Gemüsebau als weiteres Standbein
von Maria Klien | Kommunikation
„Meine Eltern haben den Hof an meinen Bruder Johannes übergeben. Mittlerweile arbeiten alle Geschwister in der einen oder anderen Rolle mit. Unser Hof ist definitiv ein Familienbetrieb bei dem jeder und jede gebraucht wird“, meint Elisa. Bei der Übernahme war „Unsre wilde Farm“ in Lochau ein klassischer Milchviehbetrieb. Bald wurde klar, dass die Geschwister ihren eigenen Weg einschlagen. Johannes Schlachter absolvierte den Facharbeiterkurs für Feldgemüsebau. Als Teil der Ausbildung legte er Gemüsefelder am eigenen Betrieb an. Dabei wurde er von Elisa tatkräftig unterstützt. Heute pflanzt sie circa 40 verschiedene Gemüsekulturen sowie Kräuter und Schnittblumen an. Neben den recht kleinräumig strukturierten Gemüsefeldern und einem kleinen Gewächshaus bauen die Geschwister auf circa einem halben Hektar Kartoffeln an. Alle Gemüsesorten sind Bio-zertifiziert. Das stellt für die vielen verschiedenen Sorten einen relativ hohen Dokumentationsaufwand dar, wird aber von vielen Kunden gewünscht.
Miteinander in Kontakt
„Mir ist wichtig, dass ich das Gemüse direkt an Endkonsumenten weitergeben kann. So kann ich auch mal erklären, falls dieses oder jenes Gemüse heuer nicht oder nicht in gewohnter Qualität geliefert werden kann. Es entsteht ein Verständnis und Wertschätzung. Der wichtigste Vertriebskanal sind momentan sicher unsere Abokisten. Diese können immer samstags direkt bei uns ab Hof abgeholt werden. Das gibt mir auch eine gewisse Planbarkeit. Sollte es einen Überschuss an Gemüse geben, habe ich noch meine Abnehmer/-innen aus der Gastronomie oder ich verkoche das Ganze einfach für den privaten Gebrauch. Speziell bei uns ist, dass wir keinen externen Dünger zukaufen, sondern mit unserem Kompost, unserer Brennnesseljauche und dem Kuhmist über die Runden kommen. Generell macht es Sinn ungenutzte Wiesen als Land für den Gemüsebau zu nutzen. Allerdings muss man sich auch bewusst sein, dass Gemüsebau wesentlich schwieriger ist, als Gras zu mähen“, stellt Elisa fest. Momentan besucht die gelernte Gärtnerin den Meisterkurs im Gartenbau mit Schwerpunkt Gemüsebau. „Durch diese Weiterbildung bekomme ich Einblick in viele Gemüsebaubetriebe und kann mir überlegen, was für mich und unseren Hof stimmig ist.“ Elisa ist neben ihrer Arbeit am Hof zu 60 Prozent bei der Stadtgärtnerei Bregenz angestellt. Außerdem engagiert sie sich als Kammerrätin und vertritt die Interessen der Dienstnehmer in der Landwirtschaft. „Mir ist es wichtig, dass ich am Ende des Tages zufrieden bin. Mit Gemüsebau reich zu werden ist wohl eher schwierig und sollte auch nicht das Ziel sein. Gleichzeitig will ich für die Mühe, die ich in das Gemüse stecke, auch einen Gegenwert. Es sollte für alle Beteiligten ein fairer Handel sein“, so Elisa. Auch die Work-Life-Balance ist für sie zentral. „Ich sehe mich nicht jeden Sonntag auf dem Feld am Unkraut jäten. Genauso wenig möchte ich aber nur noch im Büro sein und die Feldarbeit an andere delegieren. Hier ist es mir wichtig, einen Zwischenweg zu finden, sodass ich auch dauerhaft Freude am Gemüsebau habe.“
Unsre wilde Farm – Familie Schlachter
Frisches Gemüse kann direkt ab Hof über die Gemüsekiste erworben werden.
Infos dazu: I unsre-wilde-farm.at