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Besonders bewegtes Jahr

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01.12.2025 | von Direktor DI Stefan Simma

In der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Vieh- und Milchwirtschaft standen zentrale Themen der Nutztierhaltung im Mittelpunkt.

Ausschuss .jpg © LK Vbg.
In der Vieh- und Milchwirtschaft hatte man in diesem Jahr mit vielen besonderen Herausforderungen und Veränderungen zu kämpfen. © LK Vbg.
Die Expertinnen und Experten berichteten über die aktuelle Tierseuchenlage, die Situation am Milchmarkt und die strukturellen Herausforderungen der Betriebe. Die Entwicklungen zeigen deutlich, wie eng Gesundheit, Markt und regionale Produktionsstrukturen miteinander verflochten sind.

Geflügelgrippe

Österreich weiterhin Risikogebiet – Biosicherheit bleibt entscheidend
Obwohl sich die Lage in Vorarlberg aktuell noch stabil präsentiert, mahnen Tiergesundheitsexperten zur Vorsicht. Die Situation in den Nachbarländern zeigt, dass der heuer auftretende Erreger hochaggressiv ist. In Deutschland wurden entlang der Zugrouten ungewöhnlich viele tote Kraniche aufgefunden; bereits erste Bestände in Geflügelställen mussten gekeult werden.
In Österreich gelten seit Montag erhöhte Sicherheitsvorgaben. Das gesamte Bundesgebiet wurde als Gebiet mit erhöhter Gefahrenlage eingestuft. Besonders gefährdet sind Regionen mit Seen und Flüssen – in Vorarlberg vor allem das Bodensee-Rheingebiet. Wasservögel gelten als Hauptüberträger des Virus, weshalb Stallnähe zu offenen Wasserflächen ein wesentliches Risiko darstellt.

Für Geflügelhalter bedeutet dies strengere Auflagen:
  • Schuhwechsel oder Desinfektion beim Betreten der Ställe,
  • kein Füttern oder Tränken im Freien,
  • konsequente Umsetzung aller Biosicherheitsmaßnahmen.
Sollte die Risikostufe weiter steigen, könnte eine Stallpflicht verhängt werden – mit deutlichen wirtschaftlichen Folgen. Denn dauert der Entzug des Auslaufs länger als zwei Monate, dürfen Eier nicht mehr als Freilandeier vermarktet werden. Für viele Betriebe wäre dies ein spürbarer Preisverlust.
Die Diskussion um Impfstrategien läuft auf europäischer Ebene, doch bleibt die Geflügelpest weiterhin eine Kategorie-A-Seuche. Zudem bieten vorhandene Impfstoffe aktuell noch keinen vollständigen Schutz. Eine weitere Herausforderung: Der Virus überwintert zunehmend in Europa, was eine ganzjährige Risikoabschätzung notwendig macht.

Blauzungenkrankheit (BT): Belastungen für Viehhandel – Impfprogramme greifen

Die Blauzungenkrankheit sorgte 2024 für erhebliche Einschränkungen im Viehhandel. Der über das Allgäu gekommene Serotyp 3 breitete sich rasant im Unterland und im Bregenzerwald aus. Im Oberland und Montafon blieb die Lage weitgehend entspannt. Dennoch mussten Transaktionen zeitweise massiv eingeschränkt oder mit kostenintensiven Tests begleitet werden.
Die Untersuchungskosten pro Probe lagen bei rund 25 Euro – ein hoher Belastungsfaktor, insbesondere da tausende Tiere getestet wurden. Zu Beginn wurden die Proben bei Viehhändlern gezogen, später wurde auf ein System mit Untersuchungen direkt bei den Landwirten durch die Tierärzte umgestellt.
Mit der Einführung eines strukturierten Impfprogramms zeigt sich nun eine deutliche Entspannung:
  • rund 50 Prozent der Rinder, Schafe und Ziegen in Vorarlberg sind bereits geimpft,
  • digitale Erfassung über VIS sorgt für mehr Übersicht,
  • Tierärzte sollen künftig direkten VIS-Zugang erhalten, um Meldungen rascher durchzuführen.
Ab Herbst 2025 wird erwartet, dass nahezu ausschließlich ungeimpfte Tiere positiv getestet werden. Langfristig dürfte die BT-Immunität in der Population steigen. Auf europäischer Ebene wird BT in die Liste D eingestuft, was mittelfristig zu weniger Handelshemmnissen führen soll.
Entschädigungen gab es nur für geimpfte Tiere – ein klarer Hinweis darauf, dass die Behörden auf freiwillige Mitwirkung der Betriebe setzen.

