Infos für Gemüseproduzenten
Tobias Fink, BSc, Leiter der Betriebswirtschaftsabteilung der LKV, stellte die relevanten Förderschienen für Gemüseproduzenten vor. Von der Investitionsförderung, über Bewässerungsförderung bis zu Unterstützungen beim Neukauf von Erntegeräten reichen die Hilfsprogramme. Entscheidend ist, sich vor jeder größeren Investition mit der Betriebswirtschaftsabteilung abzustimmen. Im Einzelfall wird dann geklärt, ob und in welcher Höhe Unterstützungen durch die öffentliche Hand möglich sind und welche Auflagen damit verknüpft sind. Tobias Fink, BSc und Ing. Jasmin Sutter
sind in der Landwirtschaftskammer kompetente Ansprechpartner.
Neue Gefährdungen im Gemüsebau
Pflanzenbaulicher gestaltete sich der Vortrag von Ing. Harald Rammel über neue Schädlinge im Gemüseanbau. Zugewanderte Wanzen wie die Grüne Reiswanze und die Marmorierte Baumwanze verursachen vermehrt Schäden im Fruchtgemüseanbau und an Hülsenfrüchten. Es kommt zu löchrigen Blättern und gescheckten Früchten. Bei frühem Befall sind diese nicht mehr verkaufsfähig. 2023 verbreitete sich der Maiswurzelbohrer in Vorarlberg zunehmend. Durch eine weite Fruchtfolge nimmt man dem Käfer seine natürliche Futterquelle. Leider fressen die Larven und schwarzgelb gestreiften Käfer nicht nur an Mais. Die Käfer vernichten im Hochsommer auch Salate, Kürbisgewächse und Bohnenarten. Eine massive Ausbreitung der Käfer ist zu befürchten. Ebenfalls Respekt hat man vor dem auffällig gezeichneten Japankäfer. Diese Blattkäferart hat den Status eines Quarantäneschädlings, wodurch eine Ansiedelung durch rigorose Bekämpfung in Österreich verhindert werden soll. Im Großraum Zürich und dem südlichen Baden-Württemberg traten die Käfer und Larven (Engerlinge) bereits in größerer Stückzahl auf.
Alternative Ackerkulturen
Dr. Florian Bernadi von der Liechtensteiner Klaus Büchel Anstalt (KBA) informierte über verschiedene Bio-Versuche zu alternativen Ackerkulturen. In den letzten Jahren wurden im Fürstentum neue Feldfrüchte auf ihre Anbauwürdigkeit getestet. Einige davon könnte man gut in die gemüsebauliche Fruchtfolge integrieren. Am erfolgversprechendsten präsentieren sich Gelberbsen, die sowohl als Trockenerbsen als auch mitsamt der grünen Hülse geerntet und verarbeitet werden. Interessant sind auch frühreifende Sojasorten, die mit Rhizobiumimpfung einen Ertrag von mehr als zwei Tonnen pro Hektar bringen. Noch Luft nach oben gibt es bei schwarzen Trockenbohnen, Ackerbohnen, Linsen und Buchweizen. Als nicht anbauwürdig stellten sich die getesteten Sorten von Kichererbsen und Trockenreis heraus. Weiterführende Infos dazu finden Sie unter Marktübersicht – bioaktuell.ch.
Aufzeichnungsprogramm
Die Bürokratie nimmt auch im Gemüseanbau zu. DI Stephan Imbery von der Firma Agrochron stellte mit cibus.farm ein internetbasiertes Aufzeichnungsprogramm vor, das sowohl für die Anbauplanung als auch für die Dokumentation der kulturspezifischen Arbeiten, inkl. Pflanzenschutz- und Düngegaben, geeignet ist. Dafür greift das Programm auf den Amtlichen Pflanzenschutzmittelregister und umfangreiche Düngemitteldatenbanken zu. Warnfunktionen signalisieren allfällige Überschreitungen der gesetzlichen Bestimmungen vor der Durchführung. Cibus.farm eignet sich auch für schlagbezogene Aufzeichnungen. Das Programm kann per App mit den Handys von Mitarbeitern verbunden werden und ermöglicht so eine rasche innerbetriebliche Kommunikation.
Natürliche Gegenspieler
Im Unterglas-Anbau spielen räuberische Insekten eine große Rolle um Pflanzenschutzmittel einzusparen. Lena Salzer von der Nützlingsberatung Reichenau stellte verschiedene tierische Gegenspieler von Blattläusen vor. Schwebfliegen, Schlupfwespen, Raubwanzen und Florfliegen sind bekannt und bewährt. Diese Tiere können bei fachgerechter Ausbringung die Blattlauspopulation auf extrem niedrigen Niveau halten. Mit der ‚Braune Taghafte‘ (Micromus angulatus) steht eine neue Florfliegenverwandte gegen die wichtigsten Blattlausarten zur Verfügung. Micromus verzehrt täglich 100 Läuse und ist selbst sehr robust.