Grüner Bericht 2023: Volatile Preis- und Absatzsituation führte zu kurzfristigem Aufatmen
Die Analyse für das Jahr 2022 kommt zu einem Ausnahme-Ergebnis: Die international stark schwankende Preis- und Absatzsituation führte 2022 zu einem kurzfristigen Aufatmen. Im Durchschnitt kam es zu einem Einkommensplus von 42% bezogen auf das Jahr davor. Der Stundenlohn 2022 von rund 16 Euro brutto zeigt jedoch nach wie vor einen niedrigen Wert. Zum Vergleich: Jener der unselbständigen Erwerbstätigen lag bei rund 24 Euro. Dennoch erbringen Österreichs Bäuerinnen und Bauern trotz der volatilen Agrarmarktsituation eine Vielzahl an ökologischen Mehrleistungen für die ganze Gesellschaft: Etwa stellen sie mehr Biodiversitätsflächen als je zuvor zur Verfügung, investieren in Tierwohl oder pflegen die Kulturlandschaft. "Ein volatiles Krisenjahr führt erfahrungsgemäß zu einem Einkommensrückgang im darauffolgenden Jahr: Dies zeigen bereits die seit Beginn des Jahres 2023 sinkenden Erzeugerpreise bei nahezu gleich hohen Produktionskosten. Wir erwarten für 2023 daher ein rückläufiges bäuerliches Einkommen", resümiert der Leiter der Sektion Landwirtschaft im BML, Johannes Fankhauser, den neuen Grünen Bericht für das Jahr 2022, der nun dem Nationalrat übermittelt wird.
Landwirtschaftliche Produktion im Jahr 2022
- Der primäre Sektor trug 2022 rund 1,5% zur Bruttowertschöpfung bei.
- Der Produktionswert der Land- und Forstwirtschaft betrug 2022 rund 13,5 Mrd. Euro (+23,3%). Davon entfielen 10,5 Mrd. Euro auf die Landwirtschaft und 3 Mrd. Euro auf die Forstwirtschaft.
- Der Wert der pflanzlichen Erzeugung erhöhte sich 2022 um 26,9% auf rund 5,1 Mrd. Euro.
- Der Wert der tierischen Produktion erhöhte sich 2022 um 19,6% auf rund 4,4 Mrd. Euro.
- Die Aufwendungen der österreichischen Landwirtschaft für Vorleistungen erhöhten sich um 23,2% und betrugen rund 6,1 Mrd. Euro.
- Eine drastische Verteuerung gab es bei Düngemitteln, ebenfalls erhebliche Preisanstiege waren bei Futtermitteln und Energie zu verzeichnen.
Der österreichische Agraraußenhandel entwickelte sich im Jahr 2022 positiv und ausgeglichen. Die Exporte erhöhten sich um 16,7% auf 16,16 Mrd. Euro. Die Importe erhöhten sich um 16,8% auf 16,21 Mrd. Euro. Beim Handel mit agrarischen Produkten waren EU-Staaten Österreichs wichtigste Handelspartner (DE, IT, NL, HU).
Einkommensentwicklung 2022
Für das Jahr 2022 wurden die Buchführungsdaten von 1.936 land- und forstwirtschaftlichen Betrieben ausgewertet.
Der Betrachtungszeitraum war für die Land- und Forstwirtschaft aufgrund stark schwankender Entwicklungen auf den internationalen Agrarmärkten ein Ausnahmejahr. Die Einkünfte aus der Land- und Forstwirtschaft liegen laut Grünem Bericht im Durchschnitt bei 45.757 Euro je Betrieb (rund 1,4 betriebliche Arbeitskräfte).
Die außergewöhnlich volatile Preis- und Absatzsituation bei einigen Agrarprodukten führte im Durchschnitt zu einem Einkommensplus von 42% gegenüber dem Jahr davor. Das kurzfristige Hoch nach Jahren der gedämpften Preissituation ist aber kein Grund zur Euphorie: Der Stundenlohn lag 2022 im Durchschnitt bei rund 16 Euro brutto. Zum Vergleich: Jener der unselbständigen Erwerbstätigen lag bei rund 24 Euro.
Stark belastetet hat die bäuerliche Berufsgruppe 2022 vor allem deutlich gestiegene Aufwendungen bei Energie, Futter- und Düngemitteln.
In den vergangenen Jahren war die Land- und Forstwirtschaft von den Folgen diverser Krisen wie der Corona-Pandemie, dem Energiepreisanstieg, dem russischen Angriffskrieg in die Ukraine oder anhaltend hoher Inflation geprägt. Deshalb zeigt die Entwicklung der Einkommen über einen längeren Zeitraum starke Schwankungen.
Ausblick Einkommensentwicklung 2023
Aufgrund stark sinkender Erzeugerpreise (etwa bei Milch, Weizen oder Holz), sowie anhaltend hoher Betriebsmittelkosten wird 2023 ein Einkommensrückgang erwartet.
Auch der Klimawandel und die damit einhergehenden Wetterveränderungen bringen die Land- und Forstwirtschaft zunehmend unter Druck. Hitze, Dürre, Hagel, Sturm und Überschwemmungen lösten heuer bereits große Schäden aus.
Eine durchschnittliche Betrachtung auf das Vorjahr bezogen ist wenig aussagekräftig, was die wirtschaftliche Ertragslage der Betriebe betrifft. Die Einkommensentwicklung ist über mehrere Jahre hinweg zu beurteilen. Im Zehnjahresvergleich zeigt sich bis zum Vorjahr eine Stagnation. Ein Einkommensplus ist zum Erhalt der bäuerlichen Struktur sowie für Investitionen für mehr Tierwohl- und Klimaschutzmaßnahmen notwendig.
"Unsere Land- und Forstbetriebe versorgen uns tagtäglich mit Lebensmitteln, erneuerbarer Energie und Rohstoffen, darüber hinaus sind sie ein unverzichtbarer Wirtschaftsfaktor. Das verdeutlichen die Ergebnisse des Grünen Berichts für das Jahr 2022. Die land- und forstwirtschaftliche Produktion ist ein wesentliches Fundament unserer Volkswirtschaft. Der Produktionswert der Land- und Forstwirtschaft lag bei rund 13,5 Mrd. Euro. Davon entfielen 10,5 Mrd. Euro auf die Landwirtschaft und 3 Mrd. Euro auf die Forstwirtschaft“, so der zuständige Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig.