Beim Landesbäuerinnentag am vergangenen Samstag trat Landesbäuerin Andrea Schwarzmann von ihrem Amt zurück. Esther Bitschnau wurde einstimmig zur neuen Landesbäuerin gewählt. Rund 260 Bäuerinnen nahmen am Landesbäuerinnentag teil – viele davon in festlicher Tracht.
Die Emotionen waren ihr anzumerken, als Landtagsabgeordnete und LK-Vizepräsidentin Andrea Schwarzmann beim Landesbäuerinnentag am vergangenen Samstag im BSBZ Hohenems ihre Abschiedsrede als Landesbäuerin hielt. Nachdem sie ihre Rede beendet hatte, wurde sie von den Gästen mit Standing Ovations gefeiert. Wenig später griff ihre frisch gewählte Nachfolgerin Esther Bitschnau aus Bartholomäberg zum Mikrofon und erklärte schwungvoll im Montafoner Dialekt: „So Frauen, jetzt sind wir gewählt, jetzt geben wir Gas!“ Während des gesamten Landesbäuerinnentages waren die Wertschätzung für Andrea, aber auch der der Schwung und die Kraft der Bäuerinnenorganisation zu spüren.
20 Jahre lang hat sich Andrea als Landesbäuerin mit viel Engagement und Herzblut für die Anliegen der Vorarlberger Bäuerinnen eingesetzt. Von 2013 bis 2021 war sie als Bundesbäuerin auch österreichweit tätig. Nun ist ihre Ära zu Ende gegangen. „Die Entscheidung, nicht mehr zur Wahl anzutreten, ist in mir gereift“, erklärte sie in ihrer Abschiedsrede. „Ich möchte die Organisation genau jetzt, wo sie in voller Blüte steht und mir nach wie vor eine Herzensangelegenheit ist, in neue Hände übergeben. Neue Ideen sprießen, ein neuer Stil der Zusammenarbeit und neue Freundschaften entwickeln sich. Unsere Gemeinschaft blüht auf. Deshalb ist jetzt der richtige Zeitpunkt für die Hofübergabe.“ Blüte, sprießen, aufblühen – dass die Großwalsertalerin diese Worte gewählt hatte, war wohl kein Zufall, denn der Landesbäuerinnentag stand unter dem Motto „Miteinander säen – zusammen wachsen – gemeinsam blühen“. Die Bäuerinnenorganisation hatte den Tag liebevoll und festlich gestaltet. Mit Leben erfüllt wurde er von den rund 260 teilnehmenden Bäuerinnen. Sehr viele von ihnen erschienen in Tracht, und so glich das Bild im Saal des BSBZ einer Reise durch das Land: vom Arlberg bis zum Bodensee, vom Bregenzerwald bis ins Montafon waren Bäuerinnen in ihren Trachten und Dirndl gekommen.
Nachdem das Klarinetten-Duo aus dem Kleinwalsertal – Dagmar Hilbrand und Martina Matt – den Tag mit harmonischen Klängen eingeleitet hatte, hielt Andrea die offizielle Begrüßung. Unter anderem äußerte sie dabei ihre Freude über die zahlreich erschienenen Bäuerinnen und die vielen Ehrengäste. Anschließend feierte Bischof Benno Elbs einen Festgottesdienst – wie von ihm gewohnt tiefsinnig, herzlich und humorvoll. Er stellte das Thema Hoffnung in den Mittelpunkt und sagte: „Bäuerinnen und Bauern sind Menschen der Hoffnung für unser Land. Ohne sie würden wir schlecht dastehen: Wir hätten nichts zu essen, nichts zu trinken und keine gepflegte Landschaft.“ Es folgte ein spannender Rückblick auf die vergangenen fünf Jahre, gefolgt von einem Dank von Andrea an Daniela Keßler-Kirchmayr, GF der Bäuerinnenorganisation, und an deren Assistentin Carolina Trauner. Beide hätten sich mit viel Engagement und Herzblut für die Organisation eingesetzt, so die LK-Vizepräsidentin. Und dann war es auch schon Zeit für ihre bereits erwähnte Abschiedsrede. Selbst wenn ihr die Wehmut ein wenig anzumerken war, überwogen doch Freude und Dankbarkeit. „Ich freue mich sehr, dass sich bei den Neuwahlen auf Orts- und Gebietsebene 259 geerdete Frauen bereit erklärt haben, aktiv zu sein. 110 davon sind neu im Amt. Stellt euch vor, was diese Frauen mit ihren vielfältigen Talenten und Begabungen alles bewegen können! Dass unsere Organisation heute so stark ist, ist das schönste Geschenk für mich“, erklärte Andrea. Sie dankte ihrer Familie für die jahrzehntelange Unterstützung und schloss ihre Rede mit den Worten: „Alles Gute und seid immer stolz darauf, dass ihr Bäuerinnen seid!“
