Lebensmittel – Grundversorgung sichern
„Laut Welthungerhilfe haben 735 Millionen Menschen weltweit zu wenig Nahrung und hungern. Das zeigt gerade in Kriegszeiten, wie unverzichtbar es ist, bäuerliche Familienbetriebe zur Verfügung zu haben, die imstande und bereit sind, unsere Bevölkerung mit ausreichend Qualitätslebensmitteln, Rohstoffen und Energie nachhaltig zu versorgen – und das zu weltweit vorbildlichsten Produktionsstandards. Die heimischen Bauernhöfe sind ein wertvoller Sicherheitsfaktor, den es für die Zukunft zu erhalten gilt. Die EU-Politik muss sicherstellen, dass die europäischen und somit auch österreichischen Bäuerinnen und Bauern weiterhin ihrem Produktions- und Versorgungsauftrag nachkommen können. Sie dürfen nicht mit Verboten und Vorschriften überfrachtet werden. Gleichzeitig muss dafür gesorgt werden, dass der Klimawandel, der die gesamte Lebensvielfalt bedroht, gebremst bzw. gestoppt wird, insbesondere durch die Abkehr von fossilen Energieträgern. Auch dabei können Land- und Forstwirtschaft wichtige Lösungsansätze bieten, gerade im Bereich der erneuerbaren Energieträger, Rohstoffe und regionalen Lebensmittel. Dieses Potenzial gilt es zu nützen“, betont Moosbrugger. „Außerdem muss – im Sinne von Klima, Biodiversität und Lebensmittelerzeugung – dafür gesorgt werden, die wertvolle Ressource Boden in ausreichendem Maße vor der Versiegelung zu schützen“, unterstreicht der LKÖ-Präsident einige der vielen Notwendigkeiten.
Betriebsanzahl sinkt
„Sorge bereitet, dass die Zahl der bäuerlichen Betriebe in der Europäischen Union stetig abnimmt. Zwischen 2010 und 2020 ist die Summe um 24 Prozent von zwölf auf neun Millionen Höfe zurückgegangen. Tatsache ist auch, dass Auflagen und Bürokratie stetig zunehmen, während der bäuerliche Anteil an der Wertschöpfungskette über Jahre und Jahrzehnte abgenommen hat. Von ausgefüllten Formularen werden aber weder Bauern noch Konsumenten auf Dauer satt werden“, warnt Moosbrugger und fordert eine Durchforstung der Bürokratie, praxistaugliche Rahmenbedingungen und ein Einkommen zum Auskommen für die Bäuerinnen und Bauern, damit diese auch weiter bereit sind, ihrem Versorgungsauftrag nachzukommen. Am 1. Juni wurde aber nicht nur Weltbauerntag, sondern auch Weltmilchtag gefeiert. „Die Besiedelung des gesamten Alpenraums Österreichs wäre ohne Milchkuh, Schaf und Ziege undenkbar. Nur Wiederkäuer können das Gras und Heu im alpinen Gelände in wertvolle, eiweißreiche Lebensmittel verwandeln und für eine leistbare Offenhaltung der Almen, Wiesen und Weiden sorgen. Diese vielfältige, über Jahrhunderte gewachsene Landschaft ist auch für Österreichs Tourismus und Freizeitwirtschaft eine zentrale, unverzichtbare Basis. Lebensraumvielfalt schafft außerdem Lebensvielfalt“, unterstreicht der LKÖ-Präsident und verweist auch auf den Biodiversitätsflächen-Rekord im Jahr 2024 in Österreichs Landwirtschaft. „Es ist nicht nur ein landwirtschaftliches Ziel, dass die rund 23.000 österreichischen Milchviehbetriebe nicht unter einer Lawine von Kosten- und EU-Auflagen erdrückt werden, sondern auch in Zukunft eine wirtschaftliche Existenzgrundlage erhalten – ebenso wie die Verarbeitungswirtschaft“, fordert Moosbrugger.
Bezug schwindet
Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig zeigt den Widerspruch an Konsumentenanforderungen auf: „Nur noch 22 Prozent der Konsumentinnen und Konsumenten haben einen direkten Bezug zur Landwirtschaft. Gleichzeitig steigen die gesellschaftlichen Anforderungen an die Landwirtschaft, vor allem wenn es um Tierwohl oder Klimaschutz geht“. Das geht aus repräsentativen Befragungen im Zuge des Strategieprozesses VISION 2028+ hervor. Die Befragungen zeigen außerdem, dass gleichzeitig preisgünstige Produkte in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen werden und die Menschen seit der Teuerung stärker auf Aktionen im Supermarkt achten. Totschnig sieht darin einen Widerspruch: „Eine nachhaltige Produktion von Qualitätslebensmitteln ist nur zu einem angemessenen, fairen Preis möglich. Um die Zahlungsbereitschaft in der Bevölkerung zu steigern, bedarf es eines verstärkten Dialogs zwischen Konsumenten und Produzenten. Kurz gesagt braucht es größeres Verständnis für die Landwirtschaft.“
Kein Klimakiller
Immer wieder wird die Landwirtschaft plakativ als Klimakiller vorverurteilt. Dabei sind es gerade unsere Bäuerinnen und Bauern, die die Kulturlandschaft pflegen und aktiv dazu beitragen, die Artenvielfalt zu erhalten, etwa die grünlandbasierte Milchwirtschaft. Dies zeigen die kürzlich veröffentlichten Forschungsergebnisse des „FarmMilk“ Berichts, ein Forschungsprojekt der HBLFA Raumberg-Gumpenstein: „Wir in Österreich produzieren europaweit die klimafreundlichste Milch. Dieses Ergebnis unterstreicht eindrucksvoll die führende Rolle der österreichischen Milchwirtschaft im Bereich des Umweltschutzes. Unsere Milchbäuerinnen und -bauern setzen auf Rassen, die an ihre Umwelt angepasst sind. Auch mit einem effizienten Einsatz von Betriebsmitteln und mit einem hohen Bio-Anteil, setzen sie ein klares Zeichen für den Klimaschutz“, freut sich der Landwirtschaftsminister.