Heimische Landwirtschaft ist Sicherheitsfaktor
„Eine ausreichende, heimische Produktion von Lebensmitteln, aber auch nachhaltigen Rohstoffen und Energie ist ein entscheidender Sicherheitsfaktor für die Zukunft. Lebensmittel sind Mittel zum Leben und somit eine unverzichtbare Grundlage für jede und jeden von uns. Angesichts der hohen Kosten fordern wir daher – nach der Mineralölsteuersenkung für Diesel – weitere Maßnahmen zum Teuerungsausgleich. Die höheren Kosten treffen unsere Bauernfamilien nicht nur wie alle anderen im privaten Bereich, sondern ganz massiv auf den Betrieben selbst. Wir brauchen Unterstützung gegen die Kostenlawine, um unsere landwirtschaftliche Produktion in ausreichender Menge zu erhalten“, betonte Landwirtschaftskammer Österreich-Präsident Josef Moosbrugger beim Lebensmittelversorgungs-Sicherheitsgipfel am 3. Mai.
Ausgaben der bäuerlichen Betriebe steigen stärker als Einnahmen
Mit Nachdruck fordert Moosbrugger auch Preissteigerungen für Agrarprodukte: „Die Erzeugerpreise sind sicher nicht die Inflationstreiber, ganz im Gegenteil. Sie haben die Inflation sogar lange Zeit gebremst. Mehr als 80 Prozent des Lebensmittelpreises im Regal landen außerdem nicht bei den Bäuerinnen und Bauern. Weiters zeigt die Statistik für die Jahre von 2010 bis 2021 deutlich, dass Betriebsmittel- und Investitionsausgaben der bäuerlichen Betriebe mit einem Plus von 26,3 Prozent stärker gestiegen sind als der Verbraucherpreisindex mit +23,1 Prozent oder gar der Agrarpreisindex mit +17,4 Prozent. Dabei entfällt der Großteil der Kostensteigerungen in das laufende Jahr 2022 und ist in diesen Zahlen noch gar nicht abgebildet“, unterstrich der LKÖ-Präsident und macht dem Handel klar: „Der Wertschöpfungsanteil der Bäuerinnen und Bauern muss steigen, sonst ist die Lebensmittelversorgung in Österreich massiv gefährdet.“
Neben kurzfristigen auch mittel- bis langfristige Maßnahmen gefordert
„Neben kurzfristigen Maßnahmen brauchen wir auch mittel- bis langfristige. So gilt es einerseits, die massiven Widersprüche in EU-Strategien wie dem Green Deal zu beseitigen. Die EU-Eigenversorgung zu stärken, aber den bäuerlichen Familienbetrieben gleichzeitig Dünger und Schutz für ihre Nutzpflanzen wegzunehmen und weitere Flächen außer Nutzung zu stellen, passt nicht zusammen. Wir müssen vielmehr gezielt eine nachhaltige Produktion verstärken, auch mittels Digitalisierung, Forschung und Entwicklung. Außerdem sind wir gefordert, fossile Energieträger durch erneuerbare zu ersetzen. Die heimische Land- und Forstwirtschaft kann dazu viel beitragen – ob mit nachhaltiger Biomasse, umfangreichen Dachflächen für Photovoltaik oder in anderen Bereichen“, hob der LKÖ-Präsident hervor.
Verlässlicher Betriebsmittelzugang, Erhalt der Verarbeitungsstrukturen und Lager
„Im Sinne einer sicheren, regionalen Lebensmittelversorgung müssen wir darauf achten, die Vielfalt, Verfügbarkeit und Leistbarkeit der wichtigen Betriebsmittel zu erhalten. Es gilt, einen verlässlichen Zugang zu Dünger sicherzustellen und dessen regionale Produktion abzusichern“, betont Moosbrugger, der sich zusätzlich für die Vereinheitlichung des europäischen Betriebsmittel-Zulassungssystems ausspricht. So ist etwa der Anbau der wichtigen Ölfrucht Raps mittlerweile wegen ineffizienter bzw. fehlender Pflanzenschutzmittel in Österreich massiv gefährdet. „Wie aktuell bei Gas sollten wir auch Sicherheitslager für die wichtigsten Rohstoffe und Betriebsmittel schaffen. Es gilt, die heimischen Verarbeitungsstrukturen abzusichern und auszubauen und regionale Wirtschaftskreisläufe zu forcieren“, so der LKÖ-Präsident.
Mehr Souveränität bei Lebensmitteln, Rohstoffen und Energie
„Spätestens seit Corona-Krise und Ukraine-Krieg sollten alle verstanden haben, welche gravierenden Nachteile es mit sich bringt, sich ständig von den billigsten Lieferanten der Welt abhängig zu machen. Mehr Souveränität bei Lebensmitteln, Rohstoffen und Energie ist das Gebot unserer Zeit“, betonte Moosbrugger.