Hitzestress im Milchviehstall: Erkennen und lindern
Hitze setzt den Kühen zu
Temperatur und Luftfeuchtigkeit
Atemfrequenz steigt
Welche Auswirkungen hat Hitzestress in meinem Stall?
Diese wirkt sich wiederum negativ auf den Milchfettgehalt und die Klauengesundheit aus. Das Risiko für Klauengesundheitsprobleme verschärfen zusätzlich die verkürzten Liege- und die verlängerten Stehzeiten der Kühe.
Durch schlechtere Futteraufnahme, einen höheren Bedarf an Mengen- und Spurenelementen durch Schwitzen, Ketose und Acidose sowie Klauenprobleme, treten nach Hitzeperioden auch vermehrt Fruchtbarkeitsstörungen auf, besonders Zysten. Aber auch die Eutergesundheit kann unter Hitzestress leiden, da der Erregerdruck, besonders von Umwelterregern, im feucht-warmen Stall rasant zunimmt und die Immunabwehr der Kuh durch die vielen Stressfaktoren leidet.
Schon bei Stallplanung dem Hitzestress vorbeugen
- Natürliche Durchlüftung fördern
Stallgebäude quer zur Hauptwindrichtung ausrichten, offene Seitenwände, keine lüftungshemmenden Anbauten, Betonsockel und Stützmauern, keine geschlossenen Elemente in den Liegeboxen - Strahlungswärme reduzieren
helle, isolierte Dächer oder Kaltdach, Shedfirst besser als Lichtfirst, direkte Sonneneinstrahlung in den Stall durch Beschattung verhindern - besonders auf der Westseite - Wasserversorgung sicherstellen
als Faustzahl gilt pro 20 Tiere eine Tränke plus eins, Durchflussrate 20 Liter pro Minute, Hygiene und Wasserqualität beachten
Können Ventilatoren helfen den Hitzestress zu lindern?
- Axiallüfter
Sie sollten primär auf die Liegeboxen ausgerichtet und immer drückend eingebaut werden, um die Frischluft, wenn möglich, ungehindert von der Nord- oder Ostseite des Stalls ansaugen zu können. Allerdings ist die Wurfleistung der Ventilatoren beschränkt. Als Faustzahl gilt 1 m bis 1,2 m je 10 cm Ventilatordurchmesser. Sinkt die Windgeschwindigkeit unter einen Meter pro Sekunde, sollte man einen zweiten Ventilator einbauen. Um die optimale Wirkung zu erzielen, sollten Axiallüfter in einer entsprechenden Höhe montiert werden. Die Unterkante des Ventilators sollte sich zirka 2,5 m über dem Boden befinden. Der Ventilator sollte zehn bis 15° nach unten geneigt sein. Die größte Kühlwirkung wird erreicht, wenn der Luftstrom seitlich auf die Körper der liegenden Kühe trifft. - Deckenventilatoren
Deckenventilatoren haben eine höhere Wurfweite und einen breiteren Luftkegel als Axiallüfter. Sie verursachen aber meist zu geringe Luftgeschwindigkeiten, um eine Kühlung zu erreichen. Sie sind deshalb nur bedingt geeignet, Hitzestress zu vermeiden. Sie können diesen im Extremfall durch die Umwälzung der warmen Luft unter dem Stalldach sogar noch verschärfen. - Schlauchlüftung
Die Schlauchlüftung kann große Luftmengen sehr genau zu den Kühen bringen, besonders in niedrigen Stallungen. Oft reicht aber die Luftgeschwindigkeit nicht aus, um mittels Wind-Chill-Effekt die Kühe wirklich zu kühlen.
Was bringt eine Kuhdusche?
- Niederdrucksysteme
Niederdrucksysteme versprühen Wasser großtropfig auf die Kühe. Beim Trocknen des Fells entsteht Verdunstungskälte. Als Montageort bietet sich der Fressgang an, wo weder Liegeboxen noch Futter nass werden. Außerdem sollte das Wasser in Intervallen versprüht und der Luftwechsel mit einem Ventilator unterstützt werden. Eine Steuerung mittels Zeitschaltuhr wird empfohlen, zum Beispiel drei Minuten sprühen und zwölf Minuten trocknen. - Hochdruckanlagen
Wasser wird fein zerstäubt und die Tiere werden nicht nass. Der feine Wassernebel entzieht der Luft Wärme. Pro Grad Abkühlung steigt die relative Luftfeuchtigkeit um 5%. Außerdem sind die Ansprüche an die Technik sehr hoch. Benötigt werden hoher Druck, Düsen und vorgefiltertes Wasser. Verkalkung kann zum Problem werden.
Mit Fütterung die Folgen von Hitzestress abfedern
Der Vorschub sollte mindestens 2 m/Woche ausmachen. Notfalls kann man Silage mit Säuren stabilisieren. Außerdem darf die Trogration nicht austrocknen. Günstig ist, Wasser im Mischwagen dazuzugeben. Es ist darauf zu achten, dass man das Futter am Abend oder möglichst zweimal täglich vorlegt und mehrmals am Tag nachschiebt. Obwohl bei Hitzestress die Grundfutteraufnahme zurückgeht, holen sich die Tiere meistens noch ihr gesamtes Kraftfutter ab. Das erhöht das Risiko einer Pansenübersäuerung. Im Zweifelsfall sollte man die Kraftfuttermenge reduzieren, die man über die Kraftfutterstation verfüttert oder auf pansenschonendere Komponenten setzen, wie zum Beispiel auf Körnermais statt Getreide. Da die Tiere durch das Schwitzen mehr Elektrolyte verbrauchen, sollte der freie Zugang zu Mineral- und Salzlecksteinen jederzeit sichergestellt sein.