Wachstumsregler im Wintergetreide
Ziel des Wachstumsreglereinsatzes ist die Absicherung des Getreideertrages durch Vermeidung von Lager. Dabei entscheiden Sortenwahl, Bestandesdichte und Stickstoffdüngung (vor allem auch ob mit oder ohne Wirtschaftsdünger) in Verbindung mit der Witterung darüber, wie Wachstumsregler eingesetzt werden. Grundsätzlich ist der Einsatz in Beständen, die durch Frost, Hitze oder Wassermangel gestresst sind, riskant und kann zu Ertragsdepressionen führen.
Stabilan 400 (Nufarm) hemmt früh die für das Längenwachstum verantwortlichen Pflanzenhormone (Gibberelline). Es verkürzt hauptsächlich die Halmlänge, verstärkt aber auch die Halmwand. Der Wirkstoff hemmt den Haupt- und fördert die Nebentriebe. Stabilan 400 braucht tagsüber mindestens 8 °C und wirkt auch bei bedecktem Wetter. Die Kronenwurzellänge bei Weizen sollte 3 - 4 cm betragen.
Der Wirkstoff Trinexapac ist im Moddus (Syngenta) und den zahlreichen Nachbauprodukten von Moddus enthalten. Moddus hemmt später die Gibberelline. Daher erfolgt ein Einsatz erst ab beginnender Schossphase. Es verkürzt die Länge und verstärkt die Wand des Getreidehalms. Trinexapac hat besonders in Verbindung mit CCC gute einkürzende Wirkung (nicht möglich in Gerste!). Trinexapac braucht tagsüber Temperaturen von über 12 °C. Helles strahlungsreiches Wetter fördert die Wirkung.
Calma ist zur Nufarm gewandert. Calma enthält 175 g/l Trinexapac und ist als Emulsionskonzentrat (EC) formuliert. Moddus, als sog. Mikroemulsion enthält 222 g/l Trinexapac. Countdown NT ist das "Moddus" der FMC. Der Gehalt an Wirkstoff Trinexapac entspricht jener von Moddus. Modan 250 EC (Belchim), Moxa/Tridus (Plantan) und Next (Nufarm, nur im Pack mit Stabilan 400) sind ebenfalls Trinexapac-Produkte mit demselben Wirkstoffgehalt wie Moddus.
Medax Top (BASF) enthält zwei Wirkstoffe, Mepiquat-Chlorid und Prohexadion-Calcium. Medax Top wird immer 1:1 mit Ammonsulfat (Turbo) ausgebracht. Medax Top hemmt ebenfalls die Gibberelinsynthese. Der Wirkungseintritt erfolgt sehr rasch. Medax Top verkürzt die Länge und verstärkt die Wand des Halmes. Die Ansprüche an die Witterung sind mit denen von Stabilan 400 vergleichbar. Der Einsatz erfolgt ebenfalls ab Schossbeginn.
Im vergangenen Jahr wurde von der BASF der Wachstumsregler Prodax eingeführt. Dabei handelt es sich um eine Kombination aus den Wirkstoffen Prohexadione-Calcium (bekannt aus Medax Top) und Trinexapac (bekannt aus Moddus). Prohexadione-Calcium zerfällt bereits beim Ansetzen der Spritzbrühe in die aktive Form Prohexadione. Ammoniumsulfat ist im Prodax bereits in der Formulierung enthalten Trinexapac-ethyl muss in der Pflanze erst metabolisiert werden. Prohexadione wirkt sofort bei der Applikation und ist unabhängiger von Strahlung und Temperatur. Trinexapac braucht Strahlung und Temperaturen über 12 °C und die zeitlich verzögerte Aktivität führt zu einer länger anhaltenden Wirkung.
Der Wirkstoff Ethephon, enthalten im Cerone (Bayer), Orlicht und Ipanema (Plantan), setzt das wachstumshemmende Hormon Ethylen, welches die Internodienstreckung hemmt, in der Pflanze frei. Es verkürzt die Halmlänge. Die Halmwand wird nicht beeinflusst. Das bei der Gerste gefürchtete Ährenknicken reduziert sich. Von allen Wachstumsreglern hat Ethephon die höchsten Temperaturansprüche von tagsüber 15 °C und nachts über 10 °C. Der Einsatz erfolgt erst im Fahnenblattstadium. Tankmischungen mit Herbiziden sind nicht möglich.
Zur Verringerung der Durchfahrten im Getreide wird die Anwendung von Wachstumsreglern oftmals mit anderen Pflanzenschutzmitteln kombiniert. Vor der gemeinsamen Ausbringung müssen in jedem Fall die Hinweise zur Mischbarkeit in den jeweiligen Gebrauchsanleitungen beachtet werden. So soll z.B. Moddus, Prodax und Medax Top nicht mit Artus und Cerone generell nicht mit Herbiziden gemischt werden oder es kann in Mischung mit Azolen (Folicur, Tilt, Rubric..) die Aufwandmenge des Wachstumsreglers reduziert werden.
Die nachfolgenden Aufwandmengen möglicher Wachstumsreglereinsätze gelten für wüchsige Bedingungen und nicht für durch Wassermangel gestresste Bestände!
In der Wintergerste erfolgt der erste Wachstumsreglereinsatz im EC 31/32 mit 0,5-0,7 l/ha Moddus (Countdown NT, Modan, Moxa..) oder 0,75 bis 1 l/ha Medax top + Turbo oder 0,75 kg/ha Prodax. Wenn Wirtschaftsdünger im Spiel sind, dann eher die höheren Aufwandmengen verwenden. Im EC 31/32 kann bei vorhandenen Netzflecken auch eine reduzierte Aufwandmenge (mindestens 75% der regulären Aufwandmenge) eines Azols (Tilt, Rubric..) dazugegeben werden. Propiconazol hältige Produkte (Tilt 250 EC, Achat, Bolt XL, Propi 25 EC, Gladio, Bravo Bremium) sollten heuer noch verbraucht werden! Die Hauptfungizidmaßnahme muss aber im EC 39/49 erfolgen, in Kombination mit 0,3-0,4 l/ha Cerone, um den obersten Halmabschnitt (Pedunkel) zu kürzen und den Ährenknick zu verhindern.
Im Winterweizen und Triticale sollten heuer aufgrund der eher dichten Bestände Kombinationen eingesetzt werden. Im Stadium EC 31/32 können z.B. 0,8 l/ha Stabilan 400 mit 0,2-0,3 l/ha eines Trinexapac-Produktes (Moddus, Moxa…) kombiniert werden. 0,8 l/ha Stabilan kann auch mit 0,5 l/ha Medax Top + 0,5 kg/ha Turbo oder auch mit 0,4 kg/ha Prodax kombiniert werden. Bei hoher Triebdichte könnte auch noch im EC 37/39 mit 0,3 kg/ha Prodax oder auch 0,3-0,4 l/ha Cerone nachgekürzt werden.
Winterroggen sollte aufgrund seiner Trieblänge zweimal gekürzt werden. Die erste Kürzung im EC 31/32 mit z.B. 0,8 l/ha Stabilan 400 in Kombination mit 0,5 l/ha eines Trinexapac-Produktes (Moddus, Moxa…) oder in Kombination mit 0,5 l/ha Medax Top + 0,5 kg/ha Turbo oder auch kombiniert mit 0,4 kg/ha Prodax. Die zweite Kürzung im EC 37-39 könnte dann mit 0,5 kg/ha Prodax oder auch 0,4 l/ha Cerone erfolgen.