Zubau mitten im Wohngebiet
von Maria Klien | Kommunikation
Mit der offiziellen Übergabe an Bernhard ist bereits die vierte Generation mit Leidenschaft am Werk. „Unser Stall hat Platz für ca. 45 Kühe und 45 Stück Jungvieh. Als Heumilchbetrieb ist bei uns die Futterqualität das Um und Auf. Qualitativ hochwertiges Heu spart Kraftfuttereinsatz“, lässt Bernhard bereits einen Grund für die Erweiterung des Heustocks durchklingen. „Beim Heuballenpressen kommt es einerseits zu einem Qualitätsverlust des Futters. So ist die Qualität des Heus am besten, wenn es auf dem Feld nicht komplett durchgetrocknet ist. Damit können Bröckelverluste, also das Abfallen von Blättern und Blüten, vermieden werden. So ergibt sich ein höheres Energie- und Eiweißgehalt im Futter. Andererseits ist das Heuballenpressen schlicht und einfach Mehrarbeit. Mit dem alten Heustock hatten wir aber oft keine andere Möglichkeit. Zudem wird man mit einem größeren Heustock etwas unabhängiger von schlechten Wetterlagen. Bei zwei Tagen Schönwetter kann ich nun durchaus heuen und das Heu dann im Heustock, im Idealfall mit eigenem Strom, trocknen lassen“, so Bernhard weiter. Der neue Heustock hat eine Belüftungsfläche von ca. 120 Quadratmetern und sieben Meter Schütthöhe; so fasst er insgesamt circa 900 Kubikmeter. Diese Fläche kommt zusätzlich zum alten Heustock mit circa 1.200 Kubikmetern Belüftungsfläche. Zudem gibt es noch einen unbelüfteten Lagerplatz mit ca. 500 Kubikmetern. „Im neuen Heustock wurde bewusst auf Entfeuchtung und Heizung verzichtet. „Diese sind im alten Teil des Heustocks vorhanden, was für unseren Betrieb ausreichend ist. Im neuen Heustock arbeiten wir rein mit Belüftung und Dachabsaugung. Bei der Dachabsaugung wird die Wärme der Dacheindeckung an die darunter durchströmende Luft abgegeben. So entsteht durch die Anwärmung der Sonne fünf bis zehn Grad wärmere Luft als die Umgebungstemperatur“, erklärt Bernhard. Barbara und Bernhard sind zusätzlich zum Heumilchbetrieb im Nebenerwerb als Obstbauern tätig. So entstand im Zuge des Anbaus auch ein neuer Lagerraum für das Obst. Bernhard ist zudem 60 Prozent bei der lokalen Sennerei in Schlins im Büro angestellt. In dieser Sennerei wird auch die Rohmilch des eigenen Betriebs zu Vorarlberger Bergkäse weiterverarbeitet. Dieser wurde schon mit zahlreichen Auszeichnungen, wie etwa dem World Cheese Award in Supergold ausgezeichnet.
Der Weg zum Zubau
„Beim Altbestand wäre so oder so das Decken des Daches nötig geworden. Ursprünglich war ‚nur‘ die Neudeckung und das installieren einer PV-Anlage geplant. Das Thema, den Heustock zu vergrößern, stand allerdings auch schon länger im Raum. Nach Rücksprache mit der Bauabteilung der Landwirtschaftskammer haben wir dann den Schritt gewagt“, so Bernhard. Eine Hemmschwelle war der Abriss einiger alter Gebäudeteile wie etwa einer kleinen Werkstatt und eines Lagerraumes. Dadurch, dass sich der Hof mitten im Wohngebiet befindet, war allerdings keine andere Lösung möglich. So startete 2022 die Planung und Anfang 2023 die Umsetzung. Fertig geworden ist der Zubau im Mai. „Natürlich stellt so ein Zubau andere Herausforderungen als ein kompletter Neubau. Da sich der Zubau auf zwei Seiten an bestehende Gebäude anpassen muss – und zwar nicht nur optisch sondern vielmehr auch arbeitstechnisch – war eine saubere Planung wichtig. Hier stand uns mit der Landwirtschaftskammer ein kompetenter Partner zur Seite. Somit konnten sowohl der Zeitplan als auch der finanzielle Plan im Großen und Ganzen eingehalten werden. Sehr zufrieden waren wir auch mit den Holzbauarbeiten der Firma Joso aus Alberschwende. So sollte ein Bau laufen“, berichtet Bernhard. Mit ihren 100.000 kWh pro Jahr liefert die 78 kWp In-Dach-Photovoltaik-Anlage, die die komplette Südseite des Daches bedeckt, 120 Prozent des eigenen Jahresbedarfes. Wenn möglich werden stromintensive Arbeiten bewusst so gewählt, dass diese mit eigenem Strom bewältigt werden können. Der Überschuss wird ins Netz eingespeist. Zudem wurde auch der Stromhauptverteiler neu installiert, sodass es nun einen Stromanschluss für Haus und Stall gibt. So entsteht bis zu einem gewissen Grad eine Unabhängigkeit von schwankenden Strompreisen. Auch eine kleine Batterie, die den Strom speichert, gibt es auf dem Hof. „Eine größere Batterie ist leider nicht wirklich wirtschaftlich. Eine Überlegung wäre es naheliegenderweise, einen elektrischen Hoftrac anzuschaffen. Das ist allerdings noch Zukunftsmusik und wird eventuell umgesetzt, wenn die „alten“ Maschinen irgendwann nicht mehr funktionieren“, so Bernhard.
Energieeffizienz als Thema
Allgemein war das Thema Energieeffizienz beim Zubau ein wichtiger Aspekt. Dabei wurde nicht nur mit der Photovoltaikanlage ein Schritt zu mehr Unabhängigkeit gesetzt. Die Belüftung des Heustocks wurde mit einem Frequenzumwandler ausgestattet und bei der Milchkühlung wird mit Wärmerückgewinnung gearbeitet. Auch die Beleuchtung wurde ausgetauscht und durch LED-Leuchten ersetzt.
Zubau Heustock und PV-Anlage
Planung: Planungsabteilung der Landwirtschaftskammer, Zmstr. Ing. Daniel Muxel
Ausschreibung und Bauleitung: Zmstr. Ing. Daniel Muxel
Holzbau: Firma Joso, Alberschwende
PV Anlage: Firma Winkler, Feldkirch