Moosbrugger fordert Einkommen zum Auskommen
"Das Einkommensminus für 2023 zeigt die schwierige Lage unserer bäuerlichen Familienbetriebe, die jedes Jahr auf's Neue um ein angemessenes Einkommen zittern müssen. Während die Kosten im Vorjahr weiterhin hoch waren, gingen die Erzeugerpreise wieder massiv nach unten. Auch heuer klafft die Preis-Kosten-Schere in zentralen Produktionsbereichen deutlich auseinander", betont LK Österreich-Präsident Josef Moosbrugger anlässlich der 2. Vorschätzung der Landwirtschaftlichen Gesamtrechnung für 2023 mit einem 21,5prozentigenigen Minus des realen Faktoreinkommens pro Arbeitskraft. Dabei sind auch die Lebenshaltungskosten der bäuerlichen Familien erheblich gestiegen.
Impulsprogramm mit Inflationsanpassung mehr als gerechtfertigt
"Die Daten beweisen allen Kritikern zum Trotz, dass die von der Regierung bzw. Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig in enger Abstimmung mit uns als bäuerlicher Interessenvertretung beschlossenen Entlastungsmaßnahmen und insbesondere das 360 Millionen Euro-Impulsprogramm richtig und mehr als notwendig waren. Dabei gibt es eine Inflationsanpassung des nationalen Anteils der Zahlungen der zweiten Säule der Agrarpolitik für vier Jahre. Das von der Statistik Austria errechnete Ergebnis bestätigt unsere Aussagen, dass die durchschnittliche Einkommensentwicklung der letzten Jahre unbefriedigend war", ärgert sich Moosbrugger.
Inflationsanpassung der EU-Mittel und bessere Erzeugerpreise gefordert
"Zur langfristigen Aufrechterhaltung der Produktion und flächendeckenden Bewirtschaftung braucht es daher deutliche Anreize für unsere Bäuerinnen und Bauern. Einerseits muss die EU wie in anderen Bereichen auch eine Inflationsanpassung der EU-Agrarmittel vorsehen. Andererseits brauchen die bäuerlichen Familienunternehmen wieder einen höheren Wertschöpfungsanteil auf den Märkten. Wenn die Konsumentinnen und Konsumenten höhere Preise für Lebensmittel bezahlen, muss auch der Anteil für die produzierenden Bäuerinnen und Bauern mitsteigen. Ich kann meine Forderung nach höheren Erzeugerpreisen in vielen Produktionssparten nur mit Nachdruck unterstreichen", hebt Moosbrugger hervor und weiter: "Das wäre für Österreichs Lebensmittelversorgung der bessere Garant als die luxuriösesten Filialen und das dichteste Supermarknetz Europas", und weiter: "Landwirtschaft ist auch Wirtschaft und muss am Ende ein Einkommen zum Auskommen ergeben. Die heimische Erzeugung von Qualitätslebensmitteln, nachhaltigen Rohstoffen und Energie beinhaltet Versorgungssicherheit, Landschaftspflege, Umwelt- und Klimaschutz und stellt die Basis für viele andere Wirtschafts- und Lebensbereiche dar. Dieser Mehrwert muss angemessen entlohnt werden", fordert der LKÖ-Präsident.
Stabilität statt ständige kostensteigernde Erhöhung von Standards
"Es kann nicht sein, dass immer mehr bäuerliche Betriebe von der Substanz leben. Nur wer Investitionen tätigen und erwirtschaften kann, bleibt am Ball und ist zukunftsfit", erklärt Moosbrugger. "Wir müssen die junge Generation motivieren, die Höfe ihrer Eltern zu übernehmen und unsere Versorgung weiterhin sicherzustellen. Das kann nur mit stabilen Rahmenbedingungen, guten Einkommensperspektiven und Bürokratieabbau gelingen", so der LKÖ-Präsident.
2. Vorschätzung der landwirtschaftlichen Gesamtrechnung für 2023
2023 ist das landwirtschaftliche Faktoreinkommen pro Arbeitskraft – verglichen mit dem Ausnahmejahr 2022 – real um 21,5% gesunken, wie die zweite Vorschätzung der landwirtschaftlichen Gesamtrechnung der Statistik Austria zeigt. Der Produktionswert des landwirtschaftlichen Wirtschaftsbereiches liegt mit 10,2 Mrd. Euro demnach auf einem hohen Niveau, ist jedoch um 2,9% gegenüber dem Vorjahreswert zurückgegangen. Die Aufwendungen für Vorleistungen, Abschreibungen und sonstige Produktionsabgaben werden auf einen Gesamtwert von 8,6 Mrd. Euro geschätzt. Ohne Berücksichtigung der allgemeinen Preisentwicklung hat sich das nominelle Faktoreinkommen 2023 je Arbeitskraft durchschnittlich um 15,5% verringert (2022: +31,4%), wobei der Rückgang im pflanzlichen Produktionssektor besonders dramatisch war. Der reale Rückgang je Arbeitskraft macht 21,5% (2022: +24,8%) aus.