„Farm to Fork“ umstritten
Der Bericht soll im Oktober vom Plenum des Parlaments abgestimmt werden und hat noch keinen gesetzgebenden Charakter. Die Abgeordneten halten die Ziele der Strategie zur Verminderung von Pflanzenschutzmitteln, Düngemitteln und Antibiotika mehrheitlich für machbar. Die von der EU-Kommission angeregte Halbierung der gefährlichen Pflanzenschutzmittel bis 2030 sowie die ins Auge gefasste Reduzierung von Düngemitteln um 20 Prozent und von Antibiotika im Stall um 50 Prozent sollen in Gesetze gegossen und den EU-Mitgliedsstaaten zur Vorschrift gemacht werden. Zudem fordern die Abgeordneten eine Herkunftskennzeichnung für alle Lebensmittel, also auch für Molkereiprodukte und Fleisch in Verarbeitungserzeugnissen.
Realistische Ziele
Das Abstimmungsergebnis im Parlament wird von EU-Agrarverbänden kritisiert. „Es wurden rote Linien überschritten“, hält der Europäische Bauernverband (COPA) fest. Vor allem beim Pflanzenschutz und bei der Verminderung von Düngemitteln gehen die Abgeordneten nach Ansicht von COPA zu weit. Bis zur Abstimmung im Plenum will der europäische Bauernverband deshalb noch möglichst viele Parlamentarier ansprechen und hofft auf eine Abmilderung des jetzt abgestimmten Berichts. Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, betont, dass die europäischen Landwirte grundsätzlich bereit seien, den eingeschlagenen Weg zu mehr Umweltschutz weiterzugehen: „Wenn die EU wirklich will, dass wir Landwirte den Transformationsprozess erfolgreich gestalten und bewältigen, muss sie uns mit einem pragmatischen politischen Rahmen unterstützen, der auf realistischen und fachlich abgewogenen Zielen beruht. Dazu muss auch die Handelspolitik endlich gleiche Produktions-
standards für Lebensmittelimporte aus Drittstaaten festsetzen“, so Rukwied.
standards für Lebensmittelimporte aus Drittstaaten festsetzen“, so Rukwied.
Falsche Richtung
„Die Wissenschaft spricht eine klare Sprache: Mit der neuen Untersuchung der Carl-Albrechts-Universität in Kiel stellt bereits die dritte Studie dem ‚Farm to Fork‘-Konzept der EU-Kommission für mehr Klimaschutz in der Landwirtschaft ein schlechtes Zeugnis aus. Alle drei Studien gehen im Kern in die gleiche Richtung. Die landwirtschaftliche Erzeugung in Europa würde deutlich zurückgehen, die Produktionskosten würden wie die Preise für die Konsumenten kräftig steigen. Das wäre ein Schlag gegen die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Landwirtschaft und unserer bäuerlichen Familienbetriebe. Importe von Billigware aus Nicht-EU-Ländern ohne strenge Klimaschutzstandards würden attraktiver, und als Ergebnis würde auch der Klimaschutz konterkariert. Diese Lose-lose-Situation für die Bauern und das Klima müssen wir vermeiden und jetzt einen Kurswechsel für die ‚Farm to Fork‘-Strategie vollziehen“, sagt Simone Schmiedtbauer, Agrarsprecherin der ÖVP im Europaparlament.
Studie zeigt klares Bild
„Die neue Studie aus Deutschland zeichnet ein unschönes Bild für die Zukunft unserer kleinstrukturierten Landwirtschaft, sie sagt de facto eine Schließungswelle für bäuerliche Familienbetriebe voraus. Das können wir nicht akzeptieren, und das bringt niemandem etwas. Denn eine regionale und nachhaltige Produktion qualitativ hochwertiger landwirtschaftlicher Erzeugnisse mit kurzen Wegen zum Konsumenten ist das Erfolgsrezept für eine klimaschonende Landwirtschaft. Und so garantieren wir auch die Versorgungssicherheit der Bevölkerung“, sagt Schmiedtbauer und weiter: „Wir müssen uns zur landwirtschaftlichen Produktion in unserer Heimat bekennen. Dazu gehört der zentrale Grundsatz, dass es für Importe immer die gleichen Regeln geben muss wie für unsere eigenen Betriebe in Europa und in Österreich. Alles andere schadet allen und die ‚Farm to Fork‘-Strategie wird das Gegenteil von dem erreichen, was sie erreichen sollte.“