Markus und Selina Blum aus Hörbranz haben einen alten Stall abgerissen und neu gebaut. Dort haben das Jungvieh und das Heulager nun viel Platz. Das junge Bauernehepaar ist mit dem Ergebnis rundum zufrieden.
Markus Blum geht zum Druckkanal in seiner neuen Heuhalle, bückt sich, zieht ein Büschel Heu vom Rost heraus und prüft seine Beschaffenheit. Dann riecht er daran. „Das ist bestes Heu“, sagt er und erklärt genau, wie es entsteht. Am Ende fügt er hinzu: „Hier in der Heuhalle beginnt alles. Hier entscheidet sich, wie gut das Futter wird und damit auch, wie gesund und leistungsfähig die Tiere sind. Wenn in der Heuhalle nicht ordentlich gearbeitet wird, geht das ganze Jahr daneben.“ Etwas später im neuen Kälberstall – zwei kleine Stiere buhlen gerade um die Gunst ihres Bauern – erzählt Markus: „Manche Stierkälber mästen wir selbst. Ich komme immer mit zum Metzger und streichle sie bis zum letzten Moment.“ Seine Frau Selina ergänzt: „Wir bemühen uns sehr, dass es den Tieren gut geht.“ Der respektvolle Umgang mit den Tieren und Markus Leidenschaft für Heu sind charakteristisch für das Bauernehepaar – und deuten auch daraufhin, was den beiden beim Neubau ihres Stalles wichtig war. Doch der Reihe nach: Der Hof in Hörbranz ist seit dem 18. Jahrhundert im Besitz der Familie. Markus hat den Betrieb im Mai 2021 gemeinsam mit Selina übernommen. Die beiden haben einen dreijährigen Sohn, Leopold. Derzeit halten Blums 65 Milchkühe, etwa 40 Rinder und einige Kälber. Die Milchkühe sind seit vielen Jahren in einem separaten Stall untergebracht. Die Jungtiere werden bei Bedarf aufgezogen oder Blums mästen sie, wie schon angedeutet nicht immer selbst, sondern sie geben sie teilweise an Partnerbetriebe in Fußach und Höchst. Die Hauptrasse sind Holstein, aber auch einige Weißblaue Belgier werden zur Mast gehalten. Die Rinder verbringen den Sommer auf der Alpe, die anderen Tiere sind das ganze Jahr über am Hof.
Markus, der die Landwirtschaftsschule sowie eine Lehre als Baumaschinenmechaniker absolvierte und in dem Bereich auch gearbeitet hat, ist seit einigen Jahren Vollzeitbauer. Die Familien von Selina und Markus unterstützen die beiden. Blums bewirtschaften 53 Hektar. Das Heu wird nicht verkauft, sondern an die eigenen Tiere verfüttert. „Wir geben wenig Kraftfutter und setzen auf hochwertiges Grundfutter. Das senkt die Kosten und verbessert die Tiergesundheit“, ist Markus überzeugt. Das Gebäude, das abgerissen und durch einen Neubau ersetzt wurde, stammte aus den 1960er-Jahren. Es bestand aus einem schon länger nicht mehr genutzten Wohntrakt, einem Stall und einer Heuhalle, die für die früheren Verhältnisse sehr modern war. „In den letzten Jahren ist sie uns aber viel zu klein geworden“, erzählt Markus. Außerdem war es ihm und seiner Frau wichtig, das Jungvieh noch artgerechter zu halten. Denn der alte Stall, der vor mehreren Jahren zwar zum Laufstall umgebaut worden war, bot wenig Platz und Licht.
Ein großes Heulager und ein offener, heller Stall – das schwebte den Blums also vor. Zudem wünschte sich Markus, der fast alle Maschinen selbst repariert, eine beheizbare Werkstatt. Im Winter arbeitet er beinahe täglich an den Maschinen, früher allerdings in einer offenen Halle oder auf dem Kiesplatz. „Das war mühselig“, sagt der gelernte Baumaschinenmechaniker. Zunächst dachte das Ehepaar an einen Umbau. „Beim näheren Hinsehen wurde aber schnell klar, dass das ein Albtraum geworden wäre: Der Zustand des Gebäudes war viel zu schlecht und hätte mehr als ein Neubau gekostet“, schildert Selina. Dann wollte Markus zwei Bauten: einen eigenen Rinderstall und eine Heuhalle. Doch Michael Schuler vom Fachbereich Bau und Planung bei der Landwirtschaftskammer, den das Ehepaar zu Rate zog, empfahl ein zweigeschossiges Gebäude. „Dagegen wehrte ich mich zuerst. Aber dann habe ich erkannt, dass es durch die Raumhöhen eine tolle Sache wird“, sagt Markus.
Als die Entscheidung für das zweigeschossige Gebäude gefallen war, ging es Schlag auf Schlag: „Da wir die Heuhalle im Frühling brauchten, konnten wir nur zu einem Zeitpunkt des Jahres anfangen, nämlich im Spätherbst. Das war ein sportliches Vorhaben“, erzählt die Leiblachtaler Bäuerin. „Aber die Landwirtschaftskammer hat diesen engen Zeitplan so organisiert, dass alles reibungslos geklappt hat.“ Sehr hilfreich war dabei auch, dass fast alle beteiligten Baufirmen die Termine eingehalten haben – einige sogar eine Woche früher als geplant. An Allerheiligen 2023 wurde abgebrochen und im April 2024 konnte eingezogen und das erste Heu eingebracht werden. Erfreulicherweise wurde auch der Finanzplan eingehalten: „Es war sogar etwas günstiger als die Baukostenschätzung“, erklärt Selina. Das Jungvieh war während der Bauzeit bei einem anderen Bauern untergebracht. „Es war ein schlimmer Tag, als die Tiere abgeholt wurden – obwohl wir natürlich wussten, dass sie wiederkommen. Unser Sohn Leopold hat das zuerst gar nicht verstanden. Ich würde das so nicht mehr machen wollen“, erzählt der junge Vater.
