung für die Erstinfektion passiert am Boden. Bei mind. 10mm Niederschlag und mind. 10 °C Temperaturen keimen die sexuell gebildeten Dauersporen (Oosporen). In einem Sporenbehälter (Primärsporangium) entwickeln sich dabei Sporen, welche durch Regen auf die Blätter gelangen. Aus den Spaltöffnungen kranker Blätter brechen Sporangienträger mit Sporenbehältern (Sporangien) hervor. Diese Sporangien beinhalten ungeschlechtlich gebildete Sporen welche durch Wind und Regen auf neue Zielflächen gelangen. Sporen werden nur in der Nacht bei hoher relativer Luftfeuchte von mind. 92 % und einer Mindesttemperatur von 12 °C gebildet. Die Sporen sind nur begrenzt lebensfähig. Je älter sie werden umso mehr Sporen sterben ab. In der Grafik wird dieser Verlauf als graue Linie angezeigt. Der Prozentsatz zeigt an wieviel Prozent der gebildeten Sporen zum Zeitpunkt einer Infektion noch lebensfähig sind. |
Wirkungsdauer von Peronosporamitteln
Die Wirkungsdauer der teilsystemisch und systemischen Mitteln ist produktabhängig sehr unterschiedlich (10 - 14 Tage; Hinweise der Mittelbeschreibung beachten). Der Spritzabstand sollte generell dem Infektionsdruck und dem Triebwachstum der Reben angepasst werden. Bei hohem Infektionsdruck sind engere Spritzintervalle (7 - 10 Tage) zu wählen. Hinweis: Der "Zeitliche Abstand in Tagen” laut Zulassung ist einzuhalten. Siehe Gebrauchsanweisung.
Maximaler akzeptabler Zuwachs zwischen zwei Applikationen
Beispiel 1: 400 cm² Neuzuwachs seit der letzten Applikation, vorbeugende Behandlungsstrategie bei hohem Peronosporainfektionsdruck (hohe Niederschläge, warme Witterung): In diesem Fall sollte das Belagsmittel noch vor der nächsten Infektion appliziert werden. Der Spritzabstand wird bei hohem Infektionsdruck und intensivem Wachstumsbedingungen möglicherweise nur 7 Tage betragen.
Beispiel 2: 400 cm² Neuzuwachs seit der letzten Applikation, kurative Behandlungsstrategie bei hohem Peronosporainfektionsdruck (hohe Niederschläge, warme Witterung): In diesem Fall kann der Winzer das nächste Infektionsereignis abwarten und in den darauffolgenden 1 - 2 Tagen eine Applikation mit einem tiefenwirksamen Fungizid vornehmen. Die Inkubationszeit sollte dabei zu nicht mehr als 20% abgelaufen sein. In diesem Fall kann es sein, dass bis zum Behandlungszeitpunkt ca. 700 - 800 cm² Blattfläche Neuzuwachs vorhanden sind. Der Spritzabstand wird unter guten Wachstumsbedingungen ca. 10 Tage betragen.
Beispiel 3: 400 cm² Neuzuwachs seit der letzten Applikation, moderates Wachstum, kurative Behandlungsstrategie bei niedrigem Peronosporainfektionsdruck: In diesem Fall kann der Winzer das nächste Infektionsereignis abwarten und in den darauffolgenden 1 . 2 Tagen eine Applikation mit einem tiefenwirksamen Fungizid vornehmen. Die Inkubationszeit sollte dabei zu nicht mehr als 20% abgelaufen sein. Der Spritzabstand wird bei ca. 14 Tagen liegen.
Vorraussetzungen für eine gute Wirkung der in der Tabelle genannten Mittel sind:
- Ausbringung der der empfohlenen Hektaraufwandmenge;
- bei sehr rascher Trieb- und Laubflächenentwicklung, besonders um die Blütezeit, Spritzintervalle von 8 - 10 Tagen einhalten
- (wie z.B. im Jahre 2016);
- gute Benetzung aller zu schützenden Pflanzenteile;
- Einhaltung des Wirkstoffwechsels.