Alt- und Neubau bestens vereint

Die Holzfassade mit dem markanten Dach und den hölzernen Balkonen ist ein Blickfang. Hier lebt und arbeitet bereits in fünfter Generation die Familie Matt. Mit Simon hat im Jahr 2016 eben diese fünfte Generation den Hof übernommen. Der Betrieb ist schon seit vielen Jahren für seine Milch, aber auch für sein Tafelobst bekannt. Mit der Milchwirtschaft und dem Obstanbau steht man auf zwei wirtschaftlich erfolgreichen Beinen. Da ist es fast selbstverständlich, dass neben der Obstanlage auch einige Bienenvölker leben. Bewirtschaftet werden gut 30 Hektar Grünland und etwas Wald. Knapp 50 Prozent der Flächen sind gepachtet. Rund 33 Tonnen Tafelobst – in erster Linie Äpfel, aber auch Zwetschgen und Birnen – werden jährlich geerntet und zu 80 Prozent ab Hof verkauft. Die 280.000 Kilogramm Milch, die von den derzeit 38 Milchkühen (Brown Swiss) pro Jahr erzeugt werden, werden an die Ortssennerei geliefert. Mit dem Jungvieh sind 75 Stück Vieh am Betrieb. 
Obwohl man im Dorfzentrum ist, hat man auch das Glück, dass 3,5 Hektar Weidefläche um das Haus liegen und der Rest nicht weit entfernt ist. Die bekannte Dorfsennerei Schlins liegt zudem nur rund 100 Meter vom Hof entfernt. Hier werden von Sennmeister Thomas Kaufmann und seinem Team seit Jahren vielfach ausgezeichnete Milch- und Käsespezialitäten produziert.

Auch Simon ist als Obmann-Stellvertreter in der Sennerei tätig und ist somit in die Fußstapfen seines Vaters Alfons getreten, der jahrelang als Obmann der Sennerei die Geschicke mitbestimmt hat. Doch zurück zum Betrieb. „Der Stall wurde schon 1999 auf Laufstall umgestellt, aber ich wollte noch mehr im Bereich Tierwohl und Arbeitsoptimierung tun. Das war nicht einfach, denn der Betrieb liegt mitten im Ort und ein Neubau war keine Option“, erklärt Simon. Aber bei der Planung machten LK-Experte Daniel Von der Thannen und Simon aus der Not eine Tugend. Da der bestehende Stall noch in baulich gutem Zustand war, beschlossen sie, diesen im Kern zu belassen und zu erweitern. „Nach intensiven Beratungen und guten Vorschlägen von Daniel haben wir die optimale Lösung gefunden“, lobt Simon die gute Zusammenarbeit. Also wurde es kein Neubau, sondern eine Erweiterung und Modernisierung des bestehenden Stalls mit einer neuen Rinderbox, einer Krankenbox, einem fast doppelt so großen Auslauf, einem neuen Klauenstand und deutlich mehr Licht im Stall.
Ein Teil des alten Stalls wurde abgerissen und durch den Neubau ersetzt. Im Prinzip wurde also um den alten Stall ein L-förmiger Kubus gebaut, der von zahlreichen Lichtschächten durchbrochen wird. Von dort kann der Futterwagen bequem beladen und dieser über die ganze Stalllänge eingesetzt werden. Curtains statt Wände sind schon eine Selbstverständlichkeit und ermöglichen ganzjährig ein perfektes Stallklima. 

Die Tiere haben jetzt rund 25 Prozent mehr Platz bei gleichem Bestand und viel mehr Licht und beste Durchlüftung. Durch die Erweiterung ist die Durchfahrt zwischen Stall und Maschinenhalle zu eng geworden. Also wurde der vordere Teil der Maschinenhalle abgerissen und einfach am anderen Ende wieder angedockt. 
Somit ist es weiterhin möglich, mit den Maschinen unkompliziert um die Gebäude zu fahren. „Gemeinsam mit Daniel haben wir für unsere beengten Möglichkeiten am Betrieb eine ideale Lösung gefunden, und nicht nur ich, sondern auch den Tieren merkt man an, dass sie sich richtig wohl fühlen“, strahlt Simon. Zufrieden ist auch Vater Alfons. „Wenn man den Hof übergibt, muss man die Jungen machen lassen. Das Einzige, was sich ändert, ist, dass man jetzt zum Vollzeitknecht am Betrieb wird“, lacht Alfons, dessen Mithilfe und Rat für Simon nach wie vor eine unverzichtbare Unterstützung sind. 

Durch die neuen Dachflächen war für Simon auch klar, nachhaltig Strom zu erzeugen. Die PV-Anlage hat eine Leistung von 84 KW, was für den Tagesbedarf reicht. Die dunklen Paneele auf dem dunklen Dach fallen kaum auf, was für einen Betrieb mitten im Dorf auch optisch wichtig ist. Das Projekt zeigt, dass bestehende Ställe auch auf engem Raum modern adaptiert werden können, um allen Anforderungen, sei es beim Tierwohl oder der Arbeitsvereinfachung, gerecht zu werden. 
Es mus also nicht immer ein Neubau sein, um für Mensch und Tier optimale Bedingungen am Betrieb zu schaffen.

• Um- und Anbau Stall
• Haupterwerb
• 33 Hektar Grünland (Hälfte in Pacht) und etwas Wald
• 38 Stück Brown Swiss und Jungvieh
• 0,7 Hektar Obst
• 84 KW Photovoltaik

LK Ausschreibung: Markus Hartmann, Landwirtschaftskammer Vorarlberg
LK Planung: Daniel Von der Thannen, Landwirtschaftskammer Vorarlberg
Baumeister: BSG Bau, Schlins
Holzbau: Holzbau Gilbert, Fontanella
Spengler: Entner Dach, Rankweil
Aufstallung: Eres Milan, Satteins
Erdarbeiten: Erdbewegung Martin Matt, Schlins
Elektro: E-Werke, Frastanz
Installateur: Küng Installateur, Thüringen
Photovoltaikanlage: SST Nenzing