Tuberkulose (TBC): Langsamer Rückgang – dennoch Fälle beim Nutzvieh

Die Tuberkuloseproblematik bleibt ein sensibles Thema, auch wenn sich in mehreren Regionen ein Rückgang der Prävalenz abzeichnet. 2024 wurden im Wildbestand 99 positive Fälle festgestellt, der Großteil davon im Gebiet Silbertal–Bartholomäberg. In den vergangenen Jahren wurde durch gezielte Reduktion von altem Rotwild gegengesteuert.
Die aktuelle Jungtieruntersuchung zeigt nun deutlich bessere Werte: Von 250 juvenilen Tieren waren heuer nur zwei positiv – ein Hinweis darauf, dass Neuinfektionen rückläufig gewesen sind. Im Bregenzerwald, Montafon und Klostertal wurden gar keine positiven Stücke erfasst. Trotz der erfreulichen Entwicklung gibt es einen aktuellen Fall im Rinderbestand: Eine Schlachtkuh fiel beim PCR-Test positiv auf. Der betroffene Betrieb wurde gesperrt, die Kulturuntersuchung läuft.
Die Untersuchungszahlen sind enorm: 12.000 bis 13.000 Rinder werden heuer getestet. Die Kosten im Wildmonitoring belaufen sich auf rund 70.000 Euro. Fachleute warnen vor Forderungen nach 100-prozentigen Untersuchungen – statistisch abgesicherte Stichproben reichten aus und würden nicht nur Kosten sparen, sondern auch Personalressourcen.
Auch räumlich zeigt sich eine leichte Verschiebung: Während das Gebiet Tilisuna heuer frei blieb, traten rund um Vandans Hinweise auf stärkeren Infektionsdruck auf.

Maul- und Klauenseuche (MKS) & Lumpy Skin Disease (LSD): Lage derzeit ruhig

Die MKS-Ausbrüche in Ungarn und der Slowakei konnten eingedämmt werden. Auch die Fälle von Lumpy Skin Disease in Italien, Spanien und Frankreich wurden durch rasche Ringimpfungen gestoppt.  
Aus fachlicher Sicht sind derzeit keine unmittelbaren Bedrohungen für Vorarlberg gegeben – dennoch bleiben die Behörden wachsam.

Milchmarkt: Produktionsanstieg, Preisdruck und strukturelle Herausforderungen

Der Milchmarkt ist 2025 von starken Schwankungen geprägt. Aufgrund der BT-bedingten Einbrüche im Vorjahr waren die Liefermengen kurzfristig rückläufig, steigen nun jedoch deutlicher als üblich. In Norddeutschland gerieten die Preise bereits unter Druck, der Spotmarkt liegt bei etwa 31,5 Cent (Vorjahr 35 Cent). Auch Butter (-26 Prozent) und Magermilchpulver (-11 Prozent) verzeichnen deutliche Preisabschläge. Eine Besonderheit in dieser Saison: Statt eines Rückgangs steigen die Milchmengen im Herbst, was ungewöhnlich ist und die Preisentwicklung zusätzlich belastet. Die Futterlage ist europaweit besser als im Vorjahr, was zu höheren Herdenleistungen führt. Vorarl-
berg setzt weiterhin stark auf Rohmilchkäse – ein Qualitätssegment, das bislang stabiler ist als die „weiße Palette“. Die regionale Käsewirtschaft gilt als robust, doch stehen die Sennereien vor großen Herausforderungen: veränderte Milchparameter, AMS-Systeme, neue Hemmstofftests und steigende Anforderungen an Prozess- und Qualitätsmanagement.
Mit Oktober nahm ein zusätzlicher Sennereiberater seine Tätigkeit auf. Er bringt eine fundierte Ausbildung aus Kempten mit und soll die Sennereien in technologischen Fragen unterstützen. Auch der Umstieg auf die neuen Hemmstofftests verlief ohne größere Zwischenfälle – die zuerst befürchteten Mehrfälle blieben aus.
Langfristig wird die Automatisierung an Bedeutung gewinnen. Viele Familienbetriebe leiden unter den hohen Arbeitsbelastungen, weshalb Robotersysteme zunehmend zu einem unverzichtbaren Teil der Betriebsführung werden. Gleichzeitig mahnen Fachleute, dass das Management der Betriebe künftig eine noch größere Rolle spielen wird – sowohl in der Milchproduktion als auch in der Verarbeitung.

Strukturwandel und Genossenschaften: Regionale Stärken sichern

Der Strukturwandel schreitet weiter voran. Genossenschaften spielen eine zentrale Rolle, auch wenn ihre Bindung unter Druck geraten ist. Preisunterschiede von wenigen Cent können für einzelne Betriebe entscheidend sein, sodass kurzfristige Überlegungen oft Vorrang erhalten. Dennoch zeigen viele Sennereien, dass sie mit stabilen Milchpreisen und guter Vermarktung auch ohne große Marketingabteilungen erfolgreich sein können.
Die agrarpolitische Linie soll daher beibehalten werden: Rohmilchkäse als regionales Leitprodukt, eine starke Vorarlberger Käsestraße, eine Spezialisierung, die sich klar von industrieller Massenproduktion unterscheidet. Dort, wo Betriebe an Grenzen stoßen, sollen Diversifizierungsprogramme unterstützen.

Viehvermarktung: Nachfrage stabil – Digitalisierung bringt Erleichterung

Die Nachfrage nach Kälbern ist wieder angestiegen, die Schlachtzahlen sind stabil. Beim neuen Schlachthof der der Zämma Schlacht- und Zerlege GmbH wurde der Spatenstich gesetzt, die Bodenplatte ist bereits betoniert.
Eine wichtige Neuerung betrifft die V-Rind-Mitglieder: Eine App für Verwaltung, Versteigerungsanmeldungen und Kommunikation wird eingeführt und soll Arbeitsabläufe deutlich erleichtern.
Die Versteigerungen sind gut angelaufen. Dank effizienter Abläufe bei der Gestaltung der verpflichtenden TBC-Untersuchung bleibt die Vermarktung kostenseitig im Rahmen. Dafür ein Dank an V-Rind und Obmann Gerhard Fruhauf.
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