„Wehret den Anfängen!“

Der Titel der Veranstaltung, die von der Landwirtschaftskammer Vorarlberg organisiert wurde, lautete: „Der Wolf: Retter der Biodiversität oder Zerstörer unserer Alp- und Weidewirtschaft?“
Rund 400 Besucherinnen und Besucher, darunter zahlreiche Bäuerinnen und Bauern nutzten die Chance mit Experten aus Österreich und der Schweiz sowie Vertretern der zuständigen Politik die Wolfsthematik zu diskutieren und neueste Entwicklungen zum Thema zu erfahren. „Wir stehen seit bald 20 Jahren in Europa und seit einigen Jahren auch in Österreich vor der Herausforderung Wolf. Gerade für die Alpwirtschaft, aber zunehmend auch im Siedlungsraum ist das ein immer größeres Problem. Darum haben wir Experten eingeladen, die sich seit längerem mit dem Thema intensiv beschäftigen und abseits von verklärter Wolfsromantik informieren“, so LK-Direktor Stefan Simma in seiner Begrüßung und übergab dann das Wort an Mag. Klaus Hämmerle von den Vorarlberger Nachrichten, der die weitere Veranstaltung moderierte.
Rund 400 Besucherinnen und Besucher, darunter zahlreiche Bäuerinnen und Bauern nutzten die Chance mit Experten aus Österreich und der Schweiz sowie Vertretern der zuständigen Politik die Wolfsthematik zu diskutieren und neueste Entwicklungen zum Thema zu erfahren. „Wir stehen seit bald 20 Jahren in Europa und seit einigen Jahren auch in Österreich vor der Herausforderung Wolf. Gerade für die Alpwirtschaft, aber zunehmend auch im Siedlungsraum ist das ein immer größeres Problem. Darum haben wir Experten eingeladen, die sich seit längerem mit dem Thema intensiv beschäftigen und abseits von verklärter Wolfsromantik informieren“, so LK-Direktor Stefan Simma in seiner Begrüßung und übergab dann das Wort an Mag. Klaus Hämmerle von den Vorarlberger Nachrichten, der die weitere Veranstaltung moderierte.
Schweizer Erfahrungen
Als erster Referent berichtete Diplom-Biologe Marcel Züger aus der Schweiz über seine Erfahrungen und Erkenntnisse aus gut 20 Jahren Arbeit mit dem Thema Wolf und dem Wolfsmanagement in der Schweiz speziell in Graubünden mit bis zu 18 Rudeln. „Ich habe mich vor gut 20 Jahren über das erste Wolfsrudel in der Schweiz gefreut, heute sieht das anders aus. Wir haben die Ausbreitung des Wolfes und die damit verbundenen Schäden an Wild- und Nutztieren viele Jahre massiv unterschätzt. Heute gibt es 32 Rudel mit durchschnittlich zehn Tieren in der Schweiz, Tendenz massiv steigend. Mit großem finanziellen und materiellem Aufwand haben wir in den vergangenen Jahren in den Herdenschutz, sei es mit Hunden oder Zäunen, investiert und sind gescheitert. Wir befinden uns in einem Wettrüsten mit dem Wolf, denn jede neue Schutzmaßnahme wird von diesen intelligenten Raubtieren rasch verstanden und überwunden. Diese Entwicklung wurde nun auch von unserer Regierung verstanden, die nicht nur die Entnahme einzelner Tiere, sondern ganzer Rudel gesetzlich erlaubt. Ziel ist eine Population von maximal zwölf Rudeln in der Schweiz, um unsere Alpwirtschaft nicht zu verlieren. Die Alpen sind kein Naturraum, sondern ein über Jahrhunderte geschaffener Kulturraum für Mensch und Tier und einer vielfältigen Biodiversität an Tieren und Pflanzen, die durch die Aufgabe der Alpwirtschaft ebenfalls verloren gingen. Reicht die Reduzierung auf zwölf Rudel nicht, überlegt man auch heute schon eine weitere Reduzierung. Der Wolf hat weltweit riesige Verbreitungsgebiete, und muss nicht auf dicht besiedeltem Raum zugelassen werden“, so die Kernaussage des Biologen.
