Die Landwirtschaft benötigt in Österreich rund 250.000 Tonnen Diesel pro Jahr. Der Großteil ist für den Einsatz in Traktoren und Erntemaschinen reserviert. Wie man den Dieselverbrauch mit richtigem Fahren und technischer Unterstützung reduzieren kann und dabei zugleich den Boden schont? Hier einige Tipps und Tricks.
Unsere Serie "Energiesparen in der Landwirtschaft“ nimmt den Energieverbrauch am landwirtschaftlichen Betrieb unter die Lupe. In sieben Teilen informieren Sie unsere Experten, wo es vom Treibstoff bis zum Notstrom, vom Haus bis zum Feld Möglichkeiten gibt, Energie einzusparen, effizienter zu nutzen und dabei zugleich das Klima zu schützen.
Diesel effizienter nutzen
Der Dieselmotor hat grundsätzlich einen niedrigen Wirkungsgrad. Von 25 eingesetzten Litern Diesel, zum Beispiel bei schwerer Bodenbearbeitung, kommen als reine Zugkraft nur mehr 5 l an. Der Rest sind Wärme-, Reibungs- und Schlupfverluste. Diese Tatsache können wir als Bediener der Maschine nicht ändern - sehr wohl können wir uns aber einiger Dinge bewusst werden, die jeden Liter Diesel besser in Arbeitsenergie umsetzen können.
Auf die Drehzahl kommt es an
Versucht man zum Beispiel den Motor bei einer Drehzahl von zirka 70% der Nenndrehzahl zu betreiben, ist man sehr spritsparend unterwegs und hat bei modernen Dieselmotoren keinen oder nur sehr wenig Leistungsverlust. Auf demselben Prinzip beruht auch der Einsatz der Sparzapfwelle. Der Motor fährt mit hohem Drehmoment und annähernd gleicher Leistung mit geringerer Drehzahl, dadurch sinkt der Spritverbrauch.
Gewicht der Zugmaschine
Muss der Traktor eine Tonne mehr "schleppen", so steigt auch der Dieselverbrauch um zirka einen Liter pro Stunde an. Dies beginnt beim Leergewicht des Traktors und endet bei der Ballastierung durch Front- oder Felgengewichte. Ein Traktor braucht bei schwerer Bodenbearbeitung eine entsprechende Ballastierung, um die Kraft auf den Boden übertragen zu können. Werden die Ballastgewichte jedoch zum Beispiel bei Straßenfahrten nicht abgenommen, so erhöht sich der Spritverbrauch nur unnötig.
Einsparung mit stufenlosen Getrieben
Auch bei stufenlosen Getrieben kann durch das Wissen über den Wirkungsgradverlauf Diesel eingespart werden. Jedes Getriebe hat verschiedene Wirkungsgradkurven in den unterschiedlichen Fahrbereichen. So kann es sein, dass ein Getriebe die höchsten Wirkungsgrade beim Wechsel in den nächsten Fahrbereich erzielt und ein anderes Getriebe die höchsten Wirkungsgrade in der Mitte der jeweiligen Fahrbereiche bringt. Die unterschiedlichen Wirkungsgradkurven wirken sich direkt auf den Spritverbrauch aus.
Somit kann es vorkommen, dass bei einer Arbeit mit einer Geschwindigkeit von 10 km/h bessere Wirkungsgrade erzielt werden können, als bei acht Kilometern pro Stunde. Die Motordrückung kann weitere Verbesserungen erzielen.
Breiter ist besser als schneller
Nach dem Kauf eines neuen Traktors stellt sich oft die Frage, ob das Bodenbearbeitungsgerät verbreitert oder die Fahrgeschwindigkeit erhöht werden soll.
Für den Dieselverbrauch ist in jedem Fall die Breite zu bevorzugen, da bei gleichzeitig erhöhter Flächenleistung der Spritverbrauch pro Hektar abnimmt. Als positiver Nebeneffekt nimmt bei geringerer Fahrgeschwindigkeit auch der Verschleiß bei den Bearbeitungswerkzeugen ab.
Arbeitstiefe überdenken
Unter dem Motto "so seicht wie möglich und so tief als nötig" sollte man die Bodenbearbeitungstiefe wählen. Immerhin werden mit jedem Zentimeter tieferer Bodenbearbeitung rund 150 t mehr Boden bewegt, was wiederum einer Erhöhung des Spritverbrauches um rund 1 l/ha entspricht. Jedes Bodenbearbeitungsgerät hat eine maximale optimale Bearbeitungstiefe. Wird diese überschritten, steigt der Dieselverbrauch exponenziell.
Einstellung des Bodenbearbeitungsgerätes
Auch die Einstellung des Bodenbearbeitungsgerätes wirkt sich stark auf den Dieselverbrauch aus. Speziell bei schwierig einzustellenden Geräten steigt der Dieselverbrauch stark an. Dazu zählt zum Beispiel der Pflug, wenn Zugpunkt, Seitenneigung oder der Sturz falsch eingestellt sind.
Wartung der Maschinen und Geräte
Bei allen Maschinen und Geräten, die mit Messern arbeiten, hat die Wartung dieser einen hohen Einfluss auf den Dieselverbrauch. Auch unprofessionelle Reparaturen können den Verbrauch drastisch erhöhen.
