Es kann nicht so weitergehen
Bestürzt über Berichte, denen zufolge tausende EU-Schlachtrinder eine monatelange Odyssee über´s Mittelmeer durchleben müssen, wenden sich Europa-Parlamentarierin Simone Schmiedtbauer, LK Österreich-Präsident Josef Moosbrugger und Rinderzucht Austria-Obmann Stefan Lindner nun in einem offenen Brief an die EU-Kommission. Einerseits fordern sie eine rasche Lösung der aktuellen Problematik, die nicht nur den betroffenen Tieren, sondern der gesamten europäischen Landwirtschaft einen erheblichen Schaden zufügt. Andererseits setzen sie sich für nachhaltig wirkende Verbesserungen des gesamten EU-Tiertransport-Systems ein. Dazu zählen mehr Transparenz bei Tiertransporten, bessere Kontrollen der europäischen Bestimmungen und ein EU-Exportverbot für Schlachttiere in Drittstaaten.
System verbessern, heimische Qualitätslandwirtschaft schützen
Wir sind nicht nur selbst über diese Berichte entsetzt, sondern bekommen auch unzählige Rückmeldungen aufgebrachter Bäuerinnen und Bauern. Niemand kann nachvollziehen, wie so etwas – ausgehend von unserer Europäischen Union mit ihren sonst doch so strikten Bestimmungen – möglich sein kann. Wir sorgen tagtäglich voller Einsatz und Begeisterung für das Wohl unserer Tiere und werden in den öffentlichen Diskussionen trotzdem mit Derartigem in einen Topf geworfen. Das wollen und werden wir nicht auf uns sitzen lassen“, kritisiert LKÖ-Präsident Moosbrugger scharf. „Es ist uns daher sehr wichtig, der EU-Kommission vor Augen zu führen, welch große Anstrengungen wir unternehmen, um für Tierwohl in Österreich zu sorgen – von höheren nationalen Standards über Tierwohlpakt mit Anreizen bis zu Kälberstrategie. Um mit unserer Qualität im Wettbewerb bestehen zu können, ist es entscheidend, dass uns die Menschen vertrauen und sich bewusst für unsere Lebensmittel entscheiden. Auch aus diesem Grund fordern wir EU-Tierschutzkommissarin und EU-Agrarkommissar nachdrücklich auf dafür zu sorgen, dass solch untragbare Zustände auf den Meeren abgestellt und künftig verhindert werden – im Sinne aller europäischen Nutztiere sowie Bäuerinnen und Bauern, Tierschutz darf nicht bei der Stalltür aufhören“, unterstreicht Moosbrugger.
Schmiedtbauer fordert EU-Exportverbot für Schlachttiere in Drittstaaten
"Es scheint so, als würde die Odyssee der rund 1.800 Rinder auf der ‚Elbeik‘ nun in jenem Land zu Ende gehen, in dem sie im Dezember letzten Jahres begonnen hat: in Spanien. Nachdem die Rinder im vorgesehenen Zielland, der Türkei, wegen des Verdachts auf Blauzungenkrankheit abgelehnt wurden, hat die Irrfahrt über das Mittelmeer begonnen. Es wurde versucht, die Rinder in verschiedenen nordafrikanischen Ländern zu verkaufen, jedoch ohne Erfolg. Die Reise hat sich dann Woche um Woche hinausgezogen. Offiziell sind die Zustände an Bord des Schiffes zwar nicht bekannt, angesichts der Transportdauer ist jedoch zu befürchten, dass die Tiere unter höchst unwürdigen Bedingungen ihr Dasein fristen müssen“, berichtet die EU-Parlamentarierin Schmiedtbauer aus europäischen Quellen. „Dieses Drama, das es auch auf einem anderen Schiff gegeben hat, steht für mich sinnbildlich für den Export von Schlachtrindern aus der EU in Drittstaaten. Daher fordern wir die Europäische Kommission erneut auf, ein Verbot von Schlachtrinderexporten aus der EU in Drittstaaten vorzulegen“, so die Europa-Parlamentarierin. Exporte sollen ausschließlich für Zuchttiere zulässig sein, wo deutlich höhere Standards herrschen, weil die volle Vitalität der Tiere im zentralen Interesse des Empfängers liegt.
Lindner: EU-weit mehr Transparenz und bessere Kontrollen
„Darüber hinaus fordern wir die EU-Kommission auf, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um für mehr Transparenz bei Transporten von Lebendtieren zu sorgen. Bei der Verbringung muss das Wohl unserer Nutztiere EU-weit und somit flächendeckend sichergestellt bzw. verbessert werden. Das muss bei einer zukünftigen Überarbeitung der Verordnung 1/2005 berücksichtigt werden“, betont Rinderzucht Austria-Obmann Lindner. „Wir fordern außerdem, dass die europäischen Institutionen mit verstärkten Kontrollen dafür Sorge tragen, dass die bestehenden europarechtlichen Bestimmungen hinsichtlich Tiertransport und Tierwohl auch tatsächlich eingehalten werden. Es kann nicht sein, dass Länder, die vorbildlich kontrollieren wie Österreich, deswegen umgangen werden – auf Kosten von Tierwohl, Klima und Wirtschaft. Wir fordern die EU-Kommission auf, hier für ein einheitlicheres und besseres System zu sorgen“, betont Lindner.