Grünland im Gespräch
Die Tagung stand unter dem Motto „Die Zukunft auf den Boden bringen“ und verlief sehr erfolgreich. Die Veranstaltung bot eine zentrale Plattform für den Austausch von Expert/-innen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft und beleuchtete Herausforderungen und Chancen der Branche. Den Auftakt der Fachvorträge bildete Bundesminister Norbert Totschnig mit seiner „Vision 2028+“. Er arbeitete besondere Herausforderungen und insbesondere auch Zukunftschancen für die bäuerliche Landwirtschaft in Österreich heraus und präsentierte darauf aufbauend notwendige politische Rahmenbedingungen und strategische Ziele.
Das Thema Haltungsformkennzeichnung Milch war einer der zentralen Brennpunkte des Fachtags Grünland- und Viehwirtschaft. Sowohl LK Österreich-Präsident Josef Moosbrugger als auch der Geschäftsführer der Berglandmilch eGen, Georg Lehner, gingen in ihren Vorträgen auf diese Herausforderung ein. Beide erläuterten, dass das „Tierhaltung+“-System seine Berechtigung auf dem Auslands- und Heimmarkt hat.
Das Thema Haltungsformkennzeichnung Milch war einer der zentralen Brennpunkte des Fachtags Grünland- und Viehwirtschaft. Sowohl LK Österreich-Präsident Josef Moosbrugger als auch der Geschäftsführer der Berglandmilch eGen, Georg Lehner, gingen in ihren Vorträgen auf diese Herausforderung ein. Beide erläuterten, dass das „Tierhaltung+“-System seine Berechtigung auf dem Auslands- und Heimmarkt hat.
Antworten gefunden
„Die Entwicklung der Anforderungen am deutschen Markt in den letzten Jahren hat es notwendig gemacht, in den dorthin liefernden österreichischen Milchverarbeitungsunternehmen Antworten zu finden. Das haben wir mit dem Modul ‚Tierhaltung+‘ über das AMA-Gütesiegel in einer aus meiner Sicht vernünftigen Form geschafft und eine gegenseitige Anerkennung erreicht. Ich halte das für eine sinnvolle Strategie, damit wir diesen für uns so wichtigen Absatzmarkt auch weiterhin beliefern können“, erläuterte Moosbrugger. „Wenn jedoch das gleiche System der Haltungsformenkennzeichnung auch für den österreichischen Markt gefordert wird, dann muss klar sein: Keine Haltungs- ohne Herkunftskennzeichnung, sondern in Kombination mit dem AMA-Gütesiegel. Denn dieses steht für österreichische Herkunft“, unterstrich der LKÖ-Präsident und weiter: „In weiterer Folge braucht es den offenen Blick, dass wir für unsere Strukturen im Berggebiet die Kombinationshaltung erhalten wollen. Gerade im Berggebiet, wo die Kombinationshaltung in Verbindung mit der Alpwirtschaft für viele, gerade kleine Betriebe die Existenzgrundlage bedeutet, braucht es eine österreichische Antwort, die Rücksicht auf die österreichischen Bedingungen nimmt. Daher gibt es durchaus auch gute, übereinstimmende Gespräche mit dem Handel, dass es Notwendigkeiten und Besonderheiten in der österreichischen Landwirtschaft gibt. Diese hat viel mehr Facetten und Mehrwert als nur das reine Haltungssystem zu bieten, etwa in der Fütterung, punkto Tiergesundheitsdienst usw. Daher sind wir überzeugt, dass in den Gesprächen mit Verarbeitern und Handel auch Antworten bzw. Modelle der Zukunft auf Basis des AMA-Gütesiegels gefunden werden können, die auch im Interesse der österreichischen Landwirtschaft bzw. dieser Betriebe im Berggebiet sind.“
Untätigkeit schadet
„Wenn manche glauben, es sei der Wunsch der Politik, dass wir in diesem Bereich etwas Neues erfinden, dann sage ich dazu ganz klar: Wir versuchen hier, mit Augenmaß zu agieren. Ich warne aber davor so zu tun, als würde der Handel es schlicht zur Kenntnis nehmen, wenn wir hier untätig bleiben. Das könnte zu mehr als einem blauen Auge führen. Der Handel setzt dann durchaus Aktivitäten, ohne mit der Politik zu reden. Wir müssen und wollen aber mit am Verhandlungstisch sitzen und unsere Anliegen und Notwendigkeiten einbringen. Wenn eine solche Systematik unumgänglich ist, dann sollte das nicht ignoriert und diese vom Handel im Alleingang geschaffen werden, sondern mit uns in einer Kombination von Haltung und Herkunft auf Basis des AMA-Gütesiegels“, so Moosbrugger, der einen Schulterschluss von allen beteiligten Sektoren der Wertschöpfungskette fordert.
