Grüner und nachhaltiger
von Florian Vinzenz
Bioberatung
Die letzten beiden Jahren haben den Wertewandel bei Konsumentinnen und Konsumenten spürbar gezeigt. Nicht nur die interessierten Käuferinnen, sondern auch die politischen Vertreter haben Schwerpunkte gesetzt, um die Lebensmittelproduktion und Versorgung der Bevölkerung in Summe „grüner und nachhaltiger“ zu machen. Genau in diesen Bereichen kann der Biolandbau mit jahrzehntelanger Erfahrung punkten und die Stärken ausspielen. Die Bio-Branche bleibt im Mittelpunkt der Gesellschaft, weil sich die Klimaziele nicht deutlich verändern können, ohne riesige Nachteile für alle Menschen. Während der letzten Monate könnte man bei manchen Medien den Eindruck bekommen, dass die Bio-Produkte weniger gut verkauft werden. Diese Aussage ist auf Nachfrage bei verschiedenen Stellen (AMA-Marketing, Spar, Billa) nicht haltbar, sondern wurde aus dem Zusammenhang gerissen. Richtig ist, dass die Corona-Pandemie Zuwachsraten bei Bioprodukten von bis zu 20 Prozent gebracht hat. Diese 20 Prozent schmelzen zum Teil wieder auf das Niveau von 2019 zurück. Dieser Rückgang beim Einkaufsverhalten betrifft Bio und konventionelle Betriebe gleichermaßen und hängt stark damit zusammen, weil die meisten Gemeinschaftsküchen (Arbeitskantinen) und Restaurants wieder geöffnet haben. Deshalb wird weniger eingekauft und mehr außerhalb gegessen. Die „hungrigen Bürger“ haben somit weniger Einfluss auf die Herkunft der Lebensmittel.
Preisspanne sinkt
Aus Sicht der Biolandwirte ist es nachteilig, dass die Preisspanne von Bioprodukten zu konventionellen Produkten geringer wird. Von Vorteil ist aber, dass der Biobetrieb bestätigt wird, auf dem richtigen Weg zu sein. Die Biolandwirtschaft ist im allgemeinen resilienter und weniger abhängig von verschiedenen Betriebsmitteln wie z.B. Handelsdünger. Die zugekauften Betriebsmittel sind in den letzten Monaten starken Preisschwankungen unterlegen. Folge dessen wird die Produktion teurer, was sich bei den Lebensmittelpreisen wiederspiegeln muss. Lebensmittelproduktion ist nicht billig zu haben und um jeden (niedrigen) Preis zu bewerkstelligen. Die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen und damit auch von Kunstdünger ist eine ständige Gefahr für die Versorgungssicherheit! Hinter billig produzierten Produkten und aufgrund von Rabattaktionen leiden die Umwelt, die Tiere und der Mensch. Auch deshalb sind die Preise im Bio-Segment höher, weil die verschiedenen Umweltleistungen, höheres Tierwohl, geringere Erträge und Nachhaltigkeitsparameter bereits mitberücksichtigt werden. Wie es im Bio-Lebensmittelsegment weitergeht ist nicht absehbar und wird seriös niemand beantworten können. Werden die Menschen ihr Geld für Urlaub verwenden und im Gegenzug bei Lebensmitteln sparen? Werden die Menschen bei steigenden Preisen weiterhin ins Gasthaus gehen können oder wieder vermehrt zuhause essen? Falls ja, werden sie sich erneut stärker für hochqualitative (regionale) Biolebensmittel entscheiden? Das Konsumverhalten über die letzten Jahrzehnte stimmt zuversichtlich, dass Bioproduktion weiterhin an Bedeutung gewinnen wird.
Fakten:
- Menschen kaufen nicht weniger Bio-Lebensmittel als vor Corona.
- Stärkere Preisanstiege bei konventionellen Lebensmitteln führen dazu, dass der Preisunterschied von bio zu konventionell schrumpft. Dies ist für Bioproduktion und für die konventionelle Produktion nachteilig, weil beiden weniger übrigbleibt.
- Beim ab Hof Verkauf kommt es zu unterschiedlichen Umsatzrückgängen, die Rückmeldungen lassen keinen Trend zu.
Nähere Infos:
Florian Vinzenz
T 05574/400-331
E florian.vinzenz@lk-vbg.at