27.08.2020 |
von Jasmin Nägele
Lohnt sich meine Direktvermarktung?
Eine keyQuest Landwirtebefragung ergab 2016, dass in Österreich 27 Prozent aller Landwirtinnen und Landwirte, das sind circa 36.000 Betriebe, einen Teil ihrer Erzeugnisse direkt vermarkten. Weiters ergab die Befragung, dass diese Betriebe im Durchschnitt einen Anteil von 34 Prozent ihres landwirtschaftlichen Einkommens mit der Direktvermarktung erwirtschaften.
Viele Neueinsteiger
Warum steigen immer mehr Betriebe in die Direktvermarktung ein? Bei diesem direkten Verkaufsweg gibt es keine Handelsspanne und die Erlöse bleiben direkt am Betrieb. Jedoch werden oft voreilig Preise festlegt und zu wenige Kostenpositionen berücksichtigt. Es ist sehr wichtig, dass die richtigen Preise kalkuliert werden, nur dadurch kann die Wirtschaftlichkeit der Vermarktung sichergestellt werden. Als Grundvoraussetzung für eine Kalkulation ist es wichtig, die eigenen Zahlen zu kennen und zu verwenden. Sollte es Kostenpositionen geben, welche nicht bekannt sind, können auch Erfahrungswerte (Branchendurchschnittswerte) verwendet werden. Jedoch sind diese weniger aussagekräftig wie die eigenen Kosten und sollten möglichst vermieden werden. Es sollten niemals Preise ungeprüft von anderen Betrieben übernommen werden. Denn jeder Betrieb hat ganz unterschiedliche Voraussetzungen und Ziele, deshalb sollte immer auf den eigenen Betrieb abgestimmt kalkuliert werden. Eine Preiserhöhung nach dem Verkaufsstart oder der Einführung eines neuen Produktes ist schwer bis gar nicht mehr möglich. Daher ist es wichtig, das richtige Preisniveau vom Start weg zu finden.
Richtige Kalkulation
Bei der Kalkulation müssen alle Kostenpositionen zusammengezählt werden, um den Mindestverkaufspreis zu ermitteln. Folgende Kostenpositionen spielen dabei eine Rolle: variable Spezialkosten, Fix- und Gemeinkosten und kalkulatorische Kosten (Lohnkosten, Gewinn- und Risikozuschlag). Variable Spezialkosten sind direkt auf das Produktverfahren zuordenbar und sind produktionsabhängig, das heißt, sie steigen mit der Zahl der verkauften Produkte (z.B.Verpackungsmaterial, Zutaten, Hilfsstoffe, etc.). Die Fixkosten hingegen entstehen unabhängig von der Produktionsmenge (z.B. Abschreibungen der Direktvermarktungsräume, -gebäude, -maschinen, Beratungskosten, Mitgliedsbeiträge, Versicherungen, etc.). Die variablen Kosten für ein Produkt können durch einfache Aufzeichnungen (Rechnungen, Ausgabenliste, Buchführung…) ermittelt werden. Die Fix- und Gemeinkosten müssen rechnerisch ermittelt werden. Der Lohnansatz wird über Aufzeichnungen geleisteter Arbeitsstunden festgestellt.
Zu beachten!
Kalkuliere und mache deine Produkte und Preise immer selbst und sei dir über deine eigenen Kosten im Klaren. Die Berechnungen sollten auch regelmäßig überprüft beziehungsweise neu berechnet werden, da sich die Produktionskosten laufend verändern können. Wenn der notwendige Preis zur Kostendeckung nicht erreicht werden kann, denke über neue Wege und neue Produktvarianten nach.
Beispiel:
Berechnung eines 0,25 Liter Trinkjoghurts
Variable Kosten Trinkjoghurterzeugung (Milch, Kulturen, Gläser, ...) 0,80 Euro
+ Lohnansatz (=Arbeitszeit für das Produkt x gewünschter Stundenlohn) 0,60 Euro
+ Fixkosten: 0,40 Euro
= Herstellungspreis = 1,80 Euro
+ Gewinn- und Risikozuschlag (in diesem Beispiel 10 Prozent): = 0,18 Euro
ergibt einen Mindestverkaufspreis von 1,98 Euro
Variable Kosten Trinkjoghurterzeugung (Milch, Kulturen, Gläser, ...) 0,80 Euro
+ Lohnansatz (=Arbeitszeit für das Produkt x gewünschter Stundenlohn) 0,60 Euro
+ Fixkosten: 0,40 Euro
= Herstellungspreis = 1,80 Euro
+ Gewinn- und Risikozuschlag (in diesem Beispiel 10 Prozent): = 0,18 Euro
ergibt einen Mindestverkaufspreis von 1,98 Euro
Kurs Tipp: Zertifikatslehrgang „Bäuerliche Direktvermarktung“
Sie erhalten einen umfassenden Einblick in die Welt der Direktvermarktung. Praxisnah wird Ihnen das notwendige Rüstzeug für die Optimierung bzw. den Aufbau eines Betriebszweiges in der Direktvermarktung vermittelt.
Zeitraum: 09.11.2020 bis 26.04.2021 (17 Tage)
Preis: 479 Euro (gefördert mit landwirtschaftlicher Betriebsnummer)
Weitere Informationen erhalten Sie beim LFI Vorarlberg unter T 05574/400-192 oder E lfi@lk-vbg.at.
Zeitraum: 09.11.2020 bis 26.04.2021 (17 Tage)
Preis: 479 Euro (gefördert mit landwirtschaftlicher Betriebsnummer)
Weitere Informationen erhalten Sie beim LFI Vorarlberg unter T 05574/400-192 oder E lfi@lk-vbg.at.