27.08.2020 |
von Dl Benjamin Mietschnig, LK Vorarlberg
Zeitfalle Melken?
Durchsatzleistung
Die Durchsatzleistung eines Melkstandes wird von den Routinearbeiten sowie der technischen- und baulichen Ausstattung des Melkstandes beeinflusst. Bei den Routinearbeiten kommt es einerseits darauf an welche Tätigkeiten ausgeführt werden (z.B. vormelken, nachmelken, Zitzen dippen) und andererseits wie diese ausgeführt werden. Hier spielt dann auch die technische Ausstattung wie etwa eine Abnahmeautomatik eine Rolle. Eine Verbesserung der Routinearbeiten kann oft durch kleine Handgriffe oder Veränderungen erzielt werden. Unnötige Wege im Melkstand sollten möglichst vermieden werden.
Anzahl der Melkzeuge
Die Verweilzeit einer Kuhgruppe im Melkstand ist von der Dauer der Routinearbeit sowie der Melkdauer pro Kuh abhängig. Daher muss ein größerer Melkstand nicht zwangsläufig zu kürzeren Melkzeiten führen. Wenn die Routinearbeiten die Melkdauer übersteigen, ergeben sich Wartezeiten für die Kühe. Im umgekehrten Fall Wartezeiten für den Melker. Bei einer Melkdauer von sechs Minuten pro Kuh und einer Melkroutine von 70 Sekunden wären beispielsweise fünf bis sechs Melkzeuge je Seite und Melker optimal. Darüber hinaus sind noch Rüst- und Reinigungszeiten zu beachten. Da auch hier der Aufwand mit der Größe der Melkplätze steigt, ist eine Überdimensionierung nicht effizient. Trotz höherer Investitionskosten kann der Arbeitsbedarf nicht oder nur geringfügig gesenkt werden.
Melkdauer
Die Melkdauer wird einerseits durch die Milchleistung und andererseits durch den durchschnittlichen Milchfluss in kg pro Minute beeinflusst. Beide können züchterisch beeinflusst werden. Beim Milchfluss ist aber auf eventuelle negative Effekte wie schlechteren Verschluss des Strichkanals und damit einhergehende Eutergesundheitsprobleme zu achten. Eventuell kann auch das Aussortieren einzelner Problemtiere eine deutliche Verbesserung der Melkdauer bringen.
Automatische Melksysteme
Die häufigste Erwartung an ein automatisches Melksystem ist eine Arbeitszeitersparung sowie flexiblere Zeiteinteilung. Eine Untersuchung der bayrischen Landesanstalt für Landwirtschaft bei 170 Milchviehbetrieben, mit 50 bis 100 Kühen und einem Arbeitszeitbedarf von 40 bis 70 Stunden/Kuh/Jahr, hat das Einsparungspotenzial mit fünf bis zehn Stunden pro Kuh und Jahr abgeleitet. Die Umstellung auf ein AMS führt im Generellen zu mehr Managementtätigkeiten (Datenkontrolle, Tierbeobachtung, etc.). Zudem ist eine gewisse Technikaffinität sehr zu empfehlen, ebenso die Bereitschaft bei einer Störung zu jeder Tageszeit rasch verfügbar zu sein.
Fazit
Melken macht einen großen Teil der Arbeitszeit in der Milchwirtschaft aus. Daher sollten bestehende Abläufe optimiert werden und bei neuen Investitionen eine sorgfältige Planung Standard sein. Neben den arbeitswirtschaftlichen Aspekten sind natürlich auch betriebswirtschaftliche Überlegungen in die Entscheidung einzubeziehen.
Gute Tipps:
In der Broschüre „Arbeitsorganisation und Arbeitseffizienz“ werden einige wichtige Aspekte in der Arbeitswirtschaft beleuchtet. Zusätzlich werden Methoden zur Erfassung und Planung von Arbeitsabläufen vorgestellt. Die Broschüre steht auf der Homepage der LKÖ kostenlos zum Download zur Verfügung --> lko.at