Wolfsmonitoring
Dr. Albin Blaschka vom „Österreichzentrum Bär, Wolf und Luchs“ stellte die Aufgaben des 2019 vom Landwirtschaftsministerium initiierten Zentrums vor. Es nimmt als Verein bundesländerübergreifend Aufgaben zum Thema „große Beutegreifer“ wahr, um innerhalb des gesetzlichen Rahmens eine konfliktarme Koexistenz von Landnutzern und Beutegreifern zu erreichen. „Das Wildtiermanagement liegt in Österreich grundsätzlich in der Kompetenz der Länder und folgt Richtlinien wie z. B. der Abstimmung mit Interessengruppen, Sicherheit von Menschen, Monitoring und länderübergreifende Abstimmungen oder Entschädigung und Vermeidung von Schäden“, so Blaschka. Dazu gehören auch Maßnahmen zum Schutz von Nutztieren und deren Überprüfung auf Anwendbarkeit. Mit dem Wolfsmonitoring gilt eine geregelte Vorgehensweise, die von der Situationsanalyse, der daraus resultierenden Einschätzung je nach Verhalten des Wolfs von der Vergrämung bis zur schnellen Entnahme reichen kann. „Die Auswertung der Ergebnisse und Aktivitäten des Monitorings sollen schon bald österreichweit und international abgestimmt werden. Solche Monitorings liefern die Grundlage für langfristige Entwicklungen und notwendige Entscheidungen“, erklärte Blaschka. Die Monitorings Aktivitäten sind mit den Grundeigentümern, den Bewirtschaftern und Jagdausübungsberechtigten abzustimmen. (Mehr zu den Aufgaben des Zentrums unter baer-wolf-luchs.at.)
Diskussionsbedarf
Unter dem Titel „Wölfe und Weidetiere – ein unlösbarer Widerspruch“ diskutieren dann die beiden Referenten mit LK-Präsident Josef Moosbrugger, LR Christian Gantner und Tierarzt Dr. Erik Schmid am Podium und stellten sich den Fragen des Publikums. Landesrat Christian Ganter wies auf die bisherigen Maßnahmen des Landes hin, so z. B. die neue Wolfsverordnung die vom Rechtsausschuss des Landes beschlossen wurde (siehe Infobox). „Wir haben die ersten wichtigen Schritte gesetzt, aber der Weg ist noch lang. Mit Ideologie und Naturromantik ist das Problem nicht zu lösen. Das Land steht hinter der Alpwirtschaft und diese gilt es mit allen Mitteln zu schützen und zu erhalten. Der Wolf hat im Land nichts zu suchen“, so Gantner.
LK-Präsident Josef Moosbrugger stellte die Position der Landwirtschaftskammer klar: „Ich hoffe die Romantiker lernen, was passieren kann, wenn man nichts unternimmt. Die benachbarte Schweiz hat in 20 Jahren Wolfsmanagement erkannt was zu tun ist, und wir haben in dem Fall das Glück von diesen Erfahrungen zu profitieren. Wir müssen den Anfängen wehren und nicht die selben Fehler machen. Ich fordere wolfsfreie Zonen auch im Sinn der Jäger, die ebenfalls ihre Probleme mit dem Wolf haben. Das ist machbar, wenn man es will. In der Region sind die Bestände niedrig zu halten, und Problemwölfe umgehend zu vergrämen oder zu entnehmen. Wir müssen es schaffen, dass der Wolf Angst vor der Alpwirtschaft und nicht die Alpwirtschaft vor dem Wolf hat. Wir haben lange gut ohne Wolf gelebt, warum brauchen wir ihn jetzt? Sicher nicht für die Biodiversität im Alpenraum, wie wir gehört haben.“
Anders zur Thematik steht bekannterweise Dr. Erik Schmid, Fachtierarzt für Tierhaltung aus Götzis. „Der Wolf kann Jägern helfen schwaches Rotwild zu entnehmen und in meinen Augen hat die Alpwirtschaft größere Probleme als den Wolf. Laut Tierschutzgesetz müssen die Tierhalter ihre Tiere schützen, und dazu braucht es eben Herdenschutzmaßnahmen so wie z. B. in Frankreich. Da hat aber das Land 20 Jahre lang nichts getan. Wolfsfreie Gebiete zu verlangen ist illusorisch“, so Schmid. Marcel Züger entgegnete darauf, dass die Schweiz dies schon viele Jahre versucht habe, und es ebenfalls illusorisch sei, Herdenschutzmaßnahmen als Allheilmittel zu sehen. Die Praxis habe das Gegenteil gezeigt.