Doch spätestens seit die Tiere in den neuen Stall eingezogen sind, ist alles wieder gut – für die Rinder und Kälber sogar besser als vorher. Die Kälber stehen in einem eigenen, offenen Bereich, das Jungvieh hat 38 Liegeboxen, Platz zum Herumgehen und einen Futtertisch. „Wir haben jetzt mehr Tierkomfort: Der neue Stall bietet viel mehr Platz, ist höher und heller“, sagt Selina. Der neue Stall ist ein Außenklimastall – das bedeutet: „Mehr als 25 Prozent der Seitenflächen sind offen. Für die Gesundheit der Tiere ist das sehr gut“, erklärt Planer Michael Schuler. Bauer Markus bringt noch einen weiteren Aspekt ein: „Viele Menschen bleiben beim Stall stehen und loben uns, weil die Tiere so viel Licht und Platz haben. Es freut mich sehr, wenn die Landwirtschaft positiv wahrgenommen wird.“ Die Nähe zu den Tieren und die Transparenz haben auch dazu geführt, dass der kleine Hofladen vor dem neuen Stall besser wahr- und angenommen wird. „Am Sonntag spazieren viele Familien mit kleinen Kindern am Stall vorbei, streicheln die Rinder und nehmen etwas aus dem Hofladen mit“, erzählt Selina.
Der Stall begeistert Markus, aber das neue Heulager liegt ihm besonders am Herzen. Denn: „Ich bin ein leidenschaftlicher Heubauer“, erklärt er. Die Heuhalle nimmt das gesamte Obergeschoß ein, ist kindersicher gestaltet, fasst 3.500 Kubikmeter und ist mit vier Lüfterboxen ausgestattet, die je nach Bedarf kalte oder warme Luft zuführen. Um die Heubelüftung zu optimieren, wurde eine Dachabsaugung installiert. Auf eine PV-Anlage verzichteten Blums jedoch. Dafür versorgt eine 280-kW-Hackschnitzelanlage im Keller des Neubaus den gesamten Hof und das Wohnhaus mit Wärme.
Zudem befindet sich im neuen Gebäude eine ebenerdige Abladetenne. Das Heu für die Kühe wird nämlich auch in der neuen Heuhalle gelagert und alle paar Tage zum Kuhstall transportiert, der etwa 20 Meter vom neuen Stall entfernt ist. Der Neubau beherbergt außerdem – wie bereits erwähnt – die Werkstatt für Markus, über die er sich sehr freut und ein räumlich getrenntes Diesellager. Nicht alles im neuen Gebäude ist jedoch tatsächlich neu: Einiges wurde vom alten Stall übernommen, zum Beispiel fast alle Türen, die Entmistung, die Aufstallung des Kälberstalles oder das 200-Kubik-Güllelager. Obwohl die Tiere und das Heu jetzt viel mehr Platz haben, hat der 19,5 mal 40 Meter große Stall nicht viel mehr Grundfläche benötigt als das alte Gebäude. „Die Kubatur war zwar eine Herausforderung, weil der Stall im Ortsgebiet liegt. Aber wir haben schlussendlich alles gut untergebracht“, erklärt Planer Michael Schuler. Bauer Markus sagt: „Früher konnten wir nicht ringsum das Gebäude fahren, jetzt schon. Außerdem haben wir durch den Bau einen ebenen Hofplatz bekommen, vorher war er recht steil.“ Und noch etwas freut ihn sehr: „Ich komme im Gebäude auch mit dem größten Traktor überall durch.“ Seine Frau ergänzt: „Der Neubau ist mehr oder weniger perfekt. Bis auf ein paar Kleinigkeiten würden wir nichts mehr ändern wollen.“
Begeistert sind die beiden auch von der Unterstützung durch die Landwirtschaftskammer: „Ich würde den Planungsservice sofort wieder in Anspruch nehmen“, sagt Selina. Markus fügt hinzu: „Wir hatten das Vollprogramm, also Planung plus Baubegleitung. Das hat uns viel Stress abgenommen. Klar, der Service kostet etwas, aber wenn die Landwirtschaftskammer Angebote einholt, sind sie einfach günstiger, und dadurch kommen die Kosten wieder herein.“ Planer Michael Schuler habe alles gut gelöst, sei immer geduldig gewesen und sei auf ihre Wünsche eingegangen, erklären die beiden weiter. Und: „Er hat uns neutral beraten“, meint Markus. Ein Tipp der Eheleute an Bauern, die ebenfalls bauen möchten, lautet deshalb: den Planungsservice nutzen. Zudem raten sie, andere Ställe anzuschauen. Auch bei Blums stehen noch Bauarbeiten an: Sie planen einen Auslauf für den Kuhstall und eine dritte Abkalbebox im Kuhstall, der 65 Fressplätze und 70 Liegeboxen hat. „Nach dem Abkalben bleiben Mutterkuh und Kalb dort mindestens fünf Tage zusammen“, erklärt Selina. „Außerdem wollen wir einen Miniaturkälberstall bauen, in dem die Kälber nach der Trennung noch neben ihrer Mutter stehen. So können sie von ihr abgeschleckt werden, bevor sie nach einigen Tagen in den Kälberstall kommen“. Es geht bei Blums also immer weiter – zum Wohl der Tiere und für eine moderne Landwirtschaft, die Selina und Markus mit viel Engagement und Herzblut betreiben.