Starke Segmente
Ähnlich argumentierte Georg Lehner von der Berglandmilch eGen, einem der größten lebensmittelverarbeitenden Unternehmen Österreichs, das im Eigentum von 8.000 Milchbäuerinnen und -bauern steht und Molkereiprodukte in rund 50 Länder der Welt exportiert: „Wir wollen nicht Industriekäse produzieren, sondern wertschöpfungsstarke Segmente bedienen. Wir gehen nicht nach Polen oder Weißrussland, sondern bleiben in Österreich beim Handel und liefern in Länder, wo die Wertschöpfung zu Hause ist, z. B. Deutschland. Und das Thema Haltungsformkennzeichnung Milch ist von dort gekommen. Wir brauchen diese Märkte.“
„Dort, wo das Produkt nicht anonym ist, sind wir mit unseren Erzeugnissen im Regal, weil wir ehrlich und besser sind. Das müssen wir auch sein, da wir gleichzeitig nachteilige Strukturen haben. Wir haben hohe Kosten in der Produktion, wir sind kein Billiglohnland, wir haben höhere gesetzliche Standards. Wir müssen dorthin, wo es Wertschöpfung gibt. Wir beschäftigen uns mit Tierwohl- und Umweltstandards, mit Haltungsformen und europäischen Futtermitteln. Green labelling, nachhaltige Verpackungen sind natürlich auch ganz wichtig. Wir brauchen all das, um die Hochwertigkeit der Produkte für die Konsument/-innen sichtbar zu machen“, so Lehner.
„Dort, wo das Produkt nicht anonym ist, sind wir mit unseren Erzeugnissen im Regal, weil wir ehrlich und besser sind. Das müssen wir auch sein, da wir gleichzeitig nachteilige Strukturen haben. Wir haben hohe Kosten in der Produktion, wir sind kein Billiglohnland, wir haben höhere gesetzliche Standards. Wir müssen dorthin, wo es Wertschöpfung gibt. Wir beschäftigen uns mit Tierwohl- und Umweltstandards, mit Haltungsformen und europäischen Futtermitteln. Green labelling, nachhaltige Verpackungen sind natürlich auch ganz wichtig. Wir brauchen all das, um die Hochwertigkeit der Produkte für die Konsument/-innen sichtbar zu machen“, so Lehner.
Qualitätsparameter
„Es ist auch wichtig, beim Thema Haltungsformenkennzeichnung mitzureden. Wenn wir es nicht machen, tut es jemand anderer. Das gilt für viele Bereiche.“ Und Lehner weiter: „Wenn eine Haltungsformkennzeichnung in Österreich kommen soll, dann ist ganz entscheidend, dass wir eine Kombination mit Herkunft und anderen Qualitätsparametern bekommen. Wir haben europäische Futtermittel und eine Kombinationshaltung in Verbindung mit einer Alpung der Tiere. Es ist wichtig, diese Besonderheiten reinzubringen.“ Mit Hilfe eines Tierwohlbonus für höhere Haltungsstufen ist der Berglandmilch auch bereits eine Weiterentwicklung weg von der Anbindehaltung, hin zu höheren Haltungsstufen gelungen. Mittlerweile (Stand 01.01.2025) kommen 44 Prozent der an die Bergland gelieferten Milchmenge aus Stufe 4 (Laufstall mit Auslauf, Weide oder Alpung), 13 Prozent aus Stufe 3 (Offenfrontstall), 25 Prozent aus Stufe 2 (Laufstall) und 18 Prozent aus Stufe 1 (Kombinationshaltung). Und dieser Trend setzt sich fort.