Moosbrugger warnte davor französische Schafherden mit hunderten Tieren mit Vorarlberg zu vergleichen, wo oft nur zehn oder zwanzig Tiere in unwegsamem Gelände zu schützen seien. Das ginge nicht.
Moderator Klaus Hämmerle bat dann das Publikum zu Wort. Verständlicherweise meldeten sich zahlreiche betroffene Bauern zu Wort, die sich gegen den Wolf stellten. Darunter auch der Schafzüchter-Obmann Alois Rinderer und Ziegenzucht-Obmann Christoph Vonblon-Bürkle, die sich beide für rasche Maßnahmen im Sinne der Alpwirtschaft gegen die Ansiedelung von Wölfen forderten.
Auch Psychiater Dr. Reinhard Haller meldete sich zu Wort: „Man darf in der Diskussion nicht das Leiden der Nutztiere und deren Besitzer vergessen, die am Morgen ihre zerrissenen Tiere vorfinden. Ich habe mit Betroffenen gesprochen, und man muss sich schon fragen, ob dieses Leid von Mensch und Tier uns 50.000 Euro Schutzmaßnahmen pro Wolf und Jahr wert sind. Allein in Österreich wären rund 30.000 Kilometer Schutzzäune nötig, was doch auch eine unglaubliche Verschandelung unserer Natur bedeuten würde.“
In ihren Schlussworten bekräftigen die Podiumsteilnehmer ihre Standpunkte, bevor Klaus Hämmerle eine spannende und teils emotional geführte Veranstaltung beendete.Grundtenor der Veranstaltung war, dass gegen die Ausbreitung des Wolfes entsprechende Maßnahmen rasch umzusetzen sind. Gehen die Risse nicht massiv zurück, steht die Alpwirtschaft bald am Scheideweg mit unabsehbaren Folgen für die Landwirtschaft, aber auch den Tourismus und die Freizeitbranche. Man darf gespannt sein, wie es in der Thematik Wolf weitergeht.
LK-Präsident Josef Moosbrugger stellte die Position der Landwirtschaftskammer klar: „Ich hoffe die Romantiker lernen, was passieren kann, wenn man nichts unternimmt. Die benachbarte Schweiz hat in 20 Jahren Wolfsmanagement erkannt was zu tun ist, und wir haben in dem Fall das Glück von diesen Erfahrungen zu profitieren. Wir müssen den Anfängen wehren und nicht die selben Fehler machen. Ich fordere wolfsfreie Zonen auch im Sinn der Jäger, die ebenfalls ihre Probleme mit dem Wolf haben. Das ist machbar, wenn man es will. In der Region sind die Bestände niedrig zu halten, und Problemwölfe umgehend zu vergrämen oder zu entnehmen. Wir müssen es schaffen, dass der Wolf Angst vor der Alpwirtschaft und nicht die Alpwirtschaft vor dem Wolf hat. Wir haben lange gut ohne Wolf gelebt, warum brauchen wir ihn jetzt? Sicher nicht für die Biodiversität im Alpenraum, wie wir gehört haben.“
Anders zur Thematik steht bekannterweise Dr. Erik Schmid, Fachtierarzt für Tierhaltung aus Götzis. „Der Wolf kann Jägern helfen schwaches Rotwild zu entnehmen und in meinen Augen hat die Alpwirtschaft größere Probleme als den Wolf. Laut Tierschutzgesetz müssen die Tierhalter ihre Tiere schützen, und dazu braucht es eben Herdenschutzmaßnahmen so wie z. B. in Frankreich. Da hat aber das Land 20 Jahre lang nichts getan. Wolfsfreie Gebiete zu verlangen ist illusorisch“, so Schmid. Marcel Züger entgegnete darauf, dass die Schweiz dies schon viele Jahre versucht habe, und es ebenfalls illusorisch sei, Herdenschutzmaßnahmen als Allheilmittel zu sehen. Die Praxis habe das Gegenteil gezeigt.
Moosbrugger warnte davor französische Schafherden mit hunderten Tieren mit Vorarlberg zu vergleichen, wo oft nur zehn oder zwanzig Tiere in unwegsamem Gelände zu schützen seien. Das ginge nicht.