Als nächster Redner ergriff Landesrat Christian Gantner das Wort: „Ich freue mich sehr, dass wir diese Feier mit einem Gottesdienst begonnen haben. In der Messe haben wir für die vergangenen Jahre gedankt, aber auch den Segen für die Zukunft mitgenommen. Wir Bauern und Bäuerinnen sind es gewohnt zu arbeiten und zu säen, aber wir wissen auch, dass vieles in Gottes Hand liegt.“ Der Landesrat betonte dann die wichtige Rolle der Bäuerinnen, dankte der scheidenden Landesbäuerin und würdigte sie: „Ich hatte während unserer Zusammenarbeit sehr großen Respekt vor dir. Nicht nur vor dem, was du alles machst, sondern auch, wie du es gemacht hast: mit einer Leidenschaft und einem positiven Zugang.“ Dem Landesrat folgte Landwirtschaftskammer-Präsident Josef Moosbrugger ans Rednerpult. Er hob die wichtige Arbeit der Bäuerinnen, ihren Mut, ihr Engagement und ihre Ideen hervor. „Die Bäuerinnenorganisation ist nicht nur für den Bauernstand unverzichtbar, sondern auch für das ganze Land“, sagte er. Anschließend ging der Präsident auf aktuelle politische Entwicklungen ein, spannte den Bogen zur Bäuerinnenorganisation und dankte Andrea für ihren unermüdlichen Einsatz. Er zeigte sich aber auch überzeugt, dass die Bäuerinnenorganisation mit Esther Bitschnau „weiterhin eine tolle und engagierte Bäuerin an der Spitze hat.“ Anschließend spielte die Hausmusik Fink, die schon den Gottesdienst musikalisch würdig umrahmt hatte, ein originelles Lied in Bregenzerwälder Mundart über das Älplerleben. Danach stellten sich die drei Kandidatinnen für die Neuwahlen vor: die 43-jährige Esther Bitschnau, die zwei Töchter hat und mit ihrem Mann im Vollerwerb einen Bio-Mutterkuhbetrieb in Bartholomäberg führt. Sie stellte sich für das Amt der Landesbäuerin und war bislang Landesbäuerin-Stellvertreterin. Als ihre Stellvertreterinnen kandidierten die beiden anderen bisherigen Stellvertreterinnen Marlene Steurer aus Sibratsgfäll und Jutta Maissen aus Rankweil.
Es folgte die Wahl, bei der Esther mit 100 Prozent der Stimmen gewählt wurde. Voller Elan betrat sie nach Bekanntgabe des Ergebnisses die Bühne und erklärte: „Ich habe lange überlegt, ob ich Landesbäuerin werden soll und ich weiß warum. Wir sind eine ganz tolle und starke Interessensvertretung, wir sind eine so wertvolle Berufstruppe und wir dürfen vor den Vorhang treten. Ich werde das Werk von Andrea und das ihrer Vorgängerinnen Elisabeth Hiller und Maria Schwärzler weiterführen. Ich habe Engagement und neue Ideen. Mit Mut, Fleiß und Stärke werde ich eure Anliegen stärken und vertreten. Nehmen wir die positive Stimmung von heute mit und säen sie im ganzen Land. Ohne Bäuerinnen läuft die Landwirtschaft nicht.“ Zum Landesbäuerinnentag war auch Nationalratsabgeordnete und Bundesbäuerin Irene Neumann-Hartberger angereist. Sie ergriff nach Esther das Wort, drückte ihre Wertschätzung für Andrea aus und sagte: „Ich bin nach Andrea Bundesbäuerin geworden und ich bin damit in riesengroße Fußstapfen getreten. Ich möchte dir, liebe Esther mitgeben: Wir haben unsere eigene Schrittgröße und das ist gut, richtig und wichtig.“ Als letzter Festredner sprach Landeshauptmann Markus Wallner. Er betonte die zentrale Rolle der Landwirtschaft für das Land und ging dann auf die scheidende Landesbäuerin ein, die weiterhin Landtagsabgeordnete bleibt. Wenn sie im Landtag zu reden beginne, passiere etwas Sonderbares, sagte der Landeshauptmann: „Alle anderen hören zu. Das liegt daran, dass Andrea authentisch und kompetent ist. Das spürt man. Und zwar bei euch allen“, wandte er sich an die Bäuerinnen im Saal.
Anschließend gab der Landeshauptmann die Bühne frei für Linda Kelly, die in Deutschland in der Nähe des Bodensees lebt, als Landwirtin und Unternehmerin neue Wege in der Agrarbranche beschreitet und 2019 mit dem renommierten Ceres Award („Landwirte-Oscar“) ausgezeichnet wurde. Ihr besonderes Augenmerk liegt auf Süßlupinen. In einem unterhaltsamen, informativen Vortrag berichtete sie von ihrem Werdegang und ihrer täglichen Arbeit und schloss mit den ermutigenden Worten: „Wenn ihr eine Idee habt, macht es einfach, zieht es durch – auch wenn man euch am Anfang belächelt!“ Danach wurden alle Teilnehmenden des Landesbäuerinnentages zu einem köstlichen Mittagessen eingeladen, das vom Team des BSBZ gemeinsam mit Schülerinnen gekocht und serviert wurde. In geselliger Runde klang so ein denkwürdiger Festtag für die Vorarlberger Bäuerinnen feierlich und gemütlich aus.