Technische Neuerungen
Neue Technik an Landmaschinen, wie zum Beispiel
die Elektrifizierung von Nebenaggregaten beim Traktor,
die Elektrifizierung von Anbaugeräten,
der Einsatz von Load Sensing Hydraulikpumpen,
der Einsatz von Umkehrlüftern und
der Einbau von Lenksystemen
lassen noch weitere Einsparungsmöglichkeiten zu.
Angepasster Reifendruck
Ein richtig gewählter Reifendruck spart Diesel am Feld und auf der Straße. Der niedrigere Reifendruck bei der Ackerarbeit verringert die Einsinktiefe der Maschine und der Schlupf sinkt. Dadurch nehmen Zugkraftbedarf und Dieselverbrauch enorm ab. Ein Zentimeter Spurtiefe erhöht den Dieselverbrauch um bis zu 10%. Auch bei der folgenden Bodenbearbeitung spart man durch die geringeren Spurtiefen und weniger Bodenverdichtung Diesel ein. Abgefahrene Reifen erhöhen den Schlupf, was mehr Energie verbraucht und die Bodenstruktur zusätzlich schädigt.
Geschwindigkeit und Gewicht entscheiden über Reifendruck
Der optimale Reifendruck steht immer in Zusammenhang mit dem Gewicht, das der Reifen aufnehmen muss und der Geschwindigkeit, mit der gefahren wird. Anhand dieser beiden Parameter kann man über eine Reifendrucktabelle den optimalen Reifendruck ermitteln. Das Problem dabei ist, dass sich die Parameter, zum Beispiel beim Güllefass, auf der Straße komplett ändern. Die Reifendruckregelanlage muss damit umgehen können.
Wie lässt sich der Reifendruck optimal anpassen?
Die einfachste Art den Reifendruck an die Verhältnisse anzupassen ist es, den Druck am Feld, zum Beispiel bei einem Bodenbearbeitungsdurchgang, einfach auszulassen und vor der Heimfahrt über die Druckluftanlage des Traktors wieder aufzupumpen. Der Nachteil ist, dass das Auslassen und das Aufpumpen wegen des kleinen Querschnitts des Füllventils sehr lange dauert. Dieses Problem kann durch einen Tausch des Ventils und dem dadurch erzielten vergrößerten Querschnitt gelöst werden. Außerdem sollte man ein präzises Manometer verwenden. Untersuchungen haben gezeigt, dass "billige" Manometer bis zu 0,5 bar ungenau anzeigen. Solche Manometer sind völlig ungeeignet.
Der "Airbooster“ der Firma PTG und die "Traktionsbox“ der Firma STG beinhalten vier Austauschventile, ein präzises Manometer mit Ablassventil, einen Druckschlauch mit Reduzierventil und einen Anschluss für die Vorratsleitung der Druckluftanlage des Traktors. Ein 650er Reifen kann je nach System in ein bis zwei Minuten um das Doppelte aufgepumpt und wieder abgelassen werden. Diese Systeme sind daher für Arbeiten, wie zum Beispiel Bodenbearbeitung und Pflegearbeiten, durchaus praktikabel und empfehlenswert. Die Kosten belaufen sich auf rund 250 Euro.
Solche Systeme können auch in das Fahrzeug integriert werden. Den Reifendruck kann man aber nur ändern, wenn das Fahrzeug steht. Dabei können auch mehrere Reifen gleichzeitig bedient und automatische Druckabschaltungen eingestellt werden.
Andere Reifendruckregelsysteme bei Transportarbeiten
Bei landwirtschaftlichen Transportarbeiten, zum Beispiel mit Güllefässern, Lade- und Abschiebewägen, muss der Druck während der Fahrt angepasst werden. Daher werden hier andere Reifendruckregelsysteme eingesetzt.
Gerade bei größeren Anhängern mit mehreren Achsen kommt der Traktorkompressor bei der Luftversorgung an seine Grenzen. Das Aufpumpen würde zu lange dauern und der Vorteil des geregelten Reifendruckes wäre vertan. Immerhin muss der Kompressor bei einem Tandem-Güllefass mit einer 650/65 R30.5 Bereifung bei einer Druckerhöhung von ein auf drei bar zirka 6.600 Liter Luft fördern. Das schafft der Traktorkompressor nicht in angemessener Zeit. Größere Anhänger benötigen deshalb einen eigenen Kompressor. Kolben- oder Schraubenkompressoren ab einer Leistung von 1.000 Litern pro Minute sind ratsam.
Die hydraulisch angetriebenen Kompressoren können so verbaut werden, dass man sie auf mehreren Anhängern verwenden kann oder sie werden an der Fronthydraulik des Traktors über die Frontzapfwelle betrieben. Zusätzliche Vorratsbehälter können die Aufpumpzeit noch erheblich verkürzen.
Förderung für Reifendruckregelanlage
Da die Regelung des Reifenfülldrucks durch Bodenschonung und reduzierten Verbrauch positiven Einfluss auf unsere Umwelt ausübt, wird im Rahmen der ländlichen Entwicklung die Anschaffung einer Reifendruckregelanlage mit 40 Prozent gefördert. Nähere Auskünfte erhalten Sie in Ihrer BBK.