Moderator Klaus Hämmerle bat dann das Publikum zu Wort. Verständlicherweise meldeten sich zahlreiche betroffene Bauern zu Wort, die sich gegen den Wolf stellten. Darunter auch der Schafzüchter-Obmann Alois Rinderer und Ziegenzucht-Obmann Christoph Vonblon-Bürkle, die sich beide für rasche Maßnahmen im Sinne der Alpwirtschaft gegen die Ansiedelung von Wölfen forderten.
Auch Psychiater Dr. Reinhard Haller meldete sich zu Wort: „Man darf in der Diskussion nicht das Leiden der Nutztiere und deren Besitzer vergessen, die am Morgen ihre zerrissenen Tiere vorfinden. Ich habe mit Betroffenen gesprochen, und man muss sich schon fragen, ob dieses Leid von Mensch und Tier uns 50.000 Euro Schutzmaßnahmen pro Wolf und Jahr wert sind. Allein in Österreich wären rund 30.000 Kilometer Schutzzäune nötig, was doch auch eine unglaubliche Verschandelung unserer Natur bedeuten würde.“
In ihren Schlussworten bekräftigen die Podiumsteilnehmer ihre Standpunkte, bevor Klaus Hämmerle eine spannende und teils emotional geführte Veranstaltung beendete.Grundtenor der Veranstaltung war, dass gegen die Ausbreitung des Wolfes entsprechende Maßnahmen rasch umzusetzen sind. Gehen die Risse nicht massiv zurück, steht die Alpwirtschaft bald am Scheideweg mit unabsehbaren Folgen für die Landwirtschaft, aber auch den Tourismus und die Freizeitbranche. Man darf gespannt sein, wie es in der Thematik Wolf weitergeht.
Schutz für Nutztiere
Der Rechtsausschuss des Vorarlberger Landtags hat ein umfangreiches Maßnahmenpaket beschlossen, das den künftigen Umgang mit Schadwölfen regelt.
Ein Paket bestehend aus zwei Gesetzesänderungen und einem Selbstständigen Antrag soll in Zukunft beim Auftreten eines Wolfes Übergriffe auf Nutztiere vermeiden. Die neue Regelung für Vorarlberg sieht vor: Wenn ein Wolf Nutztiere reißt oder eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit darstellt, weil er etwa im Ortsgebiet unterwegs ist, dann soll es die Möglichkeit geben, diesen Wolf auf Grundlage einer Verordnung unkompliziert zu „entnehmen“, also zu schießen. Dafür werden vom Landtag das Jagd- und das Naturschutzgesetz geändert. Aufgrund dieser gesetzlichen Änderungen ist gewährleistet, dass im Zusammenhang mit Schad- und Problemwölfen schnell gehandelt werden kann. Jetzt muss der Vorarlberger Landtag in seiner nächsten Sitzung die Maßnahmen nur noch beschließen.
Weitere Bilder: https://vbg.lko.at/bildergalerien+2400++1325730+3184
Vortrag Marcel Züger:
Die Wölfe in der Schweiz. Erfahrungen aus Graubünden. Ein Vortrag von Marcel Züger - YouTube
Ein Paket bestehend aus zwei Gesetzesänderungen und einem Selbstständigen Antrag soll in Zukunft beim Auftreten eines Wolfes Übergriffe auf Nutztiere vermeiden. Die neue Regelung für Vorarlberg sieht vor: Wenn ein Wolf Nutztiere reißt oder eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit darstellt, weil er etwa im Ortsgebiet unterwegs ist, dann soll es die Möglichkeit geben, diesen Wolf auf Grundlage einer Verordnung unkompliziert zu „entnehmen“, also zu schießen. Dafür werden vom Landtag das Jagd- und das Naturschutzgesetz geändert. Aufgrund dieser gesetzlichen Änderungen ist gewährleistet, dass im Zusammenhang mit Schad- und Problemwölfen schnell gehandelt werden kann. Jetzt muss der Vorarlberger Landtag in seiner nächsten Sitzung die Maßnahmen nur noch beschließen.
Weitere Bilder: https://vbg.lko.at/bildergalerien+2400++1325730+3184
Vortrag Marcel Züger:
Die Wölfe in der Schweiz. Erfahrungen aus Graubünden. Ein Vortrag von Marcel Züger - YouTube