Kombinationshaltung
Lehner sprach sich dafür aus, Mittel und Wege zu finden, um die Betriebe aus der Kombinationshaltung in möglichst kostengünstige Laufstalllösungen überführen zu können bzw. eine Weiterentwicklung der Kombinationshaltung voranzutreiben. Insgesamt sieht Lehner Österreich trotz aller Herausforderungen als Gunstlage der Qualitätsmilchproduktion: „Österreich kann Milchwirtschaft. Wir haben viel Grünland, ausreichend Niederschläge, viel Wissen, eine tolle Ausbildung und politische Rahmenbedingungen, die das unterstützen. Und der Wiederkäuer gehört ins Grünland. Sonst kann ich diese Räume nicht offenhalten. Als Molkerei müssen wir aber sehr ehrlich zu unseren Bäuerinnen und Bauern sein und berechenbar bleiben. Was wir heute sagen, muss auch morgen gelten, weil die Investitionen der Bäuerin und des Bauern sich auf Generationen beziehen.“
Quelle: AIZ
Quelle: AIZ
Wintertagung 2025
Neben der Grünlandwirtschaft wurden im Rahmen der Wintertagung weitere spannnede Themen diskutiert.
Ein Block widmete sich den Herausforderungen und Chancen einer umweltfreundlichen Tierhaltung. Es wurden Strategien zur Reduktion von Emissionen und zur Anpassung an klimatische Veränderungen vorgestellt. Zudem wurde aufgezeigt, wie innovative Haltungssysteme die Gesundheit und das Wohlbefinden der Tiere unterstützen. Weiters standen betriebliche Kooperationsmodelle im Mittelpunkt, die den Arbeitsalltag in der Landwirtschaft erleichtern und die Effizienz steigern können. Dazu gehören beispielsweise die gemeinsame Nutzung von Arbeitskräften oder Maschinen sowie verschiedene Formen der betrieblichen Zusammenarbeit. Diese Modelle tragen nicht nur zur Entlastung der Landwirt/-innen bei, sondern bieten auch wirtschaftliche Vorteile und fördern eine nachhaltigere Bewirtschaftung. Der letzte Block führte die Teilnehmer/-innen in den Forschungsbereich der HBLFA Raumberg-Gumpenstein ein. Im Rahmen einer Exkursion wurden aktuelle Forschungsprojekte vorgestellt, die sich mit innovativen Lösungen für eine zukunftsfähige Grünland- und Viehwirtschaft beschäftigen. Dabei standen Themen wie Digitalisierung, ressourcenschonende Bewirtschaftungsmethoden und klimaangepasste Betriebsstrategien im Fokus.
Die Wintertagung 2025 war ein voller Erfolg und zeigte eindrucksvoll, wie wichtig der Austausch zwischen Forschung, Praxis und Politik für die nachhaltige Weiterentwicklung der Grünland- und Viehwirtschaft ist. Sie brachte wertvolle Erkenntnisse und neue Ansätze für die bäuerlichen Betriebe.
Ein Block widmete sich den Herausforderungen und Chancen einer umweltfreundlichen Tierhaltung. Es wurden Strategien zur Reduktion von Emissionen und zur Anpassung an klimatische Veränderungen vorgestellt. Zudem wurde aufgezeigt, wie innovative Haltungssysteme die Gesundheit und das Wohlbefinden der Tiere unterstützen. Weiters standen betriebliche Kooperationsmodelle im Mittelpunkt, die den Arbeitsalltag in der Landwirtschaft erleichtern und die Effizienz steigern können. Dazu gehören beispielsweise die gemeinsame Nutzung von Arbeitskräften oder Maschinen sowie verschiedene Formen der betrieblichen Zusammenarbeit. Diese Modelle tragen nicht nur zur Entlastung der Landwirt/-innen bei, sondern bieten auch wirtschaftliche Vorteile und fördern eine nachhaltigere Bewirtschaftung. Der letzte Block führte die Teilnehmer/-innen in den Forschungsbereich der HBLFA Raumberg-Gumpenstein ein. Im Rahmen einer Exkursion wurden aktuelle Forschungsprojekte vorgestellt, die sich mit innovativen Lösungen für eine zukunftsfähige Grünland- und Viehwirtschaft beschäftigen. Dabei standen Themen wie Digitalisierung, ressourcenschonende Bewirtschaftungsmethoden und klimaangepasste Betriebsstrategien im Fokus.
Die Wintertagung 2025 war ein voller Erfolg und zeigte eindrucksvoll, wie wichtig der Austausch zwischen Forschung, Praxis und Politik für die nachhaltige Weiterentwicklung der Grünland- und Viehwirtschaft ist. Sie brachte wertvolle Erkenntnisse und neue Ansätze für die bäuerlichen